Gefahr im Fitness-Studio - Vogel, M: Gefahr im Fitness-Studio
»Ich denke, ich rufe jetzt doch besser die Polizei.«
»Nein! Nicht!«, rief Mareike. »Wenn Sie mich anzeigen, verrate ich der Polizei, womit hier im Studio das richtig große Geld verdient wird. Und dann sitzen Sie ganz schön in der Patsche.« Die letzten Worte zischte sie so leise, dass Kim sie kaum verstand. Mareikes Stimme hatte plötzlich einen bedrohlichen Unterton bekommen.
»Ich fasse es nicht! Versuchst du etwa gerade, mich zu erpressen?«, rief Rita wütend. »Ich warne dich, leg dich lieber nicht mit mir an! Außerdem hast du keinerlei Beweise.«
»Stimmt«, gab Mareike zu. »Aber wenn ich der Polizei einen Tipp gebe, wird es garantiert Nachforschungen geben. Und das wäre gar nicht gut für den Ruf den Studios.«
»Du kleines Miststück!«, Rita schnauzte Mareike an. »Was glaubst du eigentlich, wer du bist?« Sie hielt einen Moment inne, dann fuhr sie mit ruhigerer Stimme fort. »Na gut, diesmal werde ich Gnade vor Recht ergehen lassen und auf eine Anzeige verzichten. Aber wehe, du versuchst noch einmal, dem Studio zu schaden. Keine krummen Dinger mehr, klar? Und kein Sterbenswörtchen zu niemandem über das, was du hier gesehen hast. Sonst informiere ich sofort die Polizei. Hast du das verstanden?«
»Ja, alles klar«, murmelte Mareike widerwillig.
»Und jetzt gehst du nach draußen und entfernst endlich diese furchtbaren Schmierereien«, befahl Rita. »Du arbeitest heute so lange, bis auch der letzte Rest Farbe von der Mauer verschwunden ist.«
»Aber das schaffe ich nie an einem Nachmittag!«, beschwerte sich Mareike. »Außerdem muss ich um fünf weg.«
»Das hättest du dir vorher überlegen sollen«, sagte Rita kalt. »Na los, worauf wartest du noch? An die Arbeit – und zwar ein bisschen plötzlich.«
Kim hörte Schritte und konnte sich gerade noch rechtzeitig hinter dem Getränkeautomaten in Sicherheit bringen, bevor Mareike aus Ritas Büro schoss und wütend die Tür hinter sich zuknallte. Ihr Gesicht war knallrot und ihre Augen waren verquollen. Offenbar hatte sie geweint.
»So eine hundsgemeine Mistkuh!«, murmelte sie, als sie am Getränkeautomaten vorbei in Richtung Ausgang stapfte.
Kim sah ihr verwirrt hinterher. Sie überlegte gerade, ob sie Mareike folgen sollte, als sich die Tür noch einmal öffnete und Rita auf den Flur trat. Ihr Gesicht war undurchdringlich und zeigte nicht die geringste Spur von Wut oder Ärger. Wenn Kim das Gespräch nicht mit eigenen Ohren gehört hätte, wäre sie nie auf die Idee gekommen, dass Rita sich gerade heftig mit Mareike gestritten hatte.
Als Rita Kim erblickte, setzte sie ihr professionelles Kundenbetreuungslächeln auf und flötete: »Hallo, Kim! Du willst wohl den Preis als fleißigste Kundin des Monats gewinnen, was? Kann ich dir irgendwie helfen?«
Kim schüttelte den Kopf. »Nein, danke.« Sie zeigte auf den Getränkeautomaten. »Ich wollte mir nur gerade einen Energy-Drink holen, aber ich hab leider nicht genug Kleingeld.«
»Kein Problem, ich wechsel dir was«, sagte Rita. »Komm mit zur Kasse, das haben wir gleich.«
Nachdenklich folgte Kim der Studio-Chefin zum Empfangstresen. Obwohl Rita jetzt wieder die Freundlichkeit in Person war, war Kim auf der Hut. Sie wusste nun, dass Rita auch noch ein ganz anderes, sehr viel unangenehmeres Gesicht hatte.
Detektivtagebuch von Kim Jülich
Montag, 17:15 Uhr
Jetzt ist es amtlich: Mareike hat die Parolen auf die Fassade des Fitness-Clubs gesprüht. Wir hatten also tatsächlich den richtigen Riecher. Aber deswegen ist der Fall noch lange nicht aufgeklärt. Im Gegenteil, im Moment ist alles undurchsichtiger denn je.
Komischerweise wusste Rita nämlich schon, dass Mareike die Täterin ist. Ich habe mitbekommen, wie sich die beiden heftig deswegen gestritten haben. Wie Rita wohl dahinter gekommen ist?
Aber noch merkwürdiger ist, dass Rita Mareike nicht bei der Polizei angezeigt hat. Offenbar hat Mareike irgendetwas gegen das Studio in der Hand. Habe leider nicht mitbekommen, was. Doch ich bin mir ganz sicher, dass hier der Schlüssel zur Lösung des Falls liegt.
Außerdem hat Mareike offenbar Schulden beim Studio. Wir müssen unbedingt herauskriegen, weshalb. Das könnte allerdings ein hartes Stück Arbeit werden. Freiwillig erzählt uns Mareike bestimmt nichts. Ich wollte heute nach dem Training mit ihr reden, als sie gerade dabei war, die Schmierereien zu entfernen. Aber sie hat total abgeblockt. Hat nur wie eine Wilde an der Fassade herumgeschrubbt und ist überhaupt nicht auf
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