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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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überhaupt die Kraft, noch einmal bei null anzufangen? Und wo wären meine Freunde, wenn es mit Jürgen schiefging?
    Die Liebe wuchs, die Bedenken auch.
    Unter der Woche dachte ich ausgiebig über alles nach. Ich besprach mich mit Professor Lenz und mit vertrauten Mitpatienten. Alle rieten mir, den großen Schritt zu wagen.
    »Auf den Mann können Sie bauen, Frau Wolf!« Professor Lenz besaß eine gute Menschenkenntnis. »Der meint es wirklich ernst mit Ihnen.«
    »Gerti, lass den bloß nicht wieder entwischen«, bestürmte mich Hilde, eine Kurfreundin, die selbst in Göttingen lebte und Jürgen schon lange kannte.
    »Ihr passt zusammen wie ein Schuh zum anderen!«
    »Ach je, wenn alle Kurschatten gleich ihr Leben über den Haufen werfen würden!«, warf Frau Ursula ein. »Hier in der Klinik werden alle versorgt und gepäppelt. Da fällt es jedem leicht, zum anderen nett zu sein! Aber wenn erst der Alltag und die Arbeit erst wieder über einen hereinbrechen, fällt auch die netteste Maske!«
    Wochenlang überlegte ich hin und her und kam zu keiner Entscheidung. Als meine Kur zu Ende ging, wusste ich immer noch nicht, was ich tun sollte.
    Da erreichte mich ein Anruf von Sieglinde.

30
    »Gerti, ich hatte einen Schlaganfall! Ich kann mich nicht mehr richtig bewegen! Die Kinder sind alle aus dem Haus, ich habe niemanden für die Bäckerei!«
    Für mich war es Ehrensache, sofort in die Hände zu spucken und meiner Schwester aus der Patsche zu helfen. Wie hatte ich noch gesagt, als sie Mutter bei sich aufgenommen hatte: »Sieglinde, du hast was gut bei mir!«
    Also stand ich schon am nächsten Tag in der Heidelsheimer Bäckerei hinterm Ladentisch und verkaufte frische Brötchen, Brot und Kuchen. Nachmittags erledigte ich für Sieglinde den Haushalt und pflegte sie, so gut ich konnte. Immerhin wog ich inzwischen wieder zweiundfünfzig Kilo. Ich fuhr sie zum Arzt, kochte für sie und genoss das Zusammensein mit meiner großen Schwester. Komischerweise erwähnte ich Jürgen mit keiner Silbe. Ich wollte diese kostbaren Gefühle noch für mich behalten und meine Entscheidung weiter vor mir herschieben. Hier ging es nicht um mich, sondern um Sieglinde.
    So vergingen die Wochen, und ich kam vor lauter Arbeit kaum zum Nachdenken.
    Eines Tages stand Sieglindes Tochter Beate weinend im Laden.
    »Ja Liebes! Was ist denn!« Bestürzt eilte ich zu ihr und zog sie diskret nach hinten in die Backstube.
    »Tante Gerti«, schluchzte die Nichte, »ich glaube, mein Mann geht fremd!«
    »Aber wie kommst du denn darauf?« Ich sah der jungen Frau prüfend ins Gesicht. Ich musste an die Demütigung und Schande denken, als mir die anderen von Marion, von Leos Zweitfrau, erzählt hatten. Wie ein Nichts hatte ich mich gefühlt.
    »Ich weiß nicht, aber er kommt erst nachts heim. Wie du weißt, haben wir gerade erst die große Gärtnerei eröffnet, sind bis zum Hals verschuldet und haben zwei kleine Kinder … Was soll denn aus mir werden, wenn ich den Gerhard verliere?«
    Ich drückte das arme Mädchen nur stumm an mich. »Aber du bist dir nicht sicher?«, fragte ich vorsichtig.
    »Nein! Es ist nur so eine Ahnung!«
    »Und du möchtest ihm nicht nachspionieren?«
    »Nein, das zerstört doch erst recht alles!«
    Da hatte sie recht. Mitleidig sah ich sie an.
    »Tante Gerti«, sagte Beate plötzlich und zog einen Zettel aus der Jackentasche. »Eine Freundin von mir meint, in Karlsruhe gibt es eine ganz tolle Wahrsagerin, die kann mir bestimmt sagen, ob Gerhard mich betrügt … «
    Ich lachte laut auf. »Aber Kind, das ist doch Quatsch! Wieso soll eine fremde Frau in Karlsruhe … «
    »Bitte, Tante Gerti! Bitte! Geh mit mir zu der Wahrsagerin!«
    »Aber ich glaube nicht an so einen Unsinn! Da würde ich eher deinen Gerhard fragen als eine Wahrsagerin!«
    »Bitte, Tante Gerti! Mit dir würde ich mich trauen, Mama ist ja durch ihren Schlaganfall nicht in der Lage … «
    »Deine Mutter würde für so einen Mist kein Geld ausgeben.« Ich zog an meiner Zigarette und schnippte sie aus dem offen stehenden Backstubenfenster in den Hof. »Sie hat so hart gearbeitet! Wirf dein Geld nicht zum Fenster raus!«
    »Tante Gerti, ich habe die Kinder bei einer Freundin gelassen … « Sie sah mich flehentlich an.
    »Du bist wild entschlossen, was?«
    »Ja, Tante Gerti! Komm, schließ die Bäckerei zu und fahr mit mir…«
    Wer will der Jugend etwas abschlagen?
    Abgesehen davon war mir auch mal wieder nach etwas Abwechslung. Und wenn es der Besuch bei einer blöden

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