Gefahrliches Vermachtnis
Zimmer, das ungefähr genauso groß war wie das, in dem er sich gerade befand. Die eine Hälfte lag im Schatten und die andere schien bis auf einen Tisch ebenfalls leer.
Er kletterte durch das Loch, als er plötzlich ein Geräusch hörte. Es blieb ihm gerade noch genug Zeit, den Mann zu sehen, der dabei war, ihn anzuspringen. Hugh drehte sich zur Seite und stieß sich den Kopf, aber das Ausweichmanöver zeigte Wirkung. Sein Angreifer sprang ins Leere und stürzte zu Boden.
Doch bevor Hugh flüchten konnte, war der Mann schon wieder auf den Beinen. Hugh drehte ihm den Arm um undrammte ihm das Knie in den Unterleib. Dann stürzte er sich auf den Mann, drückte ihn mit den Schultern zu Boden.
Sein Gegner war kleiner als er, aber sehr kräftig. Hugh versuchte ihm noch einmal das Knie in den Unterleib zu rammen, aber der Mann wich aus und Hughs Knie schlug hart gegen den Boden. In den ersten Sekunden des Zweikampfs sah Hugh eine Klinge aufblitzen. Wenn er nicht sterben wollte, musste er den Gegner entwaffnen. Hugh versuchte vergeblich, die Hand des Mannes gegen die Wand zu schlagen. Doch der muskulöse Mann war darauf vorbereitet und wild entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Plötzlich lag Hugh unter ihm.
Er spürte den harten Steinboden am Kopf. Der Mann schlug ihm mit der Handkante gegen die Kehle. Hugh packte ihn am Handgelenk. Das Messer war jetzt ganz nah. Er würde vielleicht nur deshalb sterben, weil er eingebrochen war. Hugh tastete nach dem losen Mauerstein, der irgendwo neben ihm lag. Seine Finger umschlossen den Stein, und dann schlug er ihn seinem Angreifer mit letzter Kraft auf den Kopf.
Der Mann erschlaffte. Zuerst dachte Hugh, es sei nur ein Trick, und schlug noch einmal zu. Doch der Mann rührte sich nicht mehr.
Hugh stieß ihn von sich weg und tastete am Hals des Mannes nach dem Puls. Dabei berührten seine Finger etwas Klebriges. Blut. Entsetzt tastete Hugh noch einmal nach dem Puls, doch der Mann war tot.
Hugh konnte sein Opfer immer noch nicht klar erkennen, was ihm aber zwingend erforderlich erschien. Das Licht war jedoch kaum hell genug, um seinen Gegner genauer zu betrachten. Mit zitternden Händen schleppte Hugh ihn in die Mitte des Zimmers und drehte ihn auf den Rücken. Ein paar blaue Augen schauten weit aufgerissen in das Antlitz Allahs. Das Haar des Mannes war unter einem Turban versteckt, doch sein Bart war rot.
Hugh schaffte es gerade noch zur Tür, bevor er sich übergab. Als er noch einmal in das Zimmer zurückkehrte, umrundeteer den Leichnam vorsichtig. Dann zwängte er sich rücklings durch die Lücke in der Wand in den geheimen Raum dahinter, wo er im Schatten der hintersten Ecke den gefesselten und geknebelten Phillip fand – neben zwei Dutzend Sprengkörpern.
Nicky leistete Hugh in ihrem Wohnzimmer Gesellschaft. Während sie sich um Phillip gekümmert hatte, war er nach Hause gegangen, um sich umzuziehen. Jetzt lag er mit geschlossenen Augen auf ihrem Sofa. „Er schläft“, sagte sie.
„Kann er schlafen?“
„Ich glaube schon.“
„Als Erstes sagte er, dass er die ganz Zeit gewusst habe, dass ich ihn finden würde.“
„Und jetzt bist du sein Held.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Obwohl du derjenige warst, der sein Leben riskiert hat. Dass er noch lebt, ist ein Wunder! Das hat rein gar nichts damit zu tun, dass ihn ein lächerlicher Juniordiplomat gefunden hat, der in einer fremden Kultur Spion spielt. Aber das weiß Phillip nicht.“
„Es war kein Wunder. Gott war nicht mal in der Nähe dieser Gasse. Es war Glück, pures Glück. Ich bin nur zufällig der richtigen Person gefolgt. Es hätte auch leicht ins Auge gehen können.“
„Und mein Sohn wäre tot.“
„Ich habe einen Mann umgebracht. Stein. Schädel. Paradies. Es war so einfach. So normal.“ Hugh stand immer noch unter diesem entsetzlichen Eindruck.
„Besser er als Phillip.“
„Sein Blut klebte an meinen Händen, und ich weiß nicht einmal, wer er war. Er hätte auch einfach nur ein Mann sein können, der sein Haus verteidigt.“
„Er hat mein Kind entführt! Ich hätte ihn getötet, wenn ich gekonnt hätte, und zwar mit Vergnügen.“
„Du bist stärker als ich.“ Hugh öffnete die Augen. Die Trostlosigkeit in seinem Blick ließ ihren Zorn verrauchen. „Ich binein schwacher Mensch. Ich kämpfe so viele Kämpfe mit mir! Ich habe einen Mann getötet, der es verdient hat, und denke trotzdem immer nur an seine Augen und wie warm sich sein Blut angefühlt hat. Ich
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