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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Planeten gebohrt zu haben schien. Das statische Meer schob sich von allen Seiten heran, zerfraß die Dunkelheit mit gierigem Knistern und schlug auf meine Sinne ein wie ein blitzartig einsetzender Empathin-Kater. Dann war es vorbei, als es ausgelaugt war und sich auf ebenso unangenehme Weise zurückzog. Ich wurde mir wieder der Realität bewusst, mit gesenktem Kopf und einem dünnen Speichelfaden, der von meinen Lippen hing.
    »Alles in Ordnung, Kovacs?«
    Schneider.
    Ich blinzelte. Die Luft kam mir nach dem statischen Sturm unvernünftig düster vor, als hätte ich zu lange in die Sonne gestarrt.
    »Kovacs?« Diesmal war es Tanya Wardani. Ich wischte mir den Mund ab und blickte mich um. Neben mir summte leise die IDV-Maschine, deren grün leuchtender Zähler bei 49 stehen geblieben war. Wardani und Schneider standen links und rechts vom Gerät und musterten mich mit beinahe komischer Besorgnis. Hinter ihnen verlieh die angepappte Geschmacklosigkeit des Hurenzimmers dem Ganzen den Anschein einer schlecht inszenierten Farce. Ich spürte, wie sich meine Mundwinkel verschmitzt verzogen, während ich nach der Kappe griff und sie abnahm.
    »Nun?« Wardani zog sich ein kleines Stück zurück. »Was soll dieses blöde Grinsen heißen? Was haben Sie erreicht?«
    »Genug«, sagte ich. »Ich glaube, wir können jetzt loslegen.«



In jeder Agenda, sei sie politischer oder anderer Art, tauchen Kosten auf. Fragt immer nach den Kosten und wer sie bezahlen wird. Wenn ihr es nicht tut, werden die Macher der Agenda die Witterung eures Schweigens aufnehmen wie ein Sumpfpanther, der auf eine blutige Fährte stößt, und im nächsten Moment werdet ihr feststellen, dass ihr es seid, die diese Kosten tragen sollen. Und ihr habt möglicherweise nicht genug, um sie zu bezahlen.
     
    Quellchrist Falconer,
Was ich inzwischen gelernt haben sollte Band II

 
9
     
     
    »Meine Damen und Herren, ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit!«
    Die Auktionatorin tippte vorsichtig mit einem Finger auf das frei schwebende Mikro, und das dumpfe Pochen hallte wie ferner Donner durch den Raum des Kuppelsaals. Gemäß der Tradition war sie in eine Art Raumanzug gekleidet, allerdings ohne Helm und Handschuhe, aber er hatte einen Schnitt, der mich mehr an die Modehäuser von New Beijing erinnerte als an eine Ausgrabungsstätte auf dem Mars. Ihre Stimme war sanft, wie warmer Kaffee mit einem Schuss Overproof-Rum. »Los siebenundsiebzig. Vom unteren Danang-Feld, aktuelle Grabung. Ein drei Meter hoher Pylon mit lasergravierten Technoglyphen an der Basis. Das Angebot wird bei zweihunderttausend Aso eröffnet.«
    »Irgendwie glaube ich nicht daran.« Matthias Hand nahm einen Schluck von seinem Tee und blickte müßig auf das Artefakt in der holografischen Vergrößerung vor der Empore. »Nicht heute und nicht mit diesem verdammt großen Riss, der durch die zweite Glyphe läuft.«
    »Man kann nie wissen«, sagte ich lässig. »Wer weiß, was für Idioten mit zu viel Geld bei solchen Veranstaltungen herumlaufen.«
    »Das mag sein.« Er drehte sich ein wenig auf seinem Sitz, als würde er die verstreute Menge aus potenziellen Käufern mustern, die sich rund um die Empore versammelt hatte. »Aber ich glaube wirklich, dass dieses Stück eher für weniger als einhundertzwanzig weggeht.«
    »Wenn Sie es sagen.«
    »Ich sage es.« Er blendete ein weltmännisches Lächeln ein und ließ es über seine fein geschnittenen Gesichtszüge expandieren. Er war wie die meisten leitenden Konzernangestellten groß und unauffällig gut aussehend. »Natürlich habe ich mich in der Vergangenheit gelegentlich geirrt. – Ah, sehr gut, das scheint unsere Bestellung zu sein.«
    Das Essen kam, serviert von einem Kellner, den man mit einer billigeren und schlechter geschneiderten Version des Raumanzugs der Auktionatorin ausstaffiert hatte. Er lieferte unsere Bestellung mit bemerkenswerter Anmut ab, in Anbetracht der Umstände. Wir warteten schweigend, und als er ging, blickten wir beide ihm mit symmetrischem Misstrauen nach.
    »Keiner von Ihren Leuten?«, fragte ich.
    »Wohl kaum.« Hand stocherte zweifelnd mit seinen Stäbchen im Inhalt des Bento-Tabletts herum. »Sie hätten vielleicht ein anderes Gericht wählen sollen. Ich meine, hier tobt ein Krieg, und wir sind über tausend Kilometer vom nächsten Ozean entfernt. Glauben Sie wirklich, dass es eine gute Idee war, Sushi zu bestellen?«
    »Ich komme von Harlans Welt. Das essen wir dort.«
    Wir beide ignorierten die Tatsache, dass sich

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