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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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wetten, dass Sie verrückt geworden sind, bevor das erste Jahrhundert vorbei ist.«
    Ich lehnte mich wieder zurück. Das sollte er erst einmal verdauen.
    »Oder Sie beantworten meine Fragen. Ein einmaliges Angebot. Wie werden Sie sich entscheiden?«
    Erneut Schweigen, aber diesmal war es anders. Er starrte mich an, und ich gab ihm eine Minute. Dann stand ich mit einem Achselzucken auf.
    »Sie hatten Ihre Chance.«
    Ich hatte fast die Tür erreicht, als er endlich weich wurde.
    »Gut!« Seine Stimme klang wie eine reißende Klaviersaite. »Gut, Sie haben gewonnen. Sie haben gewonnen!«
    Ich hielt kurz inne, dann griff ich nach dem Türknauf. Nun überschlug sich seine Stimme.
    »Ich sagte, Sie haben gewonnen, Mann! Hand! Hand! Matthias Hand. Er ist der Mann, er hat uns geschickt. Mann! Ich werde Ihnen alles sagen!«
    Hand. Der Name, den er bereits zu Anfang ausgeplaudert hatte. Also sah es danach aus, dass er wirklich singen wollte. Ich drehte mich langsam an der Tür um.
    »Hand?«
    Er nickte heftig.
    »Matthias Hand?«
    Er blickte auf, und ich sah, dass in seinem Gesicht etwas zerbrochen war. »Habe ich Ihr Wort?«
    »Klar. Ich schicke Ihren Stack intakt an Mandrake zurück. Weiter.«
    »Matthias Hand. Akquisitionsabteilung.«
    »Er ist Ihr Vorgesetzter?« Ich runzelte die Stirn. »Ein Abteilungsmitarbeiter?«
    »Nicht direkt. Offiziell ist der Leiter der Sicherheit für alle taktischen Einheiten verantwortlich, aber seit dem Krieg wurden fünfundsiebzig Mitarbeiter direkt an Hand von der Akquisition überstellt.«
    »Warum?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Sie dürfen gerne ein wenig spekulieren. Ging die Initiative von Hand aus? Oder war es eine Entscheidung auf höchster Ebene?«
    Er zögerte. »Man sagt, Hand hätte sich darum gerissen.«
    »Wie lange ist er schon bei Mandrake?«
    »Das weiß ich nicht.« Er bemerkte meinen Gesichtsausdruck. »Ich weiß es nicht, verdammt! Länger als ich.«
    »Wie ist sein Ruf?«
    »Ein zäher Bursche. Man sollte ihn nicht zum Feind haben.«
    »Ja, weder ihn noch irgendeinen anderen leitenden Angestellten über der Abteilungsebene. Sie sind alle verdammt harte Kerle. Erzählen Sie mir etwas, worauf ich noch nicht von selbst gekommen bin.«
    »Es ist mehr als nur Gerede. Vor zwei Jahren wurde Hand von irgendeinem Projektmanager aus der Entwicklungsabteilung vor den Ausschuss für Firmenpolitik gezerrt, wegen Verletzung der Firmenethik.«
    »Firmen… was?«
    »Ja, lachen Sie nur. Bei Mandrake steht darauf die Auslöschungsstrafe.«
    »Aber Hand wurde nicht für schuldig befunden?«
    Deng nickte. »Hand hat die Sache mit dem Ausschuss geklärt, aber niemand weiß, wie. Und zwei Wochen später kreuzt dieser Kerl tot auf dem Rücksitz eines Taxis auf. Er sah aus, als wäre etwas in ihm explodiert. Man sagt, dass Hand früher ein Hougan in der Carrefour-Bruderschaft auf Latimer gewesen sein soll. Die ganze Voodoo-Scheiße.«
    »Ja, die ganze Voodoo-Scheiße«, wiederholte ich, nicht ganz so unbeeindruckt, wie ich tat. Religion ist Religion, ganz gleich, wie man sie verpackt, und wie schon Quell sagte, deutet die Beschäftigung mit der jenseitigen Welt ganz klar auf die Unfähigkeit hin, sich mit der diesseitigen auseinander zu setzen. Trotzdem gehörte die Carrefour-Bruderschaft zu den schlimmsten Erpresserbanden, denen ich jemals begegnet war, und meine Leidenserfahrungen schlossen neben anderen Höhepunkten die Yakuza von Harlans Welt, die Religionspolizei von Sharya und natürlich das Envoy Corps ein. Wenn Matthias Hand ein Ex-Carrefour war, hatte er mehr Dreck am Stack als der durchschnittliche Firmenagent. »Und abgesehen von der ganzen Voodoo-Scheiße, was erzählt man sich sonst noch über ihn?«
    Deng hob die Schultern. »Dass er sehr intelligent ist. Die Akquisition hat kurz vor dem Krieg eine Menge Regierungsaufträge hereingeholt. Sachen, die sich die Großen gar nicht erst genauer angesehen haben. Es heißt, Hand hätte dem Ausschuss für Firmenpolitik gesagt, er hätte in spätestens einem Jahr einen Sitz im Kartell. Und ich kenne niemanden, der darüber lacht.«
    »Ja, die Gefahr einer Karriereveränderung ist zu groß – oder dass man das Innere eines Taxis mit seinen Eingeweiden dekorieren darf. Ich glaube, wir werden…«
    Ich falle…
    Das IDV-Format zu verlassen erwies sich als ungefähr genauso vergnüglich wie der Einstieg. Es fühlte sich an, als hätte sich unter meinem Stuhl eine Falltür geöffnet, worauf ich in ein Loch stürzte, das man mitten durch

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