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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie aus dem Orbit beobachten kann, und da sie keinen Hinweis darauf hat, dass sich da drinnen etwas anderes als Felsen befinden…«
    »Jemand ist hier gewesen«, stieß Hand zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Ja, sicher.« Wardani blies Rauch aus und zeigte in eine andere Richtung. »Und dann wäre da noch das.«
    Ein paar hundert Meter weiter ankerte im flachen Wasser ein kleiner ramponierter Fischkutter, der in der Dünung auf und ab wippte. Die Netze, die über eine Seite hingen, sahen aus wie etwas, das sich von Bord wälzen wollte.
    Der Himmel wurde weiß.
     
    Es war nicht ganz so hart wie der Sturz aus dem IDV-System, aber die abrupte Rückkehr in die Realität war trotzdem wie ein Sprung in eiskaltes Wasser, das meine Gliedmaßen betäubte und mir einen Schock versetzte, der bis tief in meine Eingeweide drang. Ich riss die Augen auf und erblickte ein teures empathistisches Psychogramm.
    »Wunderbar«, brummte ich, setzte mich in der sanften Beleuchtung auf und tastete nach den Troden.
    Die Tür der Kammer schwang mit einem unterdrückten Summen nach außen auf. Hand stand im Eingang, immer noch damit beschäftigt, sich anzuziehen, umrahmt von der Helligkeit der normalen Beleuchtung. Ich sah ihn blinzelnd an.
    »Was das wirklich nötig?«
    »Ziehen Sie sich an, Kovacs«, sagte er, während er den Kragen seines Hemdes schloss. »Wir müssen verschiedene Dinge erledigen. Ich will bis heute Abend auf dieser Halbinsel sein.«
    »Meinen Sie nicht, dass Sie etwas überreagieren…?«
    Er hatte sich bereits zum Gehen gewandt.
    »Hand, die Rekruten haben sich noch nicht an die Sleeves gewöhnt. Sie brauchen noch eine Weile.«
    »Ich habe sie drinnen gelassen.« Er warf mir die Worte quasi über die Schulter zu. »Ich gebe ihnen noch zehn Minuten – das sind zwei ganze virtuelle Tage. Danach werden sie in die richtigen Sleeves geladen, und dann brechen wir auf. Wenn sich jemand vor uns in Dangrek umgesehen hat, wird es ihm schon bald sehr Leid tun.«
    Plötzlich wurde ich wütend. »Wenn er da war, als Sauberville platt gemacht wurde«, rief ich ihm nach, »dann tut es ihm höchstwahrscheinlich schon jetzt sehr Leid. Genauso wie allen anderen.«
    Ich hörte, wie sich seine Schritte durch den Korridor entfernten. Der Mandrake-Mann, das Hemd geschlossen, die Anzugjacke auf den gereckten Schultern zurechtgerückt, zügig marschierend. Ermächtigt. Er kümmerte sich um Mandrakes ernste Angelegenheiten, während ich mit nacktem Oberkörper in einer Pfütze meines ungerichteten Zorns hockte.



Der Unterschied zwischen Virtualität und Leben ist sehr einfach. In einem Format weiß man, dass alles von einer allmächtigen Maschine bestimmt wird. Die Wirklichkeit bietet diese beruhigende Sicherheit nicht, also kann man sehr leicht in den Irrglauben verfallen, alles unter Kontrolle zu haben.
     
    Quellchrist Falconer,
Ethik am Abgrund

 
18
     
     
    Es gibt keine unauffällige Methode, ein IP-Schiff von einer Seite eines Planeten auf die andere zu bringen. Also versuchten wir es gar nicht erst.
    Mandrake buchte für uns im Rahmen des Verkehrsprogramms des Kartells eine Prioritätsstartgenehmigung und eine Flugstrecke, dann flogen wir zu einem anonymen Landefeld am Rand von Landfall, während die größte Nachmittagshitze schwand. Ein nagelneues IP-Kampfschiff von Lockheed Mitoma hatte sich in den Beton gebohrt und wirkte wie ein Skorpion aus Rauchglas, dem man die Zangen ausgerissen hatte. Ameli Vongsavath brummte zufrieden, als sie es sah.
    »Omega-Serie«, sagte sie zu mir, in erster Linie deshalb, weil ich zufällig neben ihr stand, als wir aus dem Kreuzer stiegen. Unbewusst ordnete sie ihr Haar, während sie sprach; sie zog die dichten schwarzen Strähnen nach oben und von den flugsymbiotischen Anschlüssen in ihrem Nacken weg, dann fixierte sie den losen Knoten mit statischen Clips. »Mit dem Baby könnte man den Incorporation Boulevard runterfliegen, ohne die Bäume anzusengen. Und Plasmatorpedos durch die Vordertür des Senatsgebäudes schießen, die Maschine hochziehen und den Orbit erreichen, bevor das Haus in die Luft fliegt.«
    »Zum Beispiel«, sagte ich trocken. »Mit einer solchen Mission wären Sie natürlich zwangsläufig eine Kempistin, was bedeuten würde, dass Sie nichts Besseres als eine schrottreife Mowai Zehn zur Verfügung hätten. Richtig, Schneider?«
    Schneider grinste. »Ja, man darf gar nicht dran denken.«
    »Woran darf man nicht denken?«, wollte Yvette Cruickshank wissen. »Ein

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