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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Und du kannst in das Lager zurückgehen, aus dem wir dich geholt haben, weil ich dich nicht daran hindern möchte, weiterhin dein heldenhaftes Leid zu ertragen.«
    »Du hast mich aus dem Lager geholt, weil du mich brauchst, Jan. Also hör auf, mir irgendwelchen Blödsinn zu erzählen.«
    Schneider hatte bereits mit der offenen Hand ausgeholt, als ich seine Absicht erkannte, sie zu schlagen. Meine neurachemisch unterstützte Reaktion ließ mich schnell genug handeln, um den Schlag abzufangen, aber dazu musste ich mich über Wardani werfen. Und dabei stieß ich sie offenbar mit der Schulter vom Barhocker. Ich hörte sie aufschreien, als sie zu Boden stürzte. Ihr Glas kippte um und verteilte den Inhalt über den Tresen.
    »Es reicht«, sagte ich zu Schneider. Ich drückte seinen Unterarm mit einer Hand auf den Tresen, und meine andere Hand hing als lockere Faust neben meinem linken Ohr. Mein Gesicht war seinem nahe genug, um den leichten Tränenschimmer in seinen Augen erkennen zu können. »Ich dachte, Sie wollten nicht mehr kämpfen.«
    »Ja.« Es klang erstickt, und er räusperte sich. »Ja, das ist richtig.«
    Ich spürte, wie er sich entspannte, und ließ seinen Arm los. Als ich mich umdrehte, sah ich, wie Wardani sich und den Barhocker wieder auf die Beine stellte. Hinter ihr waren einige der Gäste der Bar aufgestanden und beobachteten uns verunsichert. Ich erwiderte ihren Blick, worauf sie hastig wieder Platz nahmen. Ein mit schweren Grafts beladener Soldat in einer Ecke zögerte etwas länger als die anderen, aber schließlich setzte auch er sich wieder hin. Offenbar war er nicht bereit, sich Ärger mit einer Wedge-Uniform einzuhandeln. Ich registrierte, wie hinter mir der Barkeeper den vergossenen Drink aufwischte. Ich lehnte mich gegen die gesäuberte Fläche.
    »Ich denke, wir alle sollten uns jetzt beruhigen. Einverstanden?«
    »Damit habe ich kein Problem.« Die Archäologin hatte wieder auf dem Barhocker Platz genommen. »Sie haben mich umgeworfen. Sie und Ihr Raufkumpan.«
    Schneider hatte sich die Flasche geschnappt und goss sich ein neues Glas ein. Er kippte es hinunter und zeigte mit dem leeren Glas auf Wardani.
    »Willst du wirklich wissen, was mit mir passiert ist, Tanya? Willst du…«
    »Ich habe das Gefühl, dass du es mir gleich sagen wirst.«
    »… es wirklich wissen? Ich habe ein sechs Jahre altes Mädchen gesehen. Wie es an den Verletzungen durch Granatsplitter starb. An Scheißverletzungen, für die ich scheißverantwortlich war, weil die Kleine sich in einem automatischen Bunker versteckt hatte, in den ich diese Scheißgranaten geworfen habe.« Er blinzelte und ließ Rum in sein Glas tröpfeln. »Und ich werde mir so etwas Beschissenes nie wieder ansehen. Ich bin raus, ganz gleich, was es mich kostet. Auch wenn ich dazu noch oberflächlicher werden muss. Nur zu deiner Scheißinformation.«
    Er sah uns mehrere Sekunden lang abwechselnd an, als könnte er sich nicht mehr genau erinnern, wer von uns wer war.
    Dann stieg er von seinem Hocker und lief auf einer fast geraden Linie zur Tür hinaus. Sein letzter Drink stand ungetrunken auf dem schimmernden Tresen.
    »Ach du Scheiße«, sagte Wardani in die Stille, die neben seinem Glas zurückgeblieben war. Sie schaute in ihr leeres Glas, als würde sie darin nach einer Fluchttür suchen.
    »Ja.« Diesmal würde ich ihr nicht dabei helfen, sich aus der Affäre zu ziehen.
    »Meinen Sie, ich sollte gehen und mit ihm reden?«
    »Eher nicht. Nein.«
    Sie stellte das Glas ab und kramte nach ihren Zigaretten. Die Schachtel Landfall Lights, die mir in der Virtualität aufgefallen war, kam zum Vorschein, und sie steckte sich mechanisch eine an. »Ich wollte damit nicht…«
    »Nein, ich dachte mir schon, dass Sie das nicht wollten. Er wird es genauso sehen, wenn er sich ausgenüchtert hat. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Er hat diese Erinnerung wahrscheinlich die ganze Zeit in Vakuumfolie mit sich herumgetragen, seit die Sache passiert ist. Sie haben ihm nur den nötigen Katalysator geliefert, um alles auszukotzen. Vermutlich war es besser so.«
    Sie zog an der Zigarette und warf mir durch den Rauch einen Seitenblick zu. »Berührt Sie so etwas überhaupt nicht mehr?«, fragte sie. »Wie lange braucht man, um so zu werden?«
    »Das habe ich den Envoys zu verdanken. Das ist ihre Spezialität. Das wie lange ist eine sinnlose Frage. Es ist ein System. Die Anwendung psychodynamischer Prozesse.«
    Diesmal drehte sie sich auf dem Barhocker herum und

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