Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
die Sushi-Bar mitten auf der Empore befand und eine hervorragende Zielscheibe für Scharfschützen abgab, die sich fast überall im Innenraum des luftigen Auktionshauses verstecken mochten. An einer solchen Position befand sich in diesem Moment Jan Schneider; er kauerte hinter einem kurzläufigen Laser-Karabiner mit Entladungsdämpfer und blickte durch ein Zielfernrohr auf Matthias Hands Gesicht. Ich wusste nicht, wie viele andere Männer und Frauen sich im Gebäude aufhielten und mich ins Visier genommen hatten.
    Im Holodisplay über unseren Köpfen schwebte das Eröffnungsangebot in warmen orangefarbenen Ziffern. Es rutschte gerade unter hundertfünfzig, trotz des flehenden Tonfalls der Auktionatorin. Hand deutete auf die Zahl.
    »Sehen Sie? Der Absturz hat begonnen.« Er widmete sich seinem Essen. »Wollen wir jetzt zum Geschäftlichen kommen?«
    »Wie Sie meinen.« Ich warf ihm etwas über den Tisch zu. »Das gehört Ihnen, glaube ich.«
    Es rollte über die Tischplatte, bis er es mit der freien Hand stoppte. Er hob es mit sorgfältig manikürten Fingern auf und betrachtete es verwundert.
    »Deng?«
    Ich nickte.
    »Was haben Sie von Ihm erfahren?«
    »Nicht viel. Sie wissen doch, wenn die virtuelle Lokalisierung darauf eingestellt ist, bei Aktivierung hochzugehen, bleibt einem nicht viel Zeit.« Ich zuckte die Achseln. »Er erwähnte Ihren Namen, bevor ihm klar wurde, dass ich kein Psychochirug von Mandrake war, aber danach war er ziemlich verschlossen. Ein verdammt zäher Bursche.«
    Hands Miene wurde skeptisch, aber er ließ den kortikalen Stack ohne weiteren Kommentar in der Brusttasche seines Anzugs verschwinden. Er kaute langsam auf einem Bissen Sashimi.
    »War es wirklich nötig, alle zu erschießen?«, fragte er schließlich.
    »So läuft es in diesen Zeiten normalerweise im hohen Norden ab. Vielleicht haben Sie noch nicht davon gehört, dass Krieg ist.«
    »Ach so.« Er schien sich erst jetzt meiner Uniform bewusst zu werden. »Also gehören Sie zu Wedge. Ich frage mich, wie Isaac Carrera auf Ihren Ausflug nach Landfall reagieren wird. Was meinen Sie?«
    Wieder zuckte ich die Achseln. »Wedge-Offiziere haben einen großen Ermessensspielraum. Es könnte etwas schwierig werden, ihm die Sache zu erklären, aber ich kann ihm jederzeit sagen, dass ich in einer strategischen Geheimmission unterwegs war.«
    »Aber das stimmt nicht.«
    »Nein. Das hier ist rein persönlich.«
    »Was ist, wenn ich unser Gespräch aufzeichne und ihm zukommen lasse?«
    »Wenn ich eine Undercover-Ermittlung durchführe, muss ich Ihnen irgendetwas erzählen, um meine Tarnung aufrechtzuerhalten. Damit wäre dieses Gespräch ein doppelter Bluff. Ist doch völlig klar.«
    Es folgte eine Pause, in der wir uns quer über den Tisch hinweg gelassen musterten. Dann breitete sich langsam ein neues Lächeln auf dem Gesicht des Mandrake-Mitarbeiters aus. Diesmal hielt es länger an und war nicht gespielt, dachte ich.
    »Ja«, murmelte er. »Beeindruckend elegant. Meinen Glückwunsch, Lieutenant. Das ist so wasserdicht, dass ich selbst nicht mehr weiß, was ich glauben soll. Sie könnten tatsächlich für Wedge arbeiten.«
    »Ja, das wäre denkbar.« Ich lächelte zurück. »Aber wissen Sie was? Sie haben nicht genug Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Weil die Daten, die Sie gestern empfangen haben, mit einer codierten Startkonfiguration versehen und an fünfzig Stellen im Datennetz von Landfall verteilt sind. Nach Aktivierung werden sie mit einem Schlag in sämtliche Firmenstacks des Kartells eingeschleust. Und die Zeit läuft schon. Sie haben etwa einen Monat. Danach werden all Ihre gewichtigen Konkurrenten erfahren, was Sie wissen, und ein gewisser Teil der Küste wird aussehen wie der Touchdown Boulevard am Silvesterabend.«
    »Seien Sie still.« Hands Stimme blieb ruhig, aber sie hatte plötzlich eine feine stählerne Spitze bekommen. »Wir befinden uns hier im Freien. Wenn Sie Geschäfte mit Mandrake machen wollen, müssen Sie lernen, ein wenig Diskretion zu wahren. Keine weiteren Details, bitte.«
    »Gut. Solange wir uns gegenseitig verstehen.«
    »Ich denke schon.«
    »Das hoffe ich.« Auch ich legte etwas mehr Härte in meinen Tonfall. »Sie haben mich unterschätzt, als Sie gestern Ihren Schlägertrupp losschickten. Tun Sie das nie wieder.«
    »Ich würde nicht im Traum…«
    »Das ist gut. Sie sollten nicht einmal davon träumen, Hand. Denn was gestern Abend mit Deng und seinen Kollegen passiert ist, reicht nicht einmal

Weitere Kostenlose Bücher