Gefahrenzone (German Edition)
kontrolliert zu verringern, während die Reaper die Landestelle mit ihren vorderen Kameras aufnahm. Erst im letzten Augenblick, als die Drohne im Zielanflug in achtzehn Meter Höhe neben einer viel befahrenen vierspurigen Straße entlangschwebte, zog das Phantom hart am Steuerknüppel, ließ die Drohne nach links abschmieren und nahm jeden Antrieb weg. Die Drohne fiel wie ein Stein vom Himmel, schlug auf dem harten Feld auf, überschlug sich mehrere Male und blieb liegen.
Die Männer und Frauen in Creech, in Langley und in Arlington, die diesen Albtraum aus der ersten Reihe verfolgen konnten, zuckten alle zur selben Zeit zusammen, als der ruhige Flug durch diesen überraschenden geplanten Absturz beendet wurde.
Im Kontrollzentrum der Creech Air Force Base waren Major Reynolds und Captain Pratt immer noch wie vom Donner gerührt. Gleichzeitig kochten sie vor Wut. Sie rissen sich die Kopfhörer herunter, gingen in den warmen, windigen Nachmittag hinaus und warteten auf die Opferzahlen aus der FOB Everett.
Beide Männer waren schweißgebadet, und ihre Hände zitterten.
Schließlich erfuhren sie, dass bei diesem Angriff acht amerikanische und einundvierzig afghanische Soldaten ums Leben gekommen waren.
D er Air-Force-Oberst hatte im Pentagon vor dem 72-Zoll-Bildschirm gestanden, auf dem das gesamte Geschehen zu sehen gewesen war, bis die Übertragung zwei Minuten zuvor abrupt abgerissen war.
»Ich schlage vor, wir bereinigen die Sache vor Ort.«
Er bat seine Vorgesetzten um die Genehmigung, eine zweite Drohne in diese Gegend zu schicken, um das entführte UAV an seinem Absturzort zu zerstören. Zumindest sollte jeder Hinweis darauf vernichtet werden, dass es sich um eine amerikanische Drohne handelte. Mit etwas Glück – und einer Menge Hellfire-Raketen – konnte man die Reaper vielleicht völlig vom Erdboden tilgen.
Einige im Raum stimmten zu, viele hielten sich jedoch erst einmal bedeckt. Tatsächlich gab es die Vorschrift, dass Drohnen, die jenseits der Grenze im Al-Qaida-Gebiet abstürzten, zerstört werden mussten, um ihre Geheimnisse zu bewahren und dem Feind nicht als Propaganda dienen zu können.
Verteidigungsminister Bob Burgess saß am Ende des langen Tisches. Er klopfte mit dem Bleistift auf einen vor ihm liegenden Notizblock, während er nachdachte. Nach einiger Zeit hörte er mit dem Getrommel auf und fragte: »Colonel, können Sie mir garantieren, dass diese zweite Drohne nicht ebenfalls entführt wird und direkt neben der Cyclops 04 zum Absturz gebracht wird oder, noch schlimmer, über die Grenze fliegt und unsere eigenen Truppen oder die unserer Verbündeten angreift?«
Der Oberst schaute den Verteidigungsminister an und schüttelte den Kopf. »Offen gesagt, Sir, bis wir mehr darüber wissen, was da gerade passiert ist, kann ich für überhaupt nichts garantieren.«
»Dann sollten wir unsere Drohnen retten, solange wir noch welche haben«, sagte Burgess.
Der Colonel nickte. Zwar mochte er den Sarkasmus des Verteidigungsministers überhaupt nicht, aber dessen Logik war unumstößlich.
»Jawohl, Sir.«
Der Minister hatte in der letzten halben Stunde mit Admirälen, Generälen, Obersten, CIA-Beamten und dem Weißen Haus konferiert. Von allen Gesprächen, die er seit dem Ausbruch dieser Krise geführt hatte, war das mit einem General-Atomics-Techniker jedoch das informativste gewesen. Dabei war dieser nur zufällig im Pentagon anwesend. Trotzdem hatte man ihn sofort zum Verteidigungsminister gebracht.
Als man dem Mann das Ausmaß der Krise erklärte, warnte er mit deutlichen Worten, dass die Annahme äußerst gefährlich wäre, dass es für die Täter irgendwelche technischen Begrenzungen gäbe, was die geografische Reichweite ihrer Operationen angehe. Dabei käme es auch nicht darauf an, wie genau sie sich in diese Drohne eingehackt hätten. Kein Militär und kein General-Atomics-Techniker könne beim gegenwärtigen spärlichen Wissensstand ausschließen, dass ein Hacker, der eine Drohne in Pakistan unter seine Kontrolle brachte, nicht auch eine US-Drohne, die gerade die mexikanisch-amerikanische Grenze überquerte, oder eine, die in Südostasien oder Afrika unterwegs war, übernehmen könnte.
Der Verteidigungsminister traf auf der Grundlage dieser Aussage seine Entscheidung, die er jetzt allen im Raum Anwesenden verkündete: »Wir wissen nicht, wer dieser Angreifer ist. Wir wissen ebenso wenig, wie genau er in unser Netzwerk eingedrungen ist. Deshalb ordne ich bis auf Weiteres ein
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