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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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können.“
    „Sie erzählt uns ihre Geschichte auf die ihr einzig mögliche Weise. Das ist mehr, als die meisten von uns jemals fertigbringen werden.“
    „Sie überlässt uns das Durcheinander, das sie aus ihrem Leben gemacht hat!“
    „Sie war eine gute Frau mit echten Fehlern. Das unterscheidet sie nicht von dem Rest von uns.“
    Dawn erkannte Cappy nicht wieder. „So sprichst du über sie, obwohl sie dich verletzt hat?“
    „Ich habe mir in all den Jahren bisher noch nie die Zeit genommen, über mein Leben nachzudenken. Nun hat Aurore sie mir geschenkt. Und ich lerne, sie und mich in neuem Lichtzu betrachten.“
    „Was lernst du?“
    „Dass ich immer noch deine Mutter bin. Und dass ich unabhängig von deinem Vater ein eigenes Leben habe.“
    „Wenn diese Dinge an die Öffentlichkeit dringen, könnten sie Daddy die Karriere kosten.“
    „Das wäre vielleicht das Beste.“
    „Er ist da aber anderer Meinung.“
    Cappy beugte sich über Dawn und legte ihr die Hand aufs Knie. „Es wird niemandem gelingen, ihm Dinge, die er nicht verstehen will, verständlich zu machen. Kümmere dich jetzt einfach um dich selbst.“
    „Und wer kümmert sich um dich?“
    „Ich bin schon lange keine verwöhnte Prinzessin mehr.“ sCappy lächelte. „Ich bin durchaus in der Lage, mich um mich selbst zu kümmern. Das tue ich schon seit Jahren. Und ob du es glaubst oder nicht: Vermutlich werde ich sogar für dich da sein, wenn du mich brauchst.“
    Während der Zeit auf Grand Isle war die garconnière zu Dawns Refugium geworden. Sie machte sich am späten Nachmittag auf den Weg dorthin. Drinnen öffnete sie die Fenster. Inzwischen hatte sie alles sauber gemacht und aufgeräumt, sogar den Boden gewischt und die Teppiche ausgeklopft. Jetzt wirkte alles sehr einladend, und das Beste daran war, dass sie hier alleine sein konnte.
    Sie hatte ihre Pentax nach Grand Isle mitgebracht, weil Aurore sie ihr geschenkt hatte. Der aufziehende Sturm wäre für andere Fotografen eine Freude gewesen, aber die Natur hatte Dawn schon immer weniger fasziniert als die Menschen. In den letzten Tagen hatte sie zwar Betsys Entwicklung fotografiert, aber nur, weil die Menschen im Cottage für sie tabu waren. Grand Isle war zu privat und die Zeit, die sie miteinander verbrachten, eine Herausforderung für alle.
    Doch nun musste sie ihre angestauten Emotionen, die sie inden letzten Tagen nicht hatte herauslassen können, loswerden. Das Licht, das durch die Fenster fiel, war weich, und es war nicht leicht, damit zu arbeiten, aber Dawn liebte schwierige Aufgaben.
    In ihrem Kopf sah sie die Fotos bereits vor sich. Sie verschob die beiden Schneiderpuppen, verkleidete sie mit alten Sachen, die sie im Schrank gefunden hatte, und positionierte sie unter einer übrig gebliebenen Spinnwebe. „Gefangen in einem Netz aus Lügen und Intrigen“, sagte sie laut, während sie fotografierte, so als ob die Schneiderpuppen sie verstehen könnten.
    „Schön, was du aus diesem Ort gemacht hast.“
    Als Bens Stimme ertönte, gestand Dawn sich ein, dass sie insgeheim gehofft hatte, er würde sie finden. Sie sah ihn im Türrahmen stehen, von wo aus er sie beobachtete. Tief in Gedanken versunken, hatte sie seine Schritte nicht gehört.
    Sie wandte ihm den Rücken zu. „Das Putzen hat schon mal sehr geholfen.“
    „Ich dachte mehr an die Dekoration da. Dieser Hut würde dir bestimmt auch gut stehen.“
    „Glaubst du?“
    „Gehörte er deiner Großmutter?“
    „Kann sein. Keine Ahnung.“
    Auf einmal stand Ben direkt vor ihr. Sie hatte gar nicht mitgekommen, dass er sich bewegt hatte. „Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?“
    Sie sah ihm in die Augen. „Ich tu mein Bestes.“
    „Soll ich gehen?“
    „Sag mir erst, weshalb du hier bist.“
    „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.“
    „Nicht jetzt!“ Sie hatte mit ihm Spielchen gespielt, seit er im Cottage angekommen war. Sie war spitzfindig gewesen, höhnisch, zerbrechlich. Doch nun stand sie kurz davor, zusammenzubrechen.
    Ihre Gefühle waren so weit an die Oberfläche gedrungen,dass sie gar nicht erst versuchen musste, sie vor Ben zu verbergen. „Ich meine, du bist doch hier nur ein Außenseiter. Mit welchem Recht darfst du uns alle dabei beobachten, wie wir uns unter Grandmères Geheimnissen winden? Welche Rolle spielt das für dein Leben?“
    „Vielleicht hatte deine Großmutter begriffen, wie viel wir uns einmal bedeutet haben.“
    „Ich werde dir sagen, was du für mich bedeutet hast, Ben: Schmerz und

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