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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sutjiadi schien es nicht für nötig zu erachten, mehr zu diesem Thema zu sagen. Er wurde mir langsam sympathisch.
    Wie ein Zauberer spreizte Hand die Finger, und ein Bildschirm entstand in der Luft. Noch mehr Systemzauber, verdammt! Ich seufzte und beobachtete, wie Kopf und Schultern in einer Uniform ähnlich meiner neben einer Datenkolonne materialisierten. Das Gesicht war mir bekannt.
    »Sie haben diesen Mann ermordet«, sagte Hand kalt. »Möchten Sie erklären, warum?«
    »Nein.«
    »Das muss er nicht.« Ich deutete auf das dargestellte Gesicht. »Der Hund Veutin hat schon viele Leute dazu gebracht, so etwas zu versuchen. Mich würde nur interessieren, wie Sie es geschafft haben, ihn zu töten.«
    Nun verloren die Augen etwas von ihrer Distanziertheit, und sein Blick streifte kurz und irritiert meine Wedge-Abzeichen.
    »Ich habe ihm in den Hinterkopf geschossen.«
    Ich nickte. »Ein Zeichen für Initiative. Ist er wirklich tot?«
    »Ja. Ich habe eine Sunjet bei voller Leistung benutzt.«
    Mit einem Fingerschnippen zauberte Hand den Bildschirm weg. »Ihr Brigg-Shuttle wurde zwar vom Himmel geschossen, aber Wedge glaubt, dass Ihr Stack wahrscheinlich überlebt hat. Darauf wurde eine Belohnung ausgesetzt. Man will Sie haben, um Sie offiziell exekutieren zu können.« Er warf mir einen Seitenblick zu. »Wie ich gehört habe, soll das eine ziemlich unangenehme Angelegenheit sein.«
    »Ja, das ist es.« Ich hatte zu Anfang meiner Wedge-Karriere ein paar von diesen Lektionen beobachten dürfen. Sie nahmen viel Zeit in Anspruch.
    »Ich bin nicht daran interessiert, Sie an Wedge auszuliefern«, sagte Hand. »Aber ich kann diese Expedition nicht durch einen Mann in Gefahr bringen, der die Insubordination auf diese Weise bis zum Äußersten treibt. Ich muss wissen, was geschehen ist.«
    Sutjiadi musterte mein Gesicht. Ich antwortete ihm mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken.
    »Er befahl die Dezimierung meiner Männer«, sagte er gepresst.
    Wieder nickte ich, aber diesmal für mich. Die Dezimierung hatte zu Veutins bevorzugten Methoden des Umgangs mit lokalen Truppen gehört.
    »Und warum hat er das getan?«
    »Verdammt noch mal, Hand«, sagte ich und drehte mich zu ihm herum. »Haben Sie nicht gehört, was er gesagt hat? Er hat den Befehl erhalten, seine Einheit zu dezimieren, und er wollte es nicht tun. Mit dieser Art von Insubordination kann ich leben.«
    »Es könnte Faktoren geben, die…«
    »Wir vergeuden unsere Zeit«, unterbrach ich ihn und wandte mich wieder an Sutjiadi. »Wenn dieselbe Situation noch einmal auftreten würde, gäbe es dann etwas, das Sie anders machen würden?«
    »Ja.« Er zeigte mir die Zähne. Ich war mir nicht sicher, ob ich es als Grinsen bezeichnen konnte. »Ich hätte die Sunjet auf breite Streuung gestellt. So hätte ich auch den Rest seiner Truppe braten und verhindern können, dass sie mich festnehmen.«
    Ich warf Hand einen Blick zu. Er schüttelte den Kopf und schlug sich eine Hand vors Gesicht.
     
    SUN LIPING:
    Dunkle Augen mit Mongolenfalten über hohen, breiten Wangenknochen. Die Mundwinkel leicht heruntergezogen, wie nach einem verbitterten Lachen. Dünne Falten in der gebräunten Haut und eine solide Masse aus schwarzem Haar, über eine Schulter drapiert und von einem großen Statikfeld-Generator gehalten. Eine Aura der Ruhe und Unerschütterlichkeit.
    »Sie haben Selbstmord begangen?«, fragte ich zweifelnd.
    »Zumindest hat man es mir gesagt.« Die Mundwinkel zogen sich zu einer schiefen Grimasse hoch. »Ich erinnere mich daran, wie ich den Abzug betätigt habe. Es ist eine erfreuliche Erfahrung, dass meine Entschlossenheit unter Druck nicht nachlässt.«
    Die Patrone ihrer Handwaffe war unter dem rechten Unterkiefer eingedrungen, hatte sich mitten durch ihr Gehirn gegraben und beim Austritt ein bewundernswert symmetrisches Loch in ihrer Schädeldecke hinterlassen.
    »Es ist schwer, auf diese Entfernung das Ziel zu verfehlen«, sagte ich mit brutaler Erfahrenheit.
    Nicht das leiseste Zucken der ruhigen Augen.
    »Mir ist bewusst, dass es funktionieren kann«, sagte sie ernst.
    Hand räusperte sich. »Könnten Sie uns erklären, warum Sie es getan haben?«
    Sie runzelte die Stirn. »Schon wieder?«
    »Das«, stieß Hand zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »war nicht ich, sondern ein Konstrukt.«
    »Oh.«
    Die Augen drehten sich seitwärts und dann nach oben, als sie, wie ich vermutete, nach einem peripheren Netzhautdisplay suchte. Die Virtualität war darauf programmiert,

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