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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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Arthurs warnendes Zischen ließ ihn herumfahren. Arthur deutete noch einmal auf die Treppe und dann auf sich selbst. Hugh nickte, obwohl ihm nicht klar war, weshalb Arthur sich gemeinsam mit ihm an der Treppe positionieren wollte. Nun drang ein lautes Krachen aus dem zweiten Stockwerk, dem ein deutscher Redeschwall folgte. Er verhielt sich mucksmäuschenstill, und auf einmal wusste er, was Arthur vorhatte. Es vergingen ein paar Minuten, bis es noch lauter wurde. Dann schlug eine Tür zu und man hörte zwei unterschiedliche Stimmen. Hugh übersetzte die Worte im Stillen.
    „Du lässt mich alles alleine tragen.“
    „Von wegen! Jetzt hör auf zu meckern und beweg dich!“
    „Wir hätten Verstärkung anfordern sollen. Das Ding ist viel zu schwer für uns.“
    „Halt endlich den Mund! Wir können es jetzt nicht ändern und wir müssen hier weg.“
    Hugh konnte kaum die Hand vor Augen sehen, aber er erkannte die Stimmen und war in der Lage, ihnen die entsprechenden Gesichter zuzuordnen. Einer der Männer war schlaksig und dunkelhaarig und er hatte einen extremen Überbiss. Sein Kompagnon war ein eher gedrungener Mensch mit kurzen Beinen. Hugh waren diese beiden Agenten wohlbekannt. Sie waren tödliche Gesellen; daran änderte auch ihre Erscheinung nichts. Hugh und Arthur hatten gewusst, dass jemand Radiosignale aus diesem Haus sendete, aber sie hatten nicht gewusst, wer es war.
    Die Stimmen näherten sich. Es polterte auf den Stufen. „Du wirst es noch fallen lassen, du Idiot!“
    „Kann ich etwas dafür, dass meine Arme keine zwei Kilometer lang sind?“
    „Du bist offenbar zu gar nichts zu gebrauchen.“
    „Schnauze! Mach weiter!“
    Hugh hatte monatelang auf die Befreiung Nordafrikas hingearbeitet. Und er hatte befürchtet, dass er jetzt, wo es endlich so weit war, seinen Einsatz vermasseln könnte. Doch seine Aufregung hatte sich inzwischen gelegt. Er lächelte, als Stimmen und Schritte näher kamen. Die Männer schleppten ein Sendegerät von der Größe einer Waschmaschine die Treppe hinunter und setzten vorsichtig einen Schritt vor den anderen.
    Hugh und Arthur traten gleichzeitig aus ihrem Versteck. Hugh zielte mit dem Revolver direkt auf die Nieren des Kleinen. „Guten Abend“, sagte er in kultiviertem Deutsch. „Es ist sehr aufmerksam von Ihnen, für uns aufzuräumen, meine Herren. Aber ich glaube, Sie haben vergessen, dass das Haus komplett möbliert übergeben wird.“
    Gegen ein Uhr nachts wurden Ausrüstung und Truppen von den Transportschiffen in die Boote verladen, die an der Küste zwischen Cap Fedala und Pont Blondin landen sollten. Für Ferris und die anderen Offiziere, die auf der Augusta warteten, verging die Zeit zu langsam. Die Informationen kamen nur spärlich und meistenteils zerstückelt auf der Augusta an. Ferris und George Reavis betrachteten die Küstenlinie von einem Seitendeck aus.
    „Verdammt, was für eine glückliche Fügung!“, rief Reavis und zeigte auf eine Stelle an Land, wo Suchscheinwerfer den Himmel anstrahlten. „Die Frogs werden also keinen Widerstand leisten.“
    Ferris wusste, dass General Eisenhower eine Nachricht an die Franzosen gesendet hatte, in der er sie bat, ein Signal ihrer Kooperation zu senden. Sie sollten Scheinwerfer in den Himmel richten. Doch die Art, wie diese Scheinwerfer benutzt wurden, beunruhigte Ferris.
    „Oder sie suchen nach Flugzeugen.“
    Kaum hatte Ferris es ausgesprochen, da richtete man die Suchscheinwerfer aufs Wasser. Die Soldaten in den Landungsbooten wurden zu Zielscheiben für scharfe Maschinengewehrsalven,die über das Wasser peitschten.
    „Ich wette, wir verlieren die Hälfte der Männer.“ Reavis war leichenblass geworden. Im Morgengrauen bewahrheitete sich seine düstere Vorahnung. Von über einhundert Landungsbooten endete knapp die Hälfte zersplittert an der felsigen Küste.
    Ferris hatte vorher nie viel über die Bedeutung eines Krieges nachgedacht und erst recht nicht in Betracht gezogen, wie es sich anfühlen würde, hilflos zusehen zu müssen, wie die eigenen Landsleute um ihr Leben kämpften, ohne ihnen beistehen zu können. Er hatte sich in seiner Vorstellung von einem Krieg immer mitten auf dem Schlachtfeld gesehen oder weit weg davon – jedenfalls immer in einer sicheren Position. Doch dass er tatenlos zusehen und nutzlose Befehle erteilen musste, hatte er nicht erwartet. Als die amerikanische Flotte endlich den Befehl erhielt, in das Geschehen einzugreifen, jubelte er gemeinsam mit dem Rest seiner Kameraden. Die

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