Gefallene Engel
einen Start möglich ist. Ich hatte eher an die Ausrüstung im Frachtraum gedacht.«
Hand schloss die Augen. »Ja. Großartig.«
Allmählich übernahm er meinen knappen Redestil.
»Vom Standpunkt der größten Sicherheit betrachtet, würde ich vorschlagen, dass Vongsavath mit uns beiden losfliegt, angeblich, weil wir nachsehen wollen, wie es unseren Nano-Freunden geht. Sie kann die Systeme überprüfen, während wir das Manifest durchgehen. Sagen wir, heute am späten Nachmittag – das wäre ein glaubwürdiger Zeitabstand zur ersten Reaktion des Wachsystems.«
»Einverstanden.«
»Ich möchte außerdem vorschlagen, dass Sie einen von diesen hier unsichtbar bei sich tragen.« Ich zeigte ihm den kompakten Stunner, den Vongsavath mir gegeben hatte. »Niedlich, nicht wahr? Offenbar ein Militärmodell, aus dem Notfallset im Cockpit der Nagini. Für den Fall einer Meuterei. Minimale Konsequenzen, wenn man versehentlich auf den Falschen schießt.«
Er wollte nach der Waffe greifen.
»O nein. Holen Sie sich selbst eine.« Ich ließ die winzige Waffe wieder in meine Jackentasche fallen. »Reden Sie mit Vongsavath. Sie hat sich ebenfalls ausgerüstet. Drei von uns dürften genug sein, um jede Unstimmigkeit im Keim zu ersticken.«
»Richtig.« Wieder schloss er die Augen und drückte Daumen und Zeigefinger dagegen. »Richtig.«
»Ich weiß. Es fühlt sich an, als wäre irgendjemand daran interessiert, dass wir nicht durch das Tor gehen. Vielleicht schicken Sie Ihre Duftkerzen an die falsche Adresse.«
Draußen ging schon wieder die Ultravib-Batterie los.
24
Ameli Vongsavath brachte uns auf fünf Kilometer Höhe, flog eine Weile herum und schaltete dann auf Autopilot. Wir drei drängten uns im Cockpit und kauerten wartend vor dem Holo des Flugdisplays, wie Jäger an einem Lagerfeuer. Als keins der Bordsysteme innerhalb der nächsten drei Minuten auf katastrophale Weise versagt hatte, stieß Vongsavath einen Atemzug aus, den sie angehalten zu haben schien, seit wir unsere Flughöhe erreicht hatten.
»Wahrscheinlich gibt es gar nichts, weswegen wir uns Sorgen machen müssten«, sagte sie ohne große Überzeugung. »Wer immer hier drinnen herumgepfuscht hat, will vermutlich genauso wenig wie alle anderen sterben, ganz gleich, welche Ziele er sonst verfolgen mag.«
»Das«, erwiderte ich düster, »hängt ganz vom Ausmaß Ihres Engagements ab.«
»Sie glauben, dass Ji…«
Ich legte einen Finger an die Lippen. »Keine Namen. Noch nicht. Legen Sie sich nicht vorzeitig fest. Außerdem sollten Sie berücksichtigen, dass unser Saboteur eigentlich nur ein wenig Vertrauen in sein Bergungsteam braucht. All unsere Stacks wären noch intakt, wenn dieses Ding plötzlich vom Himmel fallen würde, nicht wahr?«
»Richtig – sofern die Treibstoffzellen nicht vermint sind.«
»Also.« Ich wandte mich an Hand. »Wollen wir?«
Es dauerte nicht lange, bis wir den Schaden gefunden hatten. Als Hand das Siegel des ersten stoßgeschützten Containers im Frachtraum erbrach, genügten die Dämpfe, die herauskochten, uns durch die Schleuse zurück in den Besatzungsbereich zu treiben. Ich schlug auf die Notfallverriegelung, und die Luke fiel sofort mit einem dumpfen Knall zu. Ich rollte mich auf den Rücken, während meine Augen tränten und ich von einem Hustenanfall geschüttelt wurde, der sich tief in meinen Lungen verkrallt hatte.
»Heilige… Scheiße!«
Ameli Vongsavath kam in Sicht. »Sind Sie beide…?«
Hand winkte ab und nickte matt.
»Eine Korrosionsgranate«, keuchte ich und rieb mir die Augen. »Muss sie hineingeworfen und das Ding gleich danach verschlossen haben. Was befand sich im Container Nummer eins, Ameli?«
»Einen Moment.« Die Pilotin kehrte ins Cockpit zurück, um das Manifest zu konsultieren. Dann erreichte uns ihre Stimme. »Sieht nach medizinischer Ausrüstung aus. Hauptsächlich. Ersatzteile für den Autochirurgen, ein paar Medikamente gegen Strahlungsfolgen. Beide IDV-Sets, einer der Trauma-Mobilitätsanzüge. Ach, und eine der Mandrake-Claimbojen.«
Ich nickte Hand zu.
»Passt.« Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die gekrümmte Innenwand des Schiffs. »Ameli, können Sie überprüfen, wo die anderen Bojen lagern? Und dann sollten wir den Frachtraum lüften, bevor wir diese Luke noch einmal öffnen. Ich sterbe schon schnell genug, auch ohne dieses Zeug.«
Über meinem Kopf befand sich ein Getränkeautomat. Ich griff hinauf, zerrte ein paar Dosen heraus und warf eine Hand
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