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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Maultaschen« oder »Gertis unübertroffenen sauren Kutteln« rief, wusste ich, dass er mich wirklich vermisst hatte.
    »Ihr seht hinreißend aus.«
    »Ganz erwachsen. Und sehr seriös.«
    Susi und ich standen hingerissen am Gartentor und begutachteten Bernd und Thomas, die heute zum ersten Mal ihre Schuluniform anhatten.
    Die dreimonatigen Winterferien waren vorbei.
    »Schade, dass es so was Schönes in Deutschland nicht gibt«, seufzte ich. Grauer Anzug, weißes Hemd, dunkelblaue Krawatte und blitzblank geputzte schwarze Schuhe. Onas Werk. Natürlich. Sie sahen zum Anbeißen aus.
    Draußen im Wagen warteten schon Susis Töchter Claudia und Julia. Ebenfalls in Schuluniform: blauer Kleiderrock über weißer Bluse.
    Claudia schenkte ihrem Bernd verliebte Blicke, und Bernd errötete zart unter seiner Bräune. Rührend!
    »Also, dann bringe ich sie dir um fünf wieder.«
    »Danke, Susi. Und nächste Woche fahre dann ich.«
    »Mach dir keine Sorgen. Sobald du dich an den Linksverkehr gewöhnt hast!«
    Susi drückte mir je einen Kuss auf die linke und rechte Wange. »Ich will dich nicht mit meinem Make-up verschmieren!«
    Tja, Probleme hatten wir! Das hätte mir mal jemand in Glatten an der Glatt sagen sollen, oder später in Gönningen, als ich Matthias’ Babyzwieback klaute, weil ich sonst vor Hunger umgefallen wäre!
    Ratlos sah ich mich um. Keine Pflichten. Nun war mein Tag noch länger! Niemand tobte und balgte am Swimmingpool herum!
    Leo war natürlich auch nicht da. Er war ständig auf Achse. Manche Baustellen lagen auch ganze Tagesreisen weit entfernt, sodass er öfter auch über Nacht wegblieb. Mir entfuhr ein abgrundtiefer Seufzer. Nie hätte ich gedacht, dass ich mich mal langweilen würde! Früher hätte ich mich über fünf Minuten Freizeit gefreut und alle viere von mir gestreckt, jetzt wollte ich alles, nur nicht alle viere von mir strecken.
    Aber Ona bestand darauf. »Missis schwimmen!«
    »Ich bin schon geschwommen, Ona! Heute Morgen von sechs bis sieben!«
    »Missis schlafen!« Ona zeigte auffordernd auf den Liegestuhl.
    »Ich habe schon geschlafen, Ona! So viel wie noch nie in meinem Leben!«
    Als Nächstes hätte Ona sagen können: »Missis lesen!« Aber darunter konnte sie sich nichts vorstellen. Vor Kurzem hatte ich sie dabei beobachtet, wie sie einen meiner Romane abstaubte. Sie hatte in das Buch hineingestarrt, als beginne darin gleich ein Film. Dabei hatte sie das Buch verkehrt herum gehalten.
    »Missis Zehennägel lackieren!« war auch ein Vorschlag, der ins Leere lief. Ich hatte sie schon hundertmal lackiert. Als alter Samenhändlerlehrling hatte ich im Garten sogar ein paar Beete angelegt. Doch sobald ich tatendurstig zur Gießkanne griff, nahm die gestrenge Ona sie mir sofort wieder aus der Hand. »Nix Wasser in Erde schütten. Wasser trinken.«
    Ona glaubte sicherlich, ich würde aus lauter Langeweile Trinkwasser verschütten, und bot mir stattdessen die gesamten Alkoholbestände aus Leos Bar an.
    »Nein, Ona«, beharrte ich auf meinem gärtnerischen Standpunkt. »Wasser in Erde gießen, dann Samen sprießen, und Blumen kommen.«
    Das fand Ona Quatsch. »Wasser trinken.«
    »Ja, klar, Ona. Wasser trinken, aber auch auf Blumen gießen. Blumen auch Durst haben!«
    Da ja keine Blumen vorhanden waren, mit denen ich bei ihr Verständnis hätte wecken können, zeigte sie mir unwirsch einen Vogel. »Nix Wasser Erde schütten! Wasser trinken!«
    Es stimmte schon, Wasser war kostbarer als Alkohol, und so kippte ich erst mal eine Runde Rum auf meine Tulpenzwiebeln. Die erblickten dann leider auch nie das Licht der Welt. Genauso wenig wie die von mir gesäten Tomaten, Gurken und Salatköpfe. Wegen der sengenden Hitze war die Ernte zunichte, bevor auch nur ein bisschen Grün hätte sprießen können.
    Ona schwitzte inzwischen am Bügelbrett im Wohnzimmer. Nicht einmal an Leos Hemden ließ sie mich heran.
    »Ona, ich kann das doch machen! Ehrlich! Ich habe das in Reutlingen zwölf Jahre lang gemacht, und vorher war ich selbst ein Dienstmädchen, ob du es glaubst oder nicht«, redete ich auf die Undurchschaubare ein. »Die haben mich sogar geschlagen, wenn ich etwas nicht richtig gemacht habe! Bitte lass mich dir helfen!«
    »Du mir bringen Stock«, antwortete Ona.
    »Nein, um Gottes willen, du hast mich falsch verstanden, ich will dich nicht schlagen, Ona. Ich wollte dir doch nur von meiner traurigen Kindheit erzählen … « Ich wollte ihr wenigstens ein bisschen Gesellschaft leisten. Natürlich war es

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