Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
Vom Netzwerk:
bist nicht einmal in der Lage, deinen Vater oder mich anrufen, um uns zu sagen, dass es dir leidtut?“
    „Cappy!“, kam Ferris seiner Tochter zu Hilfe. „Dawn und ich haben bereits darüber gesprochen.“
    Dawn brachte ein Lächeln zustande. „Ich fasse zusammen: Ich bin eine Katastrophe als Tochter. Okay? Können wir uns nun bitte über etwas anderes unterhalten?“
    „Du warst ein Jahr lang wie vom Erdboden verschluckt! Du hast nicht angerufen. Du hast nicht geschrieben. Du hast uns nicht besucht. Was sind wir für dich?“
    Dawns Lächeln erstarb. „Du bist die leibhaftige Erinnerung daran, warum ich all diese Dinge unterlassen habe.“
    „Deine Großmutter kann dich ja jetzt nicht mehr daran erinnern“, konterte Cappy sarkastisch. „Wo warst du, als sie dich gebraucht hätte?“
    „Du weißt genau, wo ich war. Ich war in England.“ Dawn versuchte, ruhig zu bleiben. „Ich habe versucht, herauszufinden, ob es irgendwo auf dieser Welt einen Platz gibt, wo ich noch etwas anderes bin als nur ein Mitglied dieser Familie.“
    „Du musst kein Teil dieser Familie sein!“
    Ferris stellte sich zwischen sie. „Ich werde mir das nichtlänger mit anhören!“ Er wandte sich an Dawn. „Hier ist genug los, ohne dass ihr euch gegenseitig an die Gurgel geht.“
    Dawn schüttelte verwundert den Kopf. „Mein Gott, ich bin wieder ein Kind.“
    „Ihr seid beide müde“, sagte Ferris beruhigend. „Das ist eine schwierige Zeit. Wartet lieber, bis ihr ausgeruht seid, bevor ihr miteinander sprecht.“
    „Pelichere hat Drinks für uns vorbereitet.“ Cappy trat den Rückzug an.
    Dawn ließ Ferris’ Umarmung über sich ergehen, ohne sie zu erwidern. „Ich komme gleich nach unten“, nickte sie. „Ich will mir nur erst die Haare kämmen.“ Sie wartete, bis er gegangen war, bevor sie sich wieder ans Fenster stellte. Vor einem Jahr war sie auf einen anderen Kontinent gereist, um ihren Gefühlen zu entkommen, aber jetzt wusste sie, dass es nichts gebracht hatte. Das Kind, das seine Sommer hier verbracht hatte, steckte immer noch in ihr. Der Teenager, der sich nach der Liebe seiner Eltern gesehnt hatte, auch. Und die junge Frau, die Ben Townsend ihren Körper und ihre Seele geschenkt hatte, bat immer noch um Verständnis und Vergebung.
    Im fahlen Mondlicht wischte Pelichere die Veranda so lange, bis kein Sandkörnchen mehr zwischen den verwitterten Bodendielen zu sehen war. Dawn hatte ihr angeboten, die Arbeit für sie zu übernehmen, aber Pelichere hatte abgelehnt.
    „Ich bezweifle, dass jemand bemerkt, welch einen großartigen Job ich da mache“, sagte sie. „Aber deine Mutter würde sofort bemerken, wenn es mal anders wäre. Mais oui! Sie würde es bemerken – so wie die Wasserflecken an der Decke ihres Schlafzimmers letzte Woche, als die Dachziegel weggeflogen waren.“
    Dawn hatte keine Lust, nach drinnen zu gehen. Nach einem schier endlos erscheinenden Abend war es endlich still im Haus, weil alle in ihre Zimmer geflüchtet waren. Dawn hoffte, dass sie alle dortbleiben würden, vor allem ihre Eltern. „Hat sie dirSchwierigkeiten gemacht?“
    „Wie hätte ich ahnen sollen, dass der Sturm die Ziegel wegblasen würde, die seit Jahrhunderten unbeweglich dalagen? Soll ich mit fünfundsiebzig aufs Dach klettern, um die Dachziegel zu kontrollieren, wenn’s regnet? Dann wäre ich öfter oben als unten. Vielleicht sollten deine Eltern jetzt, wo deine Großmutter tot ist, ihren Wohnsitz ganz nach Grand Isle verlegen. Welche Schindel würde schon weggeblasen werden, wenn Senator und Mrs Ferris Lee hier lebten?“
    „Wird das Haus nach der Testamentseröffnung nicht dir gehören? Ich dachte, Grandmère wollte dir das Haus vermachen.“
    „Das hat sie gesagt, ja. Aber noch viel mehr hat sie nicht gesagt.“
    Ein schriller Pfiff ertönte. Pelichere wandte sich um und winkte, als ein Pick-up den Oakland Drive hinaufkam. „Das sind Joe und Izzy Means. Erinnerst du dich an sie, Chérie? “
    „Wenig.“
    Joe und Izzy stiegen aus, und Joe ging zum hinteren Teil des Wagens, während Izzy ein großes Bündel den Pfad zum Haus hinaufschleppte. „Ich hab gekocht“, rief Izzy, noch bevor sie die Stufen der Veranda erreicht hatte, „und gekocht und gekocht und gekocht. Es ist nicht richtig, dass du die nächsten vier Tage kochen sollst. Du hast Gäste.“
    Dawn war sicher, dass Izzy wusste, dass die sogenannten Gäste nicht Pelicheres Gäste waren. Sie vermutete darin auch den wahren Grund für Izzys Besuch. Im Süden

Weitere Kostenlose Bücher