Gefangen im Palazzo der Leidenschaft
übernahm. Die wieder geradebog, wenn Felix wieder einmal in der Klemme steckte.
Dmitris Miene zeigte ihr jedoch, dass diesmal vielleicht nichts mehr geradezubiegen war.
Sein Mund wurde schmal. „Die Absichten Ihres Bruders interessieren mich nicht, da meine Schwester bereits einem anderen versprochen ist.“
„Was sagen Sie da?“ Lily hatte plötzlich ein flaues Gefühl im Magen.
Dmitri nickte. „Zumindest war es so geplant. Morgen an ihrem Geburtstag sollte Claudias Verlobung mit Francesco Giordano verkündet werden, in ihrem Haus in Venedig.“
Stattdessen war Claudia mit einem anderen Mann davongelaufen! „Könnte das der Grund sein, warum sie und Felix ausgerechnet heute durchgebrannt sind?“
Scharf atmete Dmitri ein. „Möglich.“
„Was bedeuten würde, dass Claudia diesen Francesco Giordano nicht liebt“, schloss Lily.
Nun kniff er die Augen zusammen. „Die Verlobung wurde schon an Claudias sechzehntem Geburtstag festgelegt.“
Gelassen zuckte Lily die Schultern. „Offensichtlich hat sie ihre Meinung geändert, seit sie Felix kennt. Und da die Verlobung noch nicht offiziell bekanntgegeben wurde, ist ja kein wirklicher Schaden entstanden.“
„Die Giordanos und die Scarlettis besitzen benachbarte Weinberge oberhalb von Venedig“, erklärte er schroff.
Lily warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Wie romantisch – eine Ehe, die im Vorstandszimmer beschlossen wurde! Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass Claudia lieber mit einem attraktiven Engländer verschwindet, in den sie sich verliebt hat, als mit ihrem nächsten Nachbarn eine arrangierte Ehe einzugehen“, meinte sie sarkastisch.
Dmitri wirkte verärgert. „Von diesen Dingen verstehen Sie auch nichts.“
„Ich verstehe genug!“ Die Entrüstung war ihr deutlich anzusehen, an dem flammenden Blick, den geröteten Wangen und den spöttisch verzogenen Lippen.
„Francescos Interesse an ihr ist offensichtlich nicht nur auf den Weinberg beschränkt.“ Verärgert stellte Dmitri fest, dass er dieses Arrangement nun auch noch verteidigte.
„Für mich ist nichts ‚offensichtlich‘ an der Geschichte“, gab Lily zurück. „Vielmehr finde ich es ziemlich obszön, dass Sie Ihre Schwester an einen Mann verheiraten wollen, der vermutlich alt genug ist, um ihr Vater zu sein.“
„Francesco ist der einzige Sohn von Franco Giordano und fünfundzwanzig. Er und Claudia sind seit ihrer Kindheit befreundet“, entgegnete Dmitri, mit seiner Geduld am Ende, weil er sich die Beleidigungen dieser Frau anhören musste.
„Hat er denn keine ältere oder jüngere Schwester, die Sie heiraten könnten, um die geschäftliche Verbindung zu stärken? Damit Claudia sich nicht opfern muss?“, fragte sie herausfordernd.
In seinem ganzen Leben hatte noch nie jemand so mit ihm gesprochen. „Francesco ist Einzelkind“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Wie schade“, meinte sie trocken.
„Claudia hat nie angedeutet, dass sie über diese Vereinbarung unglücklich ist“, beteuerte er.
„Dass sie einen Tag vor ihrer offiziellen Verlobung mit einem anderen Mann durchbrennt, könnte doch darauf hindeuten, meinen Sie nicht?“ Spöttisch hob sie eine Braue.
Dmitri ballte die Hände im Rücken zu Fäusten, denn er stand kurz davor, diese unverschämte junge Dame zu erwürgen.
„Nur aus Interesse – wie haben Sie Claudias derzeitige … Abwesenheit denn Francesco und seiner Familie erklärt?“, fragte sie nun neugierig.
Vielleicht sollte er sie einfach nur gehörig schütteln, statt sie zu erwürgen. „Nicht, dass es Sie etwas angehen würde, aber ich habe sowohl die Geburtstagsfeier als auch die offizielle Ankündigung der Verlobung für morgen Abend mit der Ausrede abgesagt, dass Claudia an … Mumps erkrankt ist.“
„Sehr schlau.“ Bewundernd sah sie ihn an. „Nicht nur, weil Claudia dann hochgradig ansteckend ist, sie kann mit ihren geschwollenen Wangen auch für ein paar Tage nicht so gut sprechen und ihn deshalb nicht anrufen.“
„Wie schön, dass es Ihre Zustimmung findet.“
Jetzt wirkte Lily nachdenklich. „Aber Ihnen ist doch klar, dass diese Ausrede nur für begrenzte Zeit gültig ist?“
„Danach wird Claudia auch wieder wohlbehalten zu Hause sein, dafür werde ich sorgen.“
Spöttisch zog sie eine Braue hoch. „Man kann ein Pferd zwar zum Wasser führen, aber trinken muss es selbst, Dmitri? Was ich damit sagen will …“
„Ich weiß durchaus, was Sie damit sagen wollen, Miss Barton
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