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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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zu sein?“
    Cappy zündete sich eine Zigarette an. „Ja“, sagte sie. „Je mehr ich mich um dich bemühte, desto mehr hat deine Großmutter mich von dir abgeschirmt. Sie war immer da. Sie wusste immer genau, was zu tun war, aber sie hat es mir nicht gesagt. Ich habe gemerkt, dass du sie lieber hattest, konnte aber nichts daran ändern.“
    „Aber du warst meine Mutter.“
    „Ich bin deine Mutter.“ Cappy blies einen Rauchkringel aus. „Aber als du geboren wurdest, war ich eine verwöhnte kleine Prinzessin. Ich wusste weder wie man sich als Frau noch als Mutter verhält. Ich hätte selbst eine Mutter gebraucht, die es mir beigebracht hätte, aber meine Mutter hat mich im Stich gelassen, weil sie wütend darüber war, dass ich deinen Vater geheiratet hatte. Du warst das Ende eines Lebens, in dem ich mich auskannte. Wenn du weintest, wusste ich nicht, was ich tun sollte. Als du einen Ausschlag von den Windeln bekommen hast, wusste ich nur, dass ich schuld daran war. Ich geriet in Panik und fühlte mich so unglücklich, dass ich nur noch schlafen wollte. Inzwischen haben die Ärzte einen Namen dafür: Wochenbettdepression. Aber damals im Krieg hatte man andere Sorgen.“
    „Depression?“
    „Ich habe erst ein paar Jahre später, als ich in einer Frauenzeitschrift einen Artikel darüber las, begriffen, was mit mir los war. Lustig, nicht wahr? Wo die Erleuchtung herkommen kann.“
    „Versuchst du gerade, Grandmère für dein Fehlverhalten verantwortlich zu machen?“
    „Es war bequem, es ihr anzulasten, solange ich noch zu unreif war, mich für mich selbst verantwortlich zu fühlen. Deine Großmutter dachte wirklich, dass du in meiner Obhut in Gefahr warst. Das stimmte aber nicht. Ich habe deine Bedürfnisse erfüllt, obwohl mir noch vieles zur Mutter des Jahres fehlte. Ich habe eine Frau angestellt, die mir sehr empfohlen worden war, aber sie erwies sich als inkompetent, und ich hatte sie an jenem Morgen gerade gefeuert, bevor deine Großmutter auftauchte, um dich mitzunehmen. Du hattest geschlafen, als ich dich bei der Frau zurückließ, um schnell zu einer Freundin zu gehen, um mir ihren Rat zu holen. Als ich zurückkam, erklärte mir deine Großmutter, dass sie dich mitnehmen würde. Ich wusste, dass ich eine miese Versagerin war, und wehrte mich deshalb nicht dagegen. Aber das war das Schlimmste, was ich tun konnte. Seit diesem Tag warst du nicht mehr mein Kind. Ich sah dich nur noch zu Besuch.“
    „So erinnere ich mich auch an meine Kindheit. Ich wurde fein gemacht, damit du mich besuchen konntest.“
    „Aurore war diejenige, die deine ersten Schritte miterlebte, und ich diejenige, der man später davon erzählte.“
    „Du hättest mich jederzeit nach Hause holen können.“
    „Als ich endlich stark genug war, um es zu versuchen, wolltest du nicht mehr. Und ich war wieder einmal überzeugt davon, dass ich dir nichts zu bieten hatte. Deine Großmutter kritisierte jeden meiner Fortschritte. Und ich habe Fortschritte gemacht. Kleine nur natürlich. Mir fehlte das Selbstvertrauen, deshalb glaubte ich ihr.“
    „Ich war ihr Ersatz für Nicky und vielleicht auch für Onkel Hugh, stimmt’s? Deshalb wollte sie mich bei sich haben.“
    „Das stimmt nicht ganz. Sie hat dich auch um deiner selbst willen geliebt.“
    Dawn griff nach dem Wasserglas, das jemand auf den Tisch gestellt hatte. Ihre Hand zitterte noch immer. Einerseits hätte sie gerne Gelegenheit gehabt, alles in Ruhe zu überdenken, andererseits wusste sie jedoch, dass sie die Wahrheit herausbekommen musste, solange sich die Gelegenheit bot. „Was geschah nach dem Krieg, als Daddy zurückkam?“
    „Dein Vater sah gleich, welch eine Versagerin ich war. Er überzeugte mich davon, meine Talente lieber für seine politische Karriere einzusetzen. Also warf ich mich ins Zeug und entfernte mich noch weiter von dir. Da konnte ich wenigstens etwas unternehmen, und ich wusste, dass ich gut darin bin. Hat ja auch funktioniert.“
    Dawn fühlte sich etwas ruhiger, obwohl ihr immer noch die Hände zitterten. „Daddy …“ Ihre Stimme versagte.
    „Ich zweifle nicht daran, dass Ferris Henry Gerritsens Sohn ist. Er sieht dem jungen Henry sehr ähnlich. Aber deine Großmutter wollte diesen Zweifel säen, um deinem Vater zum letzten Mal begreiflich zu machen, wie unwichtig die Herkunft und wie zerstörerisch Vorurteile sind. Sie wird zwar keinen Erfolg damit haben, aber sie hat es wenigstens versucht.“
    „Sie hätte ihm das doch jederzeit sagen

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