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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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Haus herrschte ebenfalls Dunkelheit, doch auf dem Dach im zweiten Stockwerk schrie eine Katze.
    Hugh schaute hoch und entdeckte ein Fenster. Es war klein; der Steinerker war mit gemeißelten Arabesken verziert. Sowohl das Fenster – selten in der Medina – als auch das zweite Stockwerk deuteten darauf hin, dass dieses Haus die anderen einmal überragt hatte. Im Erdgeschoss befand sich eine Holztür. Sie war nur leicht angelehnt. Hugh vermutete, dass sie zu einem Hof führte.
    Gemurmel drang von hinter der Mauer bis zu ihm und das beruhigende, sanfte Geplätscher eines Springbrunnens. Der Mann, der dieses Haus gebaut hatte, hatte offensichtlich von Größerem geträumt und gewagt, seine Visionen kühn in die Tat umzusetzen.
    Die Steinwand bröckelte, als Hugh an ihr hochkletterte, um auf die andere Seite zu schauen. Es war niemand zu sehen; er wurde offenbar nicht beobachtet. Kurze Zeit später stand Hugh im Innenhof.
    Der Eingang des Hauses lag im Schatten eines Olivenbaums mit dürren Ästen. Hugh warf einen Blick auf die Treppenstufen, die zum zweiten Stock hinaufführten. Noch während er überlegte, ob er hinaufgehen sollte, hörte er ein Geräusch von drinnen. Er versteckte sich in einem verwilderten Gebüschund drückte sich gegen die Wand.
    Eine Männerstimme ertönte, dann eine zweite. Die Stimmen wurden lauter. Hughs Sicht war durch das Buschwerk eingeschränkt, aber er sah, dass sich zwei weiße Schatten durch den Innenhof bewegten, und er bemühte sich, mitzubekommen, worüber die Männer redeten. Doch selbst als sie näher kamen, schnappte er nur ein paar belanglose Worte in gebrochenem Französisch auf.
    Einer der Männer verschwand im Hausinneren, während der andere im Hof zurückblieb und sich eine Zigarette anzündete. Hugh riskierte eine Positionsänderung, um ihn besser im Auge behalten zu können. Der Mann stand mit dem Rücken zu ihm. Hugh erkannte die weiße Djellaba und den Fez. Er war sich fast sicher, dass es der Mann war, dem er gefolgt war. Trotzdem fehlte ihm noch immer der Beweis, dass er auch der Mann war, den Nicky mit den Riffis hatte sprechen sehen.
    Dann kehrte der zweite Mann zurück und diesmal sprachen sie lauter. Man erwartete den Mann in der Tunika irgendwo und der andere Mann würde ihn dorthin bringen. Ein Junge wurde nicht erwähnt. Genauso wenig wie die Rede davon war, wo und weshalb die Männer erwartet wurden.
    Bald nachdem sie ins Haus zurückgegangen waren, hörte Hugh eine quietschende Tür. Die Männer verließen das Haus. Hugh war hin- und hergerissen. Blieb er, würde er sie nie wiederfinden. Doch wenn er ihnen folgte und Phillip hier im Haus war, geriet Phillip möglicherweise in Lebensgefahr – falls er nicht schon tot war.
    Die Stimmen draußen in der Gasse wurden immer leiser, und Hugh traf eine Entscheidung: Er würde rasch das Haus durchsuchen und dann erst den Männern folgen. Hoffentlich fand er sie dann noch wieder.
    Das obere Zimmer war mit neuen Beschlägen verriegelt. Glücklicherweise hatte Hugh sich im vergangenen Jahr zu einem professionellen Einbrecher entwickelt. Das Schloss bot wenigWiderstand, als er es mit seiner spitzen Klinge bearbeitete.
    Das Zimmer war dunkel und wesentlich kleiner und leerer, als er gedacht hatte. Er ging hinein, aber er ließ die Tür offen stehen, um das Licht von der Straße zu nutzen. Das einzige Möbelstück in dem Raum war ein niedriger Holztisch, auf dem eine leere Öllampe stand. Es war stickig. Die Luft stand. Es wirkte, als ob das Zimmer seit Jahren nicht mehr genutzt worden war. Dennoch war da dieses nagelneue Schloss an der Tür.
    Plötzlich raschelte es hinter ihm. Hugh fuhr herum, zückte sein Messer, doch er entdeckte nur eine Katze auf Mäusejagd. Als sich sein Herzschlag beruhigt hatte, suchte er draußen weiter. Nirgendwo ein Zeichen von Phillip.
    Auf halbem Weg nach unten fiel ihm plötzlich das Fenster im oberen Stockwerk wieder ein. Er hob den Kopf. Von der Treppe aus gesehen war es unsichtbar. Er aber wusste, dass es dieses Fenster gab. Also kehrte er um und tastete die Wände ab.
    Links von der Tür fühlte sich die Steinwand etwas rauer an als im restlichen Zimmer, so als ob man sie aus einem anderen Material gebaut hatte. Am Fuß der Wand fand er einen Stein, der unter Druck nachgab. Hugh rüttelte ihn los und machte dasselbe mit dem nächsten Stein. Bald war die Lücke so groß, dass ein Mann sich durchzwängen konnte.
    Hugh legte sich auf den Boden und starrte durch das Loch in ein weiteres

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