Gefallene Engel
Position?«
»Ja, durchaus. In etwa zwei Minuten wird Ihnen der bedeutendste archäologische Fund der letzten fünfhundert Jahre durch die Lappen gehen, und zwar, weil darüber nichts in Ihren Dateien steht? Wenn das Ihre Position ist, Hand, dann verhandle ich mit den falschen Leuten.«
»Wollen Sie damit sagen, dass dieser Fund nicht registriert wurde? In klarer Verletzung der Charta?«
»Ich sage, dass das alles keine Rolle spielt. Ich sage, dass das, was wir Ihnen geschickt haben, echt genug aussah, entweder für Sie oder Ihre Haus-KI, um innerhalb einer halben Stunde ein bis an die Zähne bewaffnetes Einsatzkommando loszuschicken. Vielleicht wurden die Dateien gelöscht oder manipuliert oder gestohlen. Warum diskutiere ich überhaupt mit Ihnen darüber? Wollen Sie zahlen oder aussteigen?«
Schweigen. Er war ziemlich gut – ich hatte immer noch keine Ahnung, in welche Richtung er springen würde. Er hatte mir keine einzige ehrliche Emotion gezeigt, seit wir uns gesetzt hatten. Ich wartete. Er lehnte sich zurück und klopfte sich imaginären Schmutz von der Hose.
»Ich furchte, in dieser Sache muss ich mich mit meinen Kollegen beraten. Ich bin nicht befugt, ein Geschäft dieser Größenordnung abzuzeichnen, und erst recht nicht, wenn ich so wenig vorzuweisen habe. Allein die Genehmigung für einen DigIn-Transfer würde…«
»Blödsinn.« Ich blieb freundlich. »Aber machen Sie nur. Beraten Sie sich. Ich kann Ihnen noch eine halbe Stunde Zeit geben.«
»Eine halbe Stunde?«
Angst – ein winziges Aufflackern der Angst in den Winkeln seiner zusammengekniffenen Augen, aber ich sah es und spürte die Genugtuung, die im Anschluss an das Grinsen aus meinem Bauch aufstieg. Ein gutes Gefühl nach fast zwei Jahren unterdrückten Zorns.
Jetzt habe ich dich, du Mistkerl!
»Sicher. Dreißig Minuten. Ich werde hier bleiben. Wie ich hörte, soll das Grüner-Tee-Sorbet hier ziemlich gut sein.«
»Das ist nicht Ihr Ernst.«
Ich ließ zu, dass die Grausamkeit den Rand meiner Stimme zerfraß. »Doch, ich meine es ernst. Ich habe Sie gewarnt. Unterschätzen Sie mich nicht schon wieder. Sie kommen innerhalb der nächsten dreißig Minuten mit einer Entscheidung zurück, oder ich werde gehen und mit jemand anderem reden. Vielleicht drücke ich Ihnen sogar die Rechnung aufs Auge.«
Er riss gereizt den Kopf herum.
»Und zu wem würden Sie dann gehen?«
»Sathakarn Yu? PKN?« Ich gestikulierte mit den Stäbchen. »Wer weiß. Aber Sie sollten sich nicht meinen Kopf zerbrechen. Ich werde schon etwas arrangieren. Sie würden sich dann den Kopf zerbrechen müssen, wie Sie dem Ausschuss erklären, warum Sie sich diese Chance haben entgehen lassen. Oder irre ich mich etwa?«
Matthias Hand stieß den angehaltenen Atem aus und stand auf. Er ließ kurz ein dünnes Lächeln aufblitzen.
»Also gut. Ich werde in Kürze wieder da sein. Aber Sie müssen noch einiges über die Kunst des Verhandelns lernen, Lieutenant Kovacs.«
»Mag sein. Wie ich bereits sagte, ich habe sehr viel Zeit im Norden verbracht.«
Ich beobachtete, wie er sich durch die potenziellen Käufer entfernte, und war nicht in der Lage, einen schwachen Schauder zu unterdrücken. Wenn es jemand darauf angelegt hatte, mir das Gesicht wegzulasern, bestand die hohe Wahrscheinlichkeit, dass es jetzt geschah.
Ich verließ mich sehr auf mein intuitives Gefühl, dass Hand vom Ausschuss für Firmenpolitik die Erlaubnis bekommen hatte, in einem sehr weiten Rahmen nach eigenem Gutdünken zu entscheiden. Mandrake war in der Finanzwelt die Entsprechung zu Carreras Wedge, und man konnte davon ausgehen, dass der Ermessensspielraum in der Führungsetage ähnlich geregelt war. Anders konnte ein erfolgreicher Organismus gar nicht funktionieren.
Erwarte nichts, dann wirst du auf alles vorbereitet sein. Nach bewährter Corps-Methode blieb ich oberflächlich neutral und unzentriert, aber darunter beschnupperte mein Geist misstrauisch wie eine Ratte die Details.
Zwanzig Millionen waren nach Konzernstandards nicht viel, zumindest nicht für ein Garantiegeschäft, wie ich es Mandrake unterbreitet hatte. Und es bestand die Hoffnung, dass ich am vergangenen Abend genügend Unheil angerichtet hatte, um sie von einem weiteren Versuch abzuhalten, nach dem Leckerbissen zu greifen, ohne zu bezahlen. Ich steuerte einen harten Kurs, aber alles bewegte sich in die gewünschte Richtung. Für sie war es das Vernünftigste, uns zu bezahlen.
Nicht wahr, Takeshi?
Mein Gesicht zuckte.
Falls sich
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