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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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eingenommen hatte. So stand er immer in der letzten Runde einer Auseinandersetzung da, wenn es ums Ganze ging. Dieselbe Haltung hatte ich auch an ihm beobachtet, als die Regierungstruppen bei Shalai Gap um uns herum aufgerieben wurden und Kemps Lufttruppen wie Hagel aus der Sturmfront am Himmel stürzten. An diesem Punkt gab es kein Zurück mehr. »Ich möchte Sie nicht verlieren, Kovacs, und ich möchte den Soldaten, die Ihnen gefolgt sind, keinen Kummer bereiten. Aber letztlich ist Wedge mehr als jeder einzelne Mann in der Truppe. Wir können uns keinen internen Dissens leisten.«
    Gegen eine erdrückende Übermacht hatte Carrera, den man längst aufgegeben hatte, zwei Stunden lang in den zerbombten Straßen und Gebäuden von Shalai die Stellung gehalten, bis der Sturm losbrach und sich die Truppen einigelten. Dann hatte er eine brutale Gegenoffensive gestartet, durch den heulenden Wind und die bis zum Boden reichenden Wolkenfetzen, bis der Funkverkehr zwischen den Luftfahrzeugen voller panischer Stimmen von Kommandeuren war, die den Rückzug befahlen. Als das Unwetter abzog, war Shalai Gap mit toten Kempisten übersät, während Wedge weniger als zwei Dutzend Verluste zu melden hatte.
    Er beugte sich wieder näher zu mir heran. Er war nicht mehr wütend. Seine Augen suchten mein Gesicht ab.
    »Habe ich mich jetzt endlich klar genug ausgedrückt, Lieutenant? Ein Opfer ist nötig. Es mag uns nicht gefallen, weder Ihnen noch mir, aber das ist der Preis einer Wedge-Mitgliedschaft.«
    Ich nickte.
    »Dann sind Sie also bereit, diese Sache abzuhaken?«
    »Ich sterbe, Isaac. Ungefähr das Einzige, wozu ich jetzt bereit bin, wäre etwas Schlaf.«
    »Ich verstehe. Ich werde Sie nicht mehr allzu lange aufhalten.« Dann schwenkte er eine Hand durch das Datengitter, das wirbelnd zum Leben erwachte. Ich seufzte und bemühte mich, meinen Blick wieder zu fokussieren. »Der Stoßtrupp ist einem Kurs gefolgt, der einer Extrapolation des Eintrittswinkels der Nagini entspricht, und kam ziemlich genau an der Andockschleuse heraus, durch die Sie eingedrungen sind. Loemanako sagt, dass von außen keine Schaltelemente zu erkennen waren. Wie sind Sie also hineingekommen?«
    »Die Schleuse war schon offen.« Ich machte mir nicht die Mühe, irgendwelche Lügen zu konstruieren, zumal damit zu rechnen war, dass er demnächst auch die anderen dazu befragen würde. »So weit wir wissen, gibt es keine Kontrollen.«
    »An einem Kriegsschiff?« Er kniff die Augen zusammen. »Das kann ich nur schwer glauben.«
    »Isaac, das gesamte Schiff ist von einem Schutzschirm umgeben, der mindestens zwei Kilometer außerhalb der Hülle liegt. Wozu hätten sie etwas einbauen sollen, mit dem sich eine bestimmte Andockstation verschließen lässt?«
    »Sie haben den Schirm gesehen?«
    »Ja. In voller Aktion.«
    »Hmm.« Er nahm ein paar kleinere Einstellungen am Gitter vor. »Die Schnüffler haben im Schiff bis in eine Tiefe von drei oder vier Kilometern menschliche Spuren ausgemacht. Aber Sie wurden in einer Beobachtungsblase gefunden, die höchstens anderthalb Kilometer von der Schleuse entfernt war.«
    »Das war nicht besonders schwierig. Wir haben den Weg mit dicken, fetten Illuminiumpfeilen markiert.«
    Er sah mich ernst an. »Haben Sie drinnen Rundgänge unternommen?«
    »Nein, zumindest ich nicht.« Ich schüttelte den Kopf, was ich sofort bereute, weil es den unangenehmen Effekt hatte, dass die kleine Kabine abwechselnd scharf und unscharf wurde. Ich wartete ab, bis es vorbei war. »Aber einige der anderen. Ich habe keine Ahnung, wie weit sie vorgedrungen sind.«
    »Klingt nicht sehr organisiert.«
    »Das war es auch nicht«, sagte ich gereizt. »Wie soll ich es Ihnen erklären, Isaac? Stellen Sie sich vor, wie es ist, wenn man einem Wunder gegenübersteht. Es könnte Ihnen helfen, wenn Sie selbst hinübergehen.«
    »Es… äh… scheint so.« Er zögerte, und ich brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass ihm die Sache peinlich war. »Sie… äh… haben… Geister gesehen? Da drüben.«
    Ich zuckte die Schultern und unterdrückte einen unkontrollierten Lachanfall. »Wir haben etwas gesehen. Ich bin mir immer noch nicht sicher, was es war. Haben Sie Ihre Gäste belauscht, Isaac?«
    Er lächelte und winkte entschuldigend ab. »Lamonts Gewohnheiten scheinen auf mich abgefärbt zu haben. Und nachdem er den Geschmack am Herumschnüffeln verloren hat, wäre es eine Schande, die Ausrüstung ungenutzt zu lassen.« Er hantierte wieder im Datengitter herum.

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