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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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sah mich direkt an. »Macht Sie das niemals wütend? Dass man auf diese Weise an Ihnen herumgepfuscht hat?«
    Ich griff nach der Flasche und schenkte uns beiden nach. Sie machte keine Anstalten, mich daran zu hindern. »In jüngeren Jahren war es mir egal. Zeitweise fand ich es sogar toll. Ein Testosteron-Traum. Sie müssen wissen, bevor ich zu den Envoys kam, diente ich in der regulären Armee und hatte schon oft Software-Implantate benutzt. Das hier kam mir wie eine superstarke Variante davon vor. Ein undurchdringlicher Panzer für die Seele. Und als ich alt genug war, um anders darüber denken zu können, hinderte mich die Konditionierung daran.«
    »Sie können sich nicht gegen die Konditionierung durchsetzen?«
    Ich hob die Schultern. »Meistens will ich es gar nicht. Das liegt in der Natur einer guten Konditionierung. Und es ist ein extrem leistungsfähiges Produkt. Ich funktioniere besser, wenn ich sie gewähren lasse. Es ist harte Arbeit, dagegen anzukämpfen, und es macht mich langsamer. Woher haben Sie diese Zigaretten?«
    »Die hier?« Sie blickte geistesabwesend auf die Schachtel. »Ach so, von Jan, glaube ich. Ja, er hat sie mir gegeben.«
    »Das war nett von ihm.«
    Falls sie den Sarkasmus in meinem Tonfall bemerkte, ließ sie es sich nicht anmerken. »Möchten Sie eine?«
    »Warum nicht? Wie es aussieht, werde ich diesen Sleeve sowieso nicht mehr allzu lange brauchen.«
    »Sie glauben wirklich, dass wir es bis Latimer City schaffen werden?« Sie beobachtete, wie ich mir eine Zigarette nahm und sie entzündete. »Sie vertrauen darauf, dass Hand seine Seite der Abmachung einhält?«
    »Es bringt ihm nicht allzu viel, wenn er versucht, uns zu hintergehen.« Ich atmete aus und sah dem Rauch nach, wie er durch die Bar davontrieb. Ich hatte das intensive Gefühl, von etwas Abschied zu nehmen, ein Gefühl, das ungerufen durch meinen Geist strömte, das Gefühl eines namenlosen Verlusts. Ich rief mir die letzten Worte ins Gedächtnis, um alles wieder zusammenflicken zu können. »Das Geld ist bereits weg; Mandrake kann es sich nicht mehr zurückholen. Wenn Hand uns aus dem Rennen wirft, spart er dadurch lediglich die Kosten für den Hypercast und für drei Sleeves von der Stange. Dafür muss er sich auf ewig Sorgen machen, dass es irgendwann zu automatischen Vergeltungsschlägen kommt.«
    Wardanis Blick fiel auf den Resonanzscrambler auf dem Tresen. »Sind Sie sich sicher, dass dieses Ding sauber ist?«
    »Nein. Ich habe es von einer unabhängigen Händlerin bekommen, aber sie wurde von Mandrake empfohlen, also könnte es durchaus angezapft sein. Aber das spielt keine Rolle. Ich bin der Einzige, der weiß, wie die Vergeltungsmaßnahmen aussehen, und ich habe nicht vor, Ihnen davon zu erzählen.«
    »Danke.« Ihrem Tonfall war keine Ironie anzumerken. In einem Internierungslager lernt man, wie viel es wert sein kann, nichts zu wissen.
    »Keine Ursache.«
    »Aber wäre es nicht sinnvoll, uns anschließend zum Schweigen zu bringen?«
    Ich breitete die Hände aus. »Wozu? Mandrake ist nicht an Schweigen interessiert. Das hier wird der größte Coup, den ein einzelner Konzern jemals durchgezogen hat. Sie wollen, dass es bekannt wird. Die mit Zeitsperre versehenen Daten, die wir losgeschickt haben, werden die ältesten Neuigkeiten sein, wenn sie schließlich abgelaufen sind. Sobald Mandrake Ihr Sternenschiff an einem geheimen Ort in Sicherheit gebracht hat, wird man die Nachricht durch jeden größeren Datenport von Sanction IV jagen. Hand wird diese Sache dazu nutzen, sich sofort die Mitgliedschaft im Kartell zu sichern – und sich als Teil des Geschäfts wahrscheinlich auch einen Sitz im Wirtschaftsrat des Protektorats verschaffen. Mandrake wird über Nacht zu einem der ganz Großen. Unsere Bedeutung bei dieser Aktion wird gegen Null tendieren.«
    »Sie haben das alles schon ganz genau ausgearbeitet, wie?«
    Wieder zuckte ich die Achseln. »Über dieses Thema haben wir bisher noch nicht gesprochen.«
    »Nein.« Sie machte eine kleine, seltsam hilflos wirkende Geste. »Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass Sie so… scheißfreundlich mit diesem Konzernarsch umgehen würden.«
    Ich seufzte.
    »Hören Sie. Meine Meinung über Matthias Hand ist völlig irrelevant. Er wird den Job erledigen, den wir von ihm erwarten. Nur das zählt. Wir wurden bezahlt, wir sind an Bord, und Hand hat ein klein wenig mehr Persönlichkeit als der durchschnittliche leitende Konzernangestellte, was in meinen Augen ein Segen ist. Er ist

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