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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Vielleicht, weil ich Leos Frau war und er ihrer aller Chef? Aber als sie merkten, wie harmlos ich war und dass ich von Leos Geschäften keine Ahnung hatte, dafür aber umso mehr vom Kuchenbacken und Kalte-Platten-Machen, stieg meine Beliebtheit und ihr Vertrauen. Die Kinder vertrugen sich großartig; besonders Bernd und Claudia verbanden schon bald die zarten Bande einer ersten Kinderliebe. Hunde und Katzen wurden hin und her geschleppt, manchmal brachte auch einer der Lausbuben eine Tarantel oder Riesenspinne mit, die dann genauso begutachtet und gestreichelt wurde. Einmal schrie ein schwarzer Boy, der wachend an der mannshohen Mauer stand: »Nicht anfassen, die ist giftig!«
    Kreischend ließen die Kinder die Riesenspinne fallen, und ein wonniges Gruseln erfasste die Bande, die um sie herumhüpfte wie auf glühenden Kohlen.
    Wir Mütter eilten herbei, aber der schwarze Boy hatte die Spinne schon mit einer Zeitung über die Mauer geworfen.
    »Aber da draußen kann sie doch auch beißen!«, rügte ich den Boy, der nur gleichgültig die Achseln zuckte.
    »Ach, was da draußen passiert, ist nicht unser Problem!« Mathilde, die Hausherrin, hakte sich bei mir unter und zog mich wieder zu den anderen.
    »Wer hat noch nicht das Rezept für Käsesahnetorte mit Vanillestreuseln? Ich schwöre euch, Mädels, keine kann sie besser backen als unsere Gerti!«
    »Oh, Gerti, bitte back doch nächste Woche auch für mich! Dann bin ich dran mit der Pool-Party!«
    »Gerti, kannst du für Andis Kindergeburtstag noch mal deinen hinreißenden kalten Hund machen? Du weißt schon, der mit der schwarzen Schokolade und den Keksen!«
    Ich musste grinsen. Wie gut, dass diese Spezialität mit der schwarzen Schokolade immer noch »kalter Hund« hieß und nichts sonst!
    »Oder die Johannisbeer-Sahne-Torte, die du für Reginas Kinderparty mit Schirmchen und Fähnchen verziert hast!«
    »Aber deine kalten Platten sind unerreicht, Gerti! Neulich habe ich versucht, für Joachims Abschiedsparty diesen Käse-Igel mit Olivenspießen zu machen, aber der Käse ist in der Sonne geschmolzen … «
    Abschiedsparty. Joachim. Es stimmte also, was Susi mir erzählt hatte. Diese Familie war abgereist. Ich musste mir keine Sorgen machen. Erleichtert lächelte ich in die Runde. Und eine wutentbrannte Marion würde mir auch nicht begegnen.
    Alle lachten, plauderten, kicherten durcheinander. Plötzlich war ich mittendrin in der Damenrunde, und schneller als gedacht hatte ich mir ihre Freundschaft, ihren Respekt und ihre Sympathie errungen.
    Man muss nur kochen und backen können, dachte ich und schickte meiner lieben Tante Emmi, die inzwischen im Himmel war, tausend warme Gedanken. Was wäre ich nur ohne sie geworden? Unsere Sektgläser klirrten mit unseren Kuchengabeln um die Wette. Mathildes Worte hallten mir in den Ohren nach: Was da draußen passiert, ist nicht unser Problem.
    Abends kamen dann die Ehemänner hinzu. Der Alkoholkonsum stieg rapide an, wenn unsere müden Jäger und Sammler von der Arbeit kamen und sich als Erstes die Krawatte und das verschwitzte Hemd vom Leib rissen. Dicke Autos parkten in der Einfahrt. Die Boys lehnten an der Mauer und passten auf sie auf. Zuerst fachsimpelten unsere Alphatiere meist noch im roten Abendsonnenschein, aber dann wurde das Gelächter lauter, die Grillen zirpten, die Nacht senkte sich mild herab, und der Hausherr legte Musik auf. Dann wurde das Tanzbein geschwungen, die Kinder sprangen übermütig zwischen uns herum, die nassen Handtücher flatterten im Abendwind an der Leine, und der Grill wurde angeworfen. Der Duft der ersten Rostbratwürstchen und Steaks breitete sich aus, während die schwarzen Dienstmädchen mit Tabletts durch die Nacht eilten, von denen man nur noch die bunten Turbane oder ihre weißen Zähne sah, wenn sie lachten.
    Mein Mann war nicht immer dabei, wenn es wieder eine Party gab. Er hatte verständlicherweise zu tun, schließlich war er der Boss.
    Wenn ich nach ihm fragte, traten mir sofort seine Untergebenen entgegen:
    »Der sitzt noch im Büro.«
    »Der musste noch auf eine Baustelle.«
    »Der sieht gerade noch nach einem Gebäude.«
    »Der kommt gleich, ich soll dich schön grüßen. Es dauert nicht mehr lange.«
    »Er sagt, du sollst ihm noch was von dem Sauerkraut aufheben.«
    Meist tauchte mein armer, abgearbeiteter Leo dann auch noch irgendwann auf. An seiner dominanten Stimme und seinem lauten Lachen konnte ich ihn schon von Weitem ausmachen. Wenn er dann nach »Gertis schwäbischen

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