Gefahrliches Vermachtnis
Louisianas gehörte es zu den bevorzugten Abendvergnügungen, sich die Zeit mit seinen Nachbarn zu vertreiben.
Pelichere stellte Dawn vor, und Dawn beugte sich vor, um sich einen herzlichen Kuss von Izzy abzuholen. Dann betrachtete sie Joe, der mit Taschen beladen hinter seiner Frau den Weg hinaufgekommen war.
„Was hast du gemacht, Izzy? Die ganze Bucht trockengelegt und alles gekocht, was auf dem Meeresgrund herumwimmelte?“Pelichere schimpfte mit ihrer Freundin, während Joe mehrfach zwischen Cottage und Pick-up hin- und herlief. Als er fertig war, ging er zum Wasser hinunter, um, wie er erklärte, nachzusehen, was die Fischer gefangen hatten.
„Pelichere, du bleibst hier mit Izzy sitzen“, entschied Dawn. „Ich bringe euch beiden einen Kaffee.“
Pelichere widersprach, aber Dawn ignorierte sie einfach. Sie kehrte mit Tassen und einer Kanne Kaffee zurück, die Pelichere in der Küche vorbereitet hatte. Der Kaffee war heiß, stark und schwarz wie die Nacht, so wie Pelichere und Izzy ihn am liebsten mochten. Stark gerösteter Kaffee gehörte zu der Gegend wie Fischernetze und Möwen.
„Jetzt erzähl mal, Peli!“ Izzy rührte drei Löffel Zucker in ihren Kaffee. „Wie stehen die Aktien?“
Dawn ließ sie alleine und begutachtete den Inhalt der Taschen, die Joe mitgebracht hatte: literweise Gumbo, den für die Südstaaten so typischen Eintopf mit Krabben und Okraschoten, und jede Menge Jambalaya, das traditionelle Reisgericht der Cajun-Küche mit Würstchen und grünem Pfeffer. Außerdem gab es mehrere Kilo würzige Shrimps und gekochte Flusskrebse, frisch gefangenen Rotbarsch, der auf Pelicheres Spezialbehandlung wartete, und fast zwei Kilo frische Austern.
„Gute Nachrichten, Grandmère “, kicherte sie, als sie alles im Kühlschrank verstaut hatte. „Bei deiner kleinen Party herrscht zwar ziemlich dicke Luft, aber die Verpflegung ist königlich.“
Hinter ihr ertönte eine Stimme. „Fehlt noch was?“
Dawn wusste, auch ohne sich umzudrehen, dass es Ben war. „Du hast immer noch großen Appetit, stimmt’s?“ Sie verschanzte sich hinter der Kühlschranktür, holte die gekochten Shrimps heraus und reichte sie ihm nach hinten. „Cocktailsoße?“
„Bitte.“
Sie öffnete ein Glas und schnüffelte daran. „Pelis selbst gemachte Remoulade. Du kannst dich glücklich schätzen.“ Sie richtete sich auf und sah ihn an. „Die sollte eigentlich fürmorgen und übermorgen reichen. Peli hatte das Essen heute Abend über eine Stunde lang warm gehalten. Hat dir niemand Bescheid gesagt?“
„Ich habe gegessen.“
„Womit alles gesagt wäre.“
„Leistest du mir Gesellschaft?“
Es gelang ihr, beiläufig zu klingen und ihn in seinem eigenen Spiel zu schlagen. „Ich glaube nicht. Ich will die Küche sauber machen, bevor Peli zurück ist. Es gibt keinen Grund, dass sie uns von hinten bis vorne bedienen muss. Sie ist genauso Grandmères Gast wie wir.“
Er zog einen Stuhl unter dem runden Eichentisch am Fenster hervor. „Es ist sehr nett von dir, dich darum zu kümmern.“
„Im Grunde meines Herzens war ich schon immer sehr nett.“
„Das ist nicht gerade das erste Wort, das mir einfällt, wenn ich dich neuerdings so betrachte.“
Sie räumte schmutziges Geschirr aus der Spüle und stapelte es auf einem Geschirrtuch. Dann ließ sie heißes Wasser in die Spüle laufen, krempelte die Ärmel ihrer Bluse hoch und wartete auf seine Kommentare.
„Es gab einmal eine Zeit, da wärst du in so einer Situation vor Neugier geplatzt“, sagte Ben.
„Es war einmal? Wie in einem Märchen, meinst du?“
„Es war vermutlich tatsächlich ein Märchen.“
„Aber ohne Happy End.“
Er versuchte, sie aus der Reserve zu locken, weil sie nicht auf seine Provokation eingegangen war. „Die Beschreibung, die mir jetzt spontan für dich einfallen würde, heißt: entschlossen.“
„Nette Wahl. Weder positiv noch negativ. Mehrdeutig genug, um jedem genug Möglichkeiten der freien Interpretation zu lassen.“
„Ich versuch es mal: entschlossen, diese Geduldsprobe zu bestehen. Entschlossen, keine Gefühle zu zeigen. Niemandem gegenüber. Entschlossen, freundlich zu bleiben. Entschlossen,allen zu zeigen, wie sehr du dich verändert hast.“
„Nur ein Teil von mir hat sich verändert, aber nichts von dem, was du verurteilt hast.“ Sie stellte Teller in die Spüle und begann mit dem Abwasch.
„ Verurteilt klingt ziemlich hart.“
„Du als Journalist weißt doch, wie wichtig es ist, sich exakt
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