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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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Weile.“
    „Was siehst du da draußen?“
    „Keine Ahnung, aber es erinnert mich an etwas.“
    „An was?“
    „An eine Nacht in meiner Kindheit.“
    „Du hattest eine Kindheit?“
    „Ja. Schon lange her. Ich war mit meinem Bruder am Strand. Wir haben ein Sommerhaus auf der Grand Isle an der Küste von Louisiana. Wir standen am Strand und beobachteten, wie ein Sturm durch die Bucht aufzog.“ Ferris erinnerte sich an die unheimliche Windstille. Die Temperatur war, während Hughund er am Strand gestanden hatten, merklich gesunken. Er hatte sich fast nicht getraut, zu atmen oder sich zu rühren. Und dann öffnete der Himmel alle Schleusen und der Regen durchnässte sie komplett. Hugh hatte ihn nach Hause tragen müssen.
    „Für morgen wird kein Sturm erwartet“, sagte Reavis. „Nur Tausende von GIs, die keine Ahnung von stürmischen Küsten haben, und ein Haufen Navyrekruten, die keinen Schimmer haben, wie sie ihnen helfen können. Es wird ein Blutbad geben.“
    Insgeheim war Ferris derselben Meinung. Er war besser vorbereitet als die tausend Blaujacken, die noch nie in ihrem Leben auf einem Schiff gewesen waren. Aber das hier war auch neu für Ferris. Und morgen war kein Hugh da, um ihn zu retten.
    „Besser, du setzt deinen Arsch in Bewegung“, meinte Reavis augenzwinkernd. „Herumstehen bringt dir keine Pluspunkte beim Captain.“
    Hugh und Arthur Flynn kannten sich in den Straßen Casablancas inzwischen beinahe ebenso gut aus wie in ihrer Heimat. Und was Hasim betraf: Er war hier geboren und kannte auch die hinterletzten Winkel. Sein Wissen war so spät nachts von besonders großem Wert. Am Stadtrand war es stockdunkel und es hingen viele Gerüche in der Luft. Die drei Männer gingen lautlos durch die Straßen, gefolgt von hungrigen Straßenkötern.
    „Es ist nicht mehr weit“, sagte Hasim mit seinem liebenswerten englischen Akzent.
    „Ich weiß, wo wir sind“, erwiderte Arthur. „Mein Gott, wie diese Stadt stinkt!“ Hugh hatte Arthur gebeten, sich in dieser Nacht so taktvoll wie möglich zu verhalten. Hasim war nicht verpflichtet, sie ans Ziel zu bringen. Er hatte seine Sicherheit mehr als einmal für die Alliierten aufs Spiel gesetzt und er bot Nicky und Phillip Schutz in einem Dorf in der Nähe von Fez bei der Familie seiner Frau Rashida. Doch Arthur interessierten Herkunft und Bildung mehr als Hasims Loyalität. Hasim hatte dunkle Haut und seine Gewohnheiten waren Arthur fremd.
    „Ich mag den Geruch Casablancas“, erklärte Hugh lächelnd. „Er erinnert mich an zu Hause.“
    „Du bist ein Ungläubiger, Gerritsen.“
    „Da geht’s lang“, unterbrach Hasim.
    „Müssen wir unseren Plan noch einmal durchgehen?“, fragte Arthur.
    „Nur wenn deine Erinnerung dich im Stich lässt.“
    Hasim lachte. Er war ein schlanker, feingliedriger Mensch, der sich fast immer westlich kleidete. In dieser Nacht trug er wie Hugh und Arthur ein dunkles Hemd und eine dunkle Hose.
    „Und ihr wollt immer noch, dass ich Wache stehe?“
    „Wenn du sicher bist, dass du das willst.“
    „Es ist vielleicht euer Krieg, aber es geht um meine Stadt.“
    „Ich bin dir sehr dankbar.“
    „Das hast du schon gesagt.“ Hasims Zähne leuchteten hell in der Dunkelheit. „Wir sollten lieber still sein.“
    Ihr Ziel war eine zweistöckige Villa auf einem parkähnlichen Grundstück. Nirgendwo brannte Licht. Die drei Männer warteten unter einer Palmengruppe und starrten aufs Dach.
    „Das sind clevere Schweine“, flüsterte Arthur. „Man muss es ihnen lassen. Sie machen nicht auf sich aufmerksam.“
    „Weder Plakatwände noch meterhohe Antennen und trotzdem senden sie.“
    „Ich hätte nichts gegen ein wenig Unterstützung“, meinte Arthur.
    Hugh hätte auch nichts dagegen gehabt, aber in dieser Nacht war das Personal offenbar knapp. Es war die Nacht, auf die sie alle gewartet hatten.
    „Seid ihr fertig?“, fragte Arthur. Die drei Männer liefen zum Haus. Hasim schlüpfte hinter eine dichte Mauer aus alten Bäumen in der Nähe der vorderen Fenster. Arthur bezog neben der Tür Posten, während Hugh sich um das Türschloss kümmerte. Die Tür ließ sich problemlos öffnen. Hugh gab Arthur ein Zeichen. Mit einem Revolver in der Hand schlich sich Hugh in die Eingangshalle und positionierte sich an der nächstenWand. Seine Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Plötzlich hörte er ein dumpfes Geräusch. Es kam von oben. Arthur deutete zur Treppe, Hugh nickte. Er bewegte sich langsam vorwärts, aber

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