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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)
Autoren: Hera Lind
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    Claudia und Bernd, unser Liebespaar, schritt händchenhaltend durch die Halle, und für das Flugpersonal sah es so aus, als sei es ausschließlich Trennungsschmerz, der uns so einen großen Bahnhof veranstalten ließ.
    Man winkte uns milde lächelnd durch.
    »So, liebe Liebenden, jetzt müsstet ihr euch bitte hinsetzen und anschnallen … Die junge Dame fliegt nicht mit? Dann müsstest du jetzt bitte aussteigen…«
    Heiße Abschiedstränen flossen, als Familie Meyer die Maschine verließ. Wir drückten unsere verheulten Gesichter an die Bullaugen und konnten vor Aufregung kaum stillsitzen. Noch immer befürchtete ich, jeden Moment Leos Hände auf meinen Schultern zu spüren: »Du glaubst doch nicht, dass du mir entwischen kannst?«
    Aber Leo war wirklich nicht an Bord – außer er hatte sich im Gepäckfach versteckt.
    Wir hoben ab. Afrikas braune Erde verschwand unter uns. Die Kinder waren noch nie geflogen – die Hinreise hatten wir ja mit der MS Europa gemacht – und konnten sich vor Begeisterung gar nicht wieder beruhigen.
    »Mama, wir fliegen!«
    »Das ist ja noch viel besser als James Bond!«
    Gnädig senkte sich die Nacht über uns, und ich saß angespannt auf meinem Sitz und versuchte, das Geschehene zu verdauen.
    Wir waren mitten auf der Flucht. Noch war sie uns nicht gelungen.

25
    »Du tanzt so leicht wie eine Feder!«
    Jürgen Bruns hatte meine Hand an seine Brust gedrückt. Wir trugen beide Silvesterhütchen und waren mit Luftschlangen geschmückt.
    Ich lächelte glücklich und fühlte mich zum ersten Mal seit Langem wieder geborgen.
    »Es ist zehn vor eins«, kicherte ich leicht beschwipst. Die zwei Gläser Champagner waren mir sofort zu Kopf gestiegen. »Der Professor wird schimpfen, wenn wir nicht rechtzeitig wieder in der Klinik sind!«
    »Gerti! Darf ich in Zukunft auf dich aufpassen?« Jürgens Augen kamen immer näher, als er sich zu mir hinunterbeugte.
    »Ich weiß nicht, Jürgen … « Leicht benebelt senkte ich den Blick. »Ich war in einer Falle und möchte nie wieder in einer landen!«
    »Gerti, ich wünsche mir so sehr, du würdest mir vertrauen!«
    »Wie soll das so schnell gehen?« Einerseits war es wunderbar, in seinen Armen dahinzuschweben, andererseits war es so schwer gewesen, endlich auf eigenen Füßen zu stehen!
    »Es sind nicht alle Männer so wie dein Kohle-Wolf!« Jürgen Bruns lächelte traurig.
    »Das weiß ich, Jürgen.« Ich griff nach meinem Mantel. »Und du gefällst mir auch. Ich mag dich. Das war wirklich ein zauberhafter Abend – aber können wir jetzt bitte gehen?«
    »Ja, natürlich.«
    Jürgen half mir in den Mantel und schob mich zur Tür. Draußen wartete bereits das Taxi im Schnee.
    »Meine Damen und Herren, wir haben die Flughöhe bereits verlassen und befinden uns im Landeanflug auf Frankfurt. Bitte stellen Sie die Rückenlehnen wieder senkrecht, und stellen Sie das Rauchen ein. Weiterreisende Passagiere mit Anschlussflügen bitten wir, sich beim Bodenpersonal … «
    Wir waren keine weiterreisenden Passagiere. Wir hatten unser vorläufiges Ziel erreicht. Wir mussten nur noch durch die Passkontrolle.
    Als die Maschine an einem eiskalten 29. Februar – ein Tag, den es normalerweise gar nicht gab – im dämmrigen Frankfurt aufsetzte, schlug mein Herz bis zum Hals. Die Jungen rieben sich verschlafen die Augen und schauten verwirrt auf die Lichter des Flughafens, die sich auf dem Asphalt spiegelten. Klirrende Kälte erwartete uns. Und was noch? Ich fühlte mich elend.
    »Haben Sie denn gar kein Gepäck?« Die freundliche Stewardess konnte den Anblick meiner fröstelnden Söhne in
T-Shirts und kurzen Hosen kaum ertragen. »Behalten Sie einfach die Decken!«, bot sie uns an, aber ich hatte Angst, dass wir damit beim Bodenpersonal Aufsehen erregen würden.
    Wenn Leo nach uns fahnden ließ, wovon ich nach vierundzwanzig Stunden Abwesenheit ausgehen musste, wollte ich nicht gleich der Polizei in die Arme laufen.
    O Gott, flehte ich innerlich, bitte lass uns ungehindert durchs Ankunftsterminal kommen. Bitte lass Gitta und Walter da sein und mit uns irgendwohin fahren, wo Leo uns nicht findet. Am liebsten hätte ich mich an der netten Stewardess festgeklammert, aber wir mussten die Maschine verlassen. Natürlich fröstelten die Kinder und klapperten übermüdet mit den Zähnen, aber ich hielt sie fest an den Händen. »Gleich haben wir es geschafft, Gitta und Walter haben bestimmt Pullover und Jacken für euch dabei … Einfach geradeaus gehen, Kinder,
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