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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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immer in Weiß gekleidet;er glaubte, das mache ihn schlank. Seinen kahlen Kopf bedeckte er mit einem scharlachroten Fez. Doch das waren die einzigen Anzeichen seiner Eitelkeit. Er aß und kochte mit großer Begeisterung, deshalb gehörte das Essen im Klub zu den besten der Stadt.
    „Ich helfe Adele“, erklärte Nicky. „Hat sie es dir gesagt?“
    Sie entfernten sich von den Tischen, an denen man Kaffee trank und an Adeles Honigkuchen knabberte. Robbys Frau kochte ebenso gut wie er. „Ist schon gut“, brummte er. „Ich habe ihr Hilfe besorgt. Sie hat sie erst vor wenigen Minutenzusammengestaucht.“
    „Gut, dann muss ich mich nicht beeilen.“
    „Da sind ein paar Herren, die ich dir gerne vorstellen möchte. Amerikaner.“
    „Wie schön. Meine geliebten Landsleute.“
    „Nun komm schon!“ Er legte seine Hand auf ihren Arm, als ob er fürchtete, sie könnte verschwinden. „Ich bezweifle, dass diese Herren diejenigen waren, die dich davon abgehalten haben, nach Hause zurückzukehren.“
    „Da hast du recht, aber es sind vermutlich ihre Blutsbrüder.“
    „Blutsbrüder?“
    Sie lachte. „Ein amerikanisches Ritual. Ich bin dort geboren, auch wenn die Behörden es bezweifeln.“
    „Muss ich mich bei ihnen bedanken? Wenn du in der Lage gewesen wärst, auf ein Schiff zu steigen und nach Hause zu fahren, könntest du jetzt nicht für mich singen.“
    „Und Zwiebeln schneiden. Und Böden wischen, falls nötig.“
    „Du hast so viele Talente.“
    Sie schüttelte seine Hand ab. Sie konnte Robby aufziehen, aber Phillip und sie hatten ihm vermutlich ihr Leben zu verdanken. In den albtraumartigen Tagen vor dem Einmarsch der Deutschen in Paris war es Robby gewesen, der ein paar Offizielle bestochen und sie alle über die Grenze geschleust hatte. Es war auch Robby gewesen, der seinen erfolgreichen Nachtklub verlassen hatte, um nach Marokko zu fliehen, obwohl er und seine Frau Adele den Nazisturm auch in Frankreich hätten aussitzen können. Doch Robby hatte in die Zukunft gesehen, und ihm war klar gewesen, dass es unter Hitler keine für Phillip und Nicky gab.
    „Gut. Bring mich zu ihnen“, nickte sie und versprach: „Ich werde nett sein. Ich werde nicht einmal fragen, weshalb ihre fetten Hintern in Uniformen stecken.“
    „Es sind noch nicht alle Kämpfe vorbei.“
    „Das heißt?“
    „Wir werden unseren Teil hier im Klub dazu beitragen.“
    „Sprichst du von Agenten und Diplomaten?“ Sie schüttelte den Kopf. „Davon hab ich genug. Danke. Deutsche und Italiener und die kleinen Vichy-Bastards, die in Uniform hier herumstreunen und so tun, als hätten sie etwas zu sagen. Was geht das die Amerikaner an? Sie sind nicht einmal im Krieg.“
    „Das wird nicht immer so bleiben.“
    „Darauf würde ich nicht wetten. Solange es nicht an ihrer Tür klopft, werden sie sich nicht einmischen.“
    „Sie sind hier im Klub, Nicky. Frag dich mal, warum.“
    „Vielleicht um ihre eigenen Interessen zu schützen.“
    „Sie sind immer noch unsere Gäste.“
    Sie seufzte. „Klar. In Ordnung. Ich kann auch charmant sein.“
    „ Sehr charmant. Sie haben Geld zum Ausgeben.“ Robby führte sie an einen Tisch in der Ecke, der hinter Palmwedeln und Farn versteckt war. Drei Männer saßen dicht gedrängt nebeneinander.
    „Gentlemen, ich möchte Ihnen Nicky Valentine vorstellen, unsere Sängerin.“
    Robby sprach ein exzellentes Englisch. „Wenn Sie heute Nacht in die Show kommen, werden Sie das Glück haben, sie singen zu hören.“
    Einen Augenblick lang wirkten die glatt rasierten Männer wie aus einem amerikanischen Guss. Nicky erinnerte sich wehmütig an die beiden Bobs. Einer war bei einem Luftangriff in London getötet worden, der andere hatte seinen Notizblock gegen ein Gewehr eingetauscht und kämpfte irgendwo in den kanadischen Wäldern, weil sein eigenes Land es ablehnte, zu den Waffen zu greifen.
    „Gentlemen“, grüßte sie mit einem leichten Kopfnicken. „Gefällt es Ihnen in Casablanca?“
    Sie erhoben sich gleichzeitig. Sie schätzte diese Geste, weil sich ihrer Erfahrung nach nur wenige amerikanische Männer für eine schwarze Frau erhoben. Oder vielleicht war ihnen Nickys Abstammung nicht klar, weil sie immer noch in diesemblauen Kaftan steckte.
    Sie streckte die Hand aus, und jeder der Männer ergriff sie, während sie sich ihr vorstellten. Der Name des letzten Mannes war der einzige, den sie sich gemerkt hatte; aber nur, weil Hugh Gerritsen aus New Orleans kam.
    „Ich bin auch dort geboren“, sagte

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