Gefallene Sonnen
Czir’h. »Designierter-in-Bereitschaft, du hast die Konsequenzen gesehen und weißt, was auf dem Spiel steht. Soll ich meinen Kriegsschiffen befehlen, einen weiteren Teil der Hauptstadt zu zerstören? Soll ich auch dich töten lassen?« Er hob einen Finger an die Lippen, als müsste er nachdenken. »Dzelluria wäre viel einfacher zu übernehmen, wenn es keinen Designierten gäbe.«
Czir’h zitterte. Er sah sich nach jemandem um, der ihm bei der Entscheidung helfen konnte, während ihn der Blick des Imperators durchbohrte. »Tritt auf meine Seite«, sagte Rusa’h. »Ich kann dich aus dem verdorbenen Thism befreien, das dich so lange verwirrt hat.«
Der Designierte-in-Bereitschaft wich zurück, und Rusa’hs Stimme wurde plötzlich scharf. »Schließ dich mir an – oder stirb!« Er griff neben sich in den Chrysalissessel und holte eine Phiole mit Schiing hervor, eine milchige Flüssigkeit, die stärker wirkte als das Pulver. »Als ein Sohn Jora’hs musst du meine Gedanken freiwillig akzeptieren. Dies macht es für dich einfacher.«
Der verzweifelte Czir’h wollte der Gewalt unbedingt ein Ende setzen und sah keine andere Möglichkeit. Er nahm die Phiole entgegen, als hätte er die Anweisung erhalten, sich zu vergiften. Mit zitternden Händen hob er sie und betrachtete die weiße Flüssigkeit im Licht. Er sah noch einmal auf die blutigen Steinplatten und die Leiche des Designierten Orra’h, richtete den Blick dann auf den Anführer der Rebellen. Rusa’h nickte ihm zu.
Widerstrebend kippte Czir’h die Phiole und ließ ihren Inhalt in seinen Mund tropfen. Er leckte sich die Lippen, und Rusa’h sah, wie er einmal schluckte, dann noch einmal.
Die beiden Wächter, die den jungen Designierten-in-Bereitschaft an den Armen festhielten, ließen ihn los. Czir’h schwankte ein wenig, als das Schiing zu wirken begann. Rusa’h wusste, wie schnell die Pflanzenmottendroge ihre Wirkung entfaltete.
Die Frachträume der Kriegsschiffe enthielten Schiing in Pulverform, das schnell unter der Bevölkerung verteilt werden konnte. Ohne die Führung des Designierten-in-Bereitschaft Czir’h würde sich das alte Thism-Netz sofort auflösen und die Bewohner von Dzelluria ohne Verbindung zurücklassen. Dann fiel es dem Imperator leicht, sie seinem eigenen Netz hinzuzufügen, bevor die Wirkung nachließ.
Czir’hs Augen trübten sich bereits. Die sehr starke Droge schuf eine Art entspannte Verwirrung. Der junge Ildiraner ließ die Schultern hängen, als sich seine Verbindung zum Thism des Weisen Imperators und zur Welt auflöste. Der wichtigste Teil des Vorgangs bestand aus Czir’hs Freiwilligkeit.
Rusa’h griff mit seinen Gedanken zu, nahm die richtigen Seelenfäden und verwob sie miteinander.
Als Czir’h Teil des neuen Thism war, wies der Imperator die Kriegsschiffe an, mit der Verteilung des Schiing unter der Bevölkerung von Dzelluria zu beginnen.
Der erste Schritt war einfach gewesen, und Rusa’h wusste, dass seine Macht weiter wachsen würde. Die Revolte würde sich von Welt zu Welt ausbreiten, aber er musste die Bewegungen strategisch planen. Er blickte über die Menge der Ildiraner hinweg, die nach dem Angriff auf Dzelluria erschrocken und verwirrt waren. Wenn Thor’h alles vorbereitet hatte, wollte Rusa’h nach Dobro fliegen, wo er einen noch leichteren Sieg erwartete.
Immerhin sah er große Ähnlichkeiten zwischen seinem Bruder Udru’h und sich selbst.
41 ADAR ZAN’NH
Hyrillkas Zitadellenpalast war einst ein schönes Bauwerk gewesen, mit blühenden Kletterpflanzen, die Torbögen und Mauern schmückten. In jener Zeit hatte der Hyrillka-Designierte gern die spektakulären Himmelsparaden der Solaren Marine beobachtet, und Zan’nh hatte diese Welt mehrmals zusammen mit Adar Kori’nh besucht.
Jetzt war der Zitadellenpalast nur noch ein verziertes Gefängnis, geleitet von Ildiranern, die eine Gehirnwäsche hinter sich hatten. Die Stadt wirkte ernst und ohne Freude: Für Muße und Kunst gab es dort keinen Platz mehr.
Rusa’hs Vergnügungsgefährtinnen bewachten die Tür von Zan’nhs Unterkunft und schienen zu hoffen, dass er einen Fluchtversuch wagte. Die schönen, verführerischen Frauen waren zu Mörderinnen geworden. Sie legten Zan’nh keine Fesseln an, doch der argwöhnische Glanz in ihren Augen zeigte, dass sie ihm nicht trauten. Er blieb ihnen fremd, weil er nicht zu dem neuen Thism-Netz gehörte, das Rusa’hs Rebellen untereinander verband.
Zan’nh fühlte sich allein auf Hyrillka, isoliert
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