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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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gab Loemanako mit einem Nicken das Messer und den herausgetrennten Wirbelsäulenabschnitt.
    »Vielen Dank, Sergeant. Bringen Sie das hier zu Hammand und sagen Sie ihm, dass er es nicht verlieren soll. Wir haben uns gerade einen Bonus verdient.«
    »Ja, Sir.« Loemanako blickte in die Gesichter, die uns umringten. »Und… äh…?«
    »Ach ja.« Carrera hob die Hand, und sein Gesicht sah plötzlich müde aus. »Das.«
    Seine Hand fiel herab wie etwas Weggeworfenes.
    Vom Frachtdeck hörte ich die Entladung, ein gedämpftes Knirschen, gefolgt von einem chitinösen Rascheln. Ich blickte auf und sah etwas, das wie ein Schwarm verkrüppelter, durch die Luft fallender Nanokopter aussah.
    Ich vollführte den intuitiven Sprung zu dem, was als Nächstes geschehen würde, mit einer seltsamen Distanziertheit, einem Mangel an Kampfreflexen, der seinen Grund in der Strahlenkrankheit und der nachlassenden Tetramethwirkung haben musste. Mir blieb noch die Zeit, einen Blick zu Sutjiadi zu werfen. Er erwiderte ihn, und sein Mundwinkel zuckte. Er wusste genauso Bescheid wie ich. Als hätte ein knallroter Schriftzug in unserem Gesichtsfeld geblinkt.
    Spiel…
    Dann regnete es Spinnen.
    Zumindest sah es so aus. Sie hatten das Geschütz fast senkrecht in die Luft abgefeuert, eine schwache Ladung mit geringer Streuung. Die faustgroßen grauen Inhibitoren landeten in einem Kreis, der nicht mehr als zwanzig Meter durchmaß. Auf einer Seite glitten sie von der gewölbten Hülle des Kampftransporters ab, bevor sie in den Sand fielen. Dort purzelten sie durcheinander und suchten mit einer hektischen Intensität nach Halt, an die ich mich später beinahe mit Belustigung erinnerte. Die anderen wirbelten kleine Wölkchen aus türkisfarbenem Sand auf und krabbelten aus den kleinen Kratern, die sie durch ihren Aufprall hinterlassen hatten – fast wie die winzigen Krabben in Tanya Wardanis virtuellem tropischem Paradies.
    Sie regneten zu Tausenden herab.
    Spiel…
    Sie fielen uns auf Kopf und Schultern, behutsam wie Kinderspielzeug, und klammerten sich fest.
    Sie krochen durch den Sand auf uns zu und kletterten an unseren Beinen hinauf.
    Sie ließen sich nicht beirren, als wir auf sie einschlugen und sie abzuschütteln versuchten.
    Die Spinnen, die Sutjiadi und die anderen losrissen und fortwarfen, ordneten ihre Gliedmaßen und kehrten unbeschädigt zurück.
    Sie hockten sich gezielt über Nervenknoten und bohrten ihre hauchdünnen Stacheln durch Kleidung und Haut.
    Spiel…
    Sie bissen sich fest.
    … vorbei.

 
38
     
     
    Für mich gab es nicht weniger Grund als für alle anderen, meinen Körper mit Adrenalin zu fluten, aber die langsam durchsickernden radioaktiven Schäden hatten die Fähigkeit meines Sleeves zur Ausschüttung von Kampfhormonen bereits erheblich beeinträchtigt. Entsprechend reagierten die Inhibitoren. Ich spürte, wie meine Nerven abgeschaltet wurden, aber es war nur eine leichte Taubheit, ein Kribbeln, das mich in die Knie gehen ließ.
    Die Maori-Sleeves waren besser auf einen Kampf vorbereitet, sodass es sie härter traf. Deprez und Sutjiadi wankten und stürzten in den Sand, als wären sie mit Betäubungswaffen niedergestreckt worden. Vongsavath gelang es, ihren Sturz zu kontrollieren. Am Boden rollte sie sich zur Seite und blieb mit offenen Augen liegen.
    Tanya Wardani stand nur da und starrte benommen ins Leere.
    »Vielen Dank, meine Herren«, rief Carrera den Unteroffizieren zu, die das Geschütz bedient hatten. »Eine vorbildliche Aktion.«
    Ferngesteuerte Neuralinhibitoren. Modernste Technik zur Deeskalation. Wurde erst vor wenigen Jahren aus dem kolonialen Embargo genommen. In meiner Eigenschaft als Militärberater hatte man mir das nagelneue System an Menschenansammlungen in Indigo City demonstriert. Nur am eigenen Leib hatte ich die Wirkung bislang noch nicht erfahren.
    Man muss sich nur völlig entspannen, hatte ein enthusiastischer junger Corporal von der Ordungspolizei mit einem Grinsen erklärt. Mehr ist gar nicht nötig. Natürlich ist das während eines Aufstands nicht so einfach. Wenn sich diese Dinger auf einen stürzen, gerät man normalerweise noch mehr in Panik, was bedeutet, dass sie einen immer wieder stechen. Im schlimmsten Fall kann es sogar zum Herzstillstand kommen. Man muss schon verdammt zenmäßig drauf sein, um aus der Spirale auszubrechen. Andererseits haben wir es bei den gegenwärtigen Aufständen nur extrem selten mit Zen-Aktivisten zu tun.
    Ich hielt die Envoy-Gelassenheit wie einen

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