Gefallene Engel
glimmenden Licht des gedämpften Illuminiumtresens. Die nervend süßliche Musik näselte aus Lautsprechern, die nicht annähernd hoch genug über unseren Köpfen angebracht waren. An meinem Ellbogen kauerte wie ein großer bewusstloser Käfer der persönliche Raumresonanzscrambler und zeigte mit einem grünen Licht an, dass er funktionierte. Mandrake hatte uns die Dinger aufgezwungen und darauf bestanden, dass wir sie ständig bei uns trugen. Leider waren sie nicht in der Lage, externen Lärm auszublenden. Schade.
»Wen meinen Sie?«, fragte ich und wandte mich Wardani zu.
»Tun Sie nicht so begriffsstutzig, Kovacs. Ich meine diese Schleimspur aus gebrauchter Raumanzugkühlflüssigkeit. Sie verbrüdern sich mit ihm.«
Ich spürte, wie es in meinen Mundwinkeln zuckte. Wenn Tanya Wardanis archäologische Vorlesungen während ihres früheren Verhältnisses in Schneiders Redemuster eingesickert waren, schien es, dass der Austausch umgekehrt genauso gut funktioniert hatte.
»Er ist unser Sponsor, Wardani. Was erwarten Sie von mir? Soll ich ihn alle zehn Minuten anspucken, um klarzustellen, wie sehr wir uns ihm moralisch überlegen fühlen?« Ich zerrte am Schulterstück meiner Wedge-Uniform. »Ich bin ein bezahlter Killer, Schneider ist ein Deserteur, und Sie, ungeachtet aller weiteren Sünden, die Sie auf dem Gewissen haben mögen, sind bereit, gemeinsam mit uns den größten archäologischen Fund des Jahrtausends zu verhökern, gegen ein interstellares Ticket und eine Dauerkarte für sämtliche Vergnügungsparks der herrschenden Elite von Latimer City.«
Sie zuckte zusammen.
»Er hat versucht, uns zu töten.«
»Angesichts des Resultats bin ich geneigt, ihm diesen Ausrutscher zu verzeihen. Es ist Dengs Schlägertruppe, die sich bittere Selbstvorwürfe machen sollte.«
Schneider lachte, verstummte aber sofort, als Wardani ihm einen eiskalten Blick zuwarf.
»Ja, das ist richtig. Er hat diese Männer in den Tod geschickt, und nun schließt er einen Handel mit dem Mann ab, der sie getötet hat. Er ist ein Miststück.«
»Wenn es Hands größte Sünde war, acht Männer in den Tod zu schicken«, sagte ich, gröber als beabsichtigt, »dann ist er wesentlich sauberer als ich. Oder als jeder andere befehlshabende Offizier, dem ich in letzter Zeit begegnet bin.«
»Da! Sie verteidigen ihn schon wieder! Sie benutzen Ihren Selbsthass, um ihn aus der Verantwortung zu nehmen und sich selbst ein moralisches Urteil zu ersparen.«
Ich sah sie intensiv an, dann trank ich mein Glas aus und setzte es mit übertriebener Sorgfalt ab.
»Mir ist bewusst«, sagte ich ruhig, »dass Sie in letzter Zeit viel durchgemacht haben, Wardani. Deshalb will ich nicht zu streng mit Ihnen sein. Aber Sie haben keine Ahnung, was in meinem Kopf vor sich geht. Also wäre es mir lieber, wenn Sie Ihren beschissenen Amateur-Psychochirurgen-Blödsinn für sich behalten würden. Einverstanden?«
Wardanis Mund wurde zu einer dünnen Linie. »Das ändert nichts an…«
»Hallo!« Schneider beugte sich mit der Rumflasche über Wardani und füllte mein Glas nach. »Das hier soll eine Feier sein. Wenn ihr kämpfen wollt, geht nach Norden, wo dieser Sport zurzeit sehr beliebt ist. Aber hier und jetzt möchte ich feiern, dass ich mich nie wieder an einem Kampf beteiligen muss, und ihr beide seid dabei, mir den Spaß zu verderben. Tanya, warum kannst du nicht einfach…«
Er versuchte, auch Wardanis Glas aufzufüllen, aber sie schob den Flaschenhals mit einer Handkante zur Seite. Sie sah ihn mit einer Verachtung an, die mich schmerzte.
»Das ist alles, was dich interessiert, nicht wahr, Jan?«, sagte sie leise zu ihm. »Sich mit einem fetten Kredit aus der Affäre ziehen. Der schnelle, einfache und abgekürzte Weg der Problemlösung, damit du dir ganz oben ein Leben am Swimmingpool leisten kannst. Was ist mit dir passiert, Jan? Ich meine, du warst schon immer oberflächlich, aber…«
Sie gestikulierte hilflos.
»Danke, Tanya.« Schneider kippte seinen Drink hinunter, und als ich sein Gesicht wieder sehen konnte, grinste er wild. »Du hast Recht, ich sollte nicht so egoistisch sein. Ich hätte noch etwas länger bei Kemp bleiben sollen. Was hätte mir schon passieren können?«
»Sei nicht kindisch.«
»Nein, wirklich. Jetzt sehe ich alles viel klarer. Kovacs, wir sagen Hand, dass wir es uns anders überlegt haben. Wir wollen wieder in den Kampf ziehen, weil es in diesem Krieg um viel bedeutendere Dinge geht!« Er zeigte mit dem Finger auf Wardani.
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