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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)
Autoren: Hera Lind
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schön bei mir bleiben, keine Faxen jetzt!«
    O Gott, meine Nerven! Im Strom der Passagiere ließen wir uns mittreiben und gelangten in die Ankunftshalle, blaue Schilder, Ausgang, Exit, da mussten wir hin. Mein Herz raste. Die Heimat, die Freiheit war zum Greifen nah.
    Es roch nach Deutschland. Vertraut. Gleich hatten wir es geschafft. Wenn jetzt nicht noch … Nein, nicht abergläubisch sein, beschwor ich mich. Mach dich nicht verrückter, als du schon bist. Nein, wir nehmen keinen Gepäckwagen und fahren Roller damit. Wir erregen kein Aufsehen. Es gibt uns eigentlich gar nicht, genau wie den 29. Februar.
    Und dann war es so weit: Hinter der sich automatisch öffnenden Glastür entdeckte ich eine winkende Gitta und einen mit Pullovern bewaffneten Walter.
    »Da! Da stehen sie!«
    Jetzt ganz selbstverständlich weitergehen, so tun, als wenn nichts wäre … Ich drückte die warmen Hände meiner Kinder. Sie gaben mir Kraft. Es konnte uns gar nichts passieren. Wir waren eine uneinnehmbare Festung. Die anderen Passagiere gingen alle in Richtung Gepäckband. Nur wir nicht.
    Dann kam die Passkontrolle. Na, wenn das kein alltäglicher Anblick war. Eine Hausfrau mit zwei Jungs. Guten Morgen. Oh! Da vorne standen drei Polizisten mit Schäferhunden. Ach was, die stehen da immer. Ganz normal verhalten. Einfach freundlich weitergehen. Wir sind ganz normale Urlaubspassagiere, uninteressant. In dreißig Sekunden … In fünfundzwanzig, zwanzig …
    »Treten Sie bitte auf die Seite.«
    Eine uniformierte Gestalt versperrte uns den Weg. Mein Blick fiel auf die Pistole in ihrem Halfter.
    Die Glastür schloss sich vor unseren Augen. Die Freiheit, zum Greifen nah, verschwand hinter einer milchigen Scheibe.
    »Wenn Sie kurz mitkommen würden … «
    Nein, bitte nicht! Verzweifelt brach ich in Tränen aus. Es war alles umsonst gewesen! Fünf Sekunden vor dem Ziel!
    »Mami, ich bin bei dir«, flüsterte Bernd verstört. Wie ertappte Schwerverbrecher ließen wir uns abführen, in einen kleinen fensterlosen Raum mit einem Tisch und zwei Stühlen. Jeden Moment erwartete ich, Leo hier zu sehen. Oder einen Kommissar, der mir jetzt Handschellen anlegen würde. Wegen Kindesentführung.
    Wie durch Watte hörte ich, wie mir der Polizist Fragen stellte.
    »Was führen Sie für Waren ein?«
    »Wie? Wie bitte?«
    »Da. In den Plastiktüten.«
    Der Beamte befahl mir, die Tüten auf den Tisch zu stellen.
    »Aber das sind doch nur Zigaretten«, stammelte ich in höchster Not.
    »Gute Frau, das sind sechs Stangen Zigaretten, haben Sie die beim Zoll angegeben?«
    »Was?«
    »Das Formular, zeigen Sie mir das Formular!«
    »Welches Formular?«
    »Sie dürfen nicht so viele Zigaretten einführen!«
    »Mami, lass sie doch einfach liegen!« Bernd zerrte an meiner Hand.
    »Wie, und das ist … alles?«
    »Es sei denn, Sie hätten noch mehr nicht deklarierte Ware dabei?«
    »Nur meine Kinder … «
    »Die müssen Sie nicht verzollen.« Der Beamte lächelte über meine Naivität. »Das war ein langer Flug, was? – Wo soll’s denn hingehen?«
    »Nach Hause«, schluchzte ich, immer noch in Panik. »Bitte lassen Sie uns nach Hause!«
    »Aber die Zigaretten müssen Sie noch deklarieren!«
    Er schob mir ein Formular hin und wies mir einen Stuhl zu. »Einfach hier ausfüllen und unterschreiben.«
    »Behalten Sie die Glimmstängel!«, schluchzte ich auf. »Wir wollen nur nach Hause!«
    Der Zöllner warf seinem Kollegen einen vielsagenden Blick zu. Armes verwirrtes Frauchen, das hat wohl in Afrika zu viel Sonne abgekriegt.
    »Ja, wenn das so ist … « Er zuckte grinsend die Achseln, nahm die Zigarettenpackungen und ließ sie dezent in einem Spind verschwinden.
    »Bitte schön!« Der Zollbeamte wies uns den Weg in die Freiheit. Die milchige Glastür öffnete sich.
    Wir fielen Gitta und Walter in die Arme wie Ertrinkende.
    Gitta und Walter bewohnten ein Häuschen im Grünen in einem Vorort von Reutlingen. Für die beiden ewig Verliebten war das vollkommen ausreichend.
    Sie hatten für uns »Platz gemacht«, und wir fühlten uns wie die Flüchtlinge damals im Krieg.
    Mit angezogenen Beinen saßen wir auf dem Sofa, und unser schwäbisches Mundwerk stand nicht still.
    »Du musst die Kinder sofort wieder hier einschulen«, erklärte mir Walter, der sich über unsere rechtliche Lage informiert hatte. »Wenn du die Kinder erst wieder krankenversichert und in der Schule angemeldet hast, kann Leo sie nicht so ohne Weiteres außer Landes bringen.«
    Außerdem hatten meine treuen
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