Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Gravrutsche hinauf und in einen Raum, bei dem es sich um sein privates Quartier zu handeln schien.
    »Setzen Sie sich, Lieutenant. Falls Sie irgendwo Platz finden.«
    In der Kabine war es eng, aber es herrschte eine pingelige Ordnung. Ein abgeschaltetes Gravbett stand in einer Ecke auf dem Boden, unter einem Schreibtisch, der sich von der Wand herunterklappen ließ. Auf der Arbeitsfläche befanden sich ein kompaktes Datengitter, ein ordentlicher Stapel Buchchips und eine dickbäuchige Statue, die nach einem Kunstwerk von Hun Home aussah. Ein zweiter Tisch nahm das andere Ende des schmalen Raums ein und war mit Projektionsgeräten übersät. Zwei Holos schwebten knapp unter der Decke und waren in einem Winkel geneigt, der es ermöglichte, sie vom Bett aus zu betrachten. Das eine zeigte eine spektakuläre Aufnahme von Adoracion aus dem Weltall; am grün-orangefarbenen Rand ging soeben die Sonne auf. Das andere war ein Familienporträt, Carrera und eine hübsche olivenhäutige Frau; die Arme waren besitzergreifend um die Schultern dreier Kinder verschiedenen Alters gelegt. Der Wedge-Commander machte einen glücklichen Eindruck, aber der Sleeve im Holo war älter als der, den er jetzt trug.
    Ich entdeckte einen spartanischen Metallstuhl neben dem Projektionstisch. Carrera beobachtete, wie ich mich setzte, dann verschränkte er die Arme und lehnte sich gegen den Schreibtisch.
    »Waren Sie in letzter Zeit zu Hause?«, fragte ich und deutete mit einem Nicken auf das Weltraumholo.
    Sein Blick löste sich nicht von meinem Gesicht. »Ist schon eine Weile her. Kovacs, Sie wussten die ganze Zeit, dass Sutjiadi von Wedge gesucht wird, nicht wahr?«
    »Ich weiß immer noch nicht, ob er Sutjiadi ist. Hand hat ihn mir als Jiang verkauft. Wie kommt es, dass Sie sich dessen so sicher sind?«
    Er hätte fast gelächelt. »Netter Versuch. Meine Freunde aus dem Turm gaben mir die Gencodes der Kampfsleeves. Und die Sleevingdaten aus den Mandrake-Speichern. Sie waren sehr daran interessiert, mich in Kenntnis zu setzen, dass Hand einen Kriegsverbrecher für sich arbeiten ließ. Ich schätze, Sie haben es als zusätzlichen Anreiz betrachtet.«
    »Kriegsverbrecher.« Ich blickte mich gründlich in der Kabine um. »Das ist eine interessante Wortwahl. Für jemanden, der die Decatur-Befriedung geleitet hat, meine ich.«
    »Sutjiadi hat einen meiner Offiziere ermordet. Einen Offizier, von dem er Befehle entgegennehmen sollte. Nach allen Konventionen, die mir bekannt sind, ist das ein Kriegsverbrechen.«
    »Einen Offizier? Veutin?« Ich wusste selbst nicht genau, warum ich mit ihm diskutierte – vielleicht war lediglich meine allgemeine Trägheit dafür verantwortlich. »Kommen Sie, würden Sie Befehle von Veutin, dem Hund, entgegennehmen?«
    »Glücklicherweise war ich nie in dieser Situation. Aber seine Einheit war es, und alle waren ihm in fanatischer Loyalität ergeben. Veutin war ein guter Soldat.«
    »Er wurde aus gutem Grund ›Hund‹ genannt, Isaac.«
    »Wir sind hier nicht bei einem Po…«
    »…pularitätswettbewerb.« Nun lächelte ich. »Diese Phrase ist bereits etwas abgenutzt. Veutin war ein verdammtes Arschloch, und das wissen Sie ganz genau. Wenn dieser Sutjiadi ihn eingeäschert hat, gab es dafür wahrscheinlich einen guten Grund.«
    »Einen Grund zu haben heißt nicht Recht zu haben, Lieutenant Kovacs.« Carreras Tonfall wurde plötzlich sanfter, was mir verriet, dass ich zu weit gegangen war. »Jeder gegraftete Zuhälter auf der Plaza de los Caidos hat einen Grund, wenn er einer Hure das Gesicht zerschlitzt, aber dadurch wird es nicht richtig. Joshua Kemp hat Gründe für sein Tun, und von seinem Standpunkt aus gesehen sind es vielleicht sogar gute Gründe. Damit muss er nicht zwangsläufig Recht haben.«
    »Sie sollten aufpassen, was Sie sagen, Isaac. Diese Art von Relativismus könnte Ihnen eine Verurteilung einbringen.«
    »Das bezweifle ich. Sie haben Lamont gesehen.«
    »Ja.«
    Schweigen umfloss uns.
    »Nun gut«, sagte ich schließlich. »Sie wollen Sutjiadi also unter den Anatomisator legen?«
    »Habe ich eine andere Wahl?«
    Ich sah ihn nur an.
    »Wir sind Wedge, Lieutenant. Sie wissen, was das bedeutet.« Nun lag ein leichter Hauch von Dringlichkeit in seiner Stimme. Ich wusste nicht genau, wen er zu überzeugen versuchte. »Sie wurden vereidigt, genauso wie alle anderen. Sie kennen den Codex. Wir stehen für Einigkeit im Angesicht des Chaos, und das muss jedem bewusst sein. Die Leute, mit denen wir zu tun haben,

Weitere Kostenlose Bücher