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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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wärst du abgelenkt gewesen.«
    Ich schluckte trocken. Meine Gehirnzellen arbeiteten auf Hochtouren.
    »Aber ich verstehe nicht … Da war doch eine ganze Familie … Ich habe doch Kindersachen, Kin-der-sa…« Mir blieb das Wort im Halse stecken. Die anderen starrten mich wortlos an.
    »Er hat zwei Kinder mit ihr«, sagte Mathilde. »Er hat schließlich vier Jahre hier gelebt, bevor du gekommen bist.«
    Das Ausmaß meiner Fassungslosigkeit war nicht mehr zu steigern.
    »Er hat … zwei Kinder mit einer anderen Frau?!« Die Stimme versagte mir. Jemand steckte mir eine Zigarette in den Mund, und ich zog daran wie eine Ertrinkende. »Aber das kann doch gar nicht sein … Er ist immer zu uns in Urlaub gekommen, ist mit uns Ski gefahren, war mit uns wandern, wir haben Weihnachten gefeiert und Silvester«, stammelte ich. »Er hat mit mir getanzt, sich mit mir geschmückt und immer gesagt, wie stolz er auf mich ist!«
    »Dieser Mann hat zwei Gesichter, wenn du mich fragst.« Regina schenkte sich Champagner ein und trank ihn auf einen Zug leer.
    »Komm, Süße, auf den Schreck brauchst du auch ein Glas.«
    »Aber warum wollte er dann unbedingt, dass ich mit den Kindern nach Windhoek komme? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn!« Ich konnte es nicht begreifen. »Wenn er hier ein Doppelleben geführt hat, warum hat er dann gebettelt, dass ich … Er hätte doch eine Familie hier und eine in Deutschland haben, das Spiel noch lange so weiterspielen können.«
    »Er hat in Deutschland nichts als Scherben hinterlassen. Er kann nicht mehr zurück. Es laufen bereits mehrere Strafverfahren gegen ihn.«
    »Und wieso hat er mich nicht einfach dort gelassen?«
    »Er wollte die Kinder«, sagte Susi schlicht.
    »Weiße kleine Herrenmenschen.« Regina nickte Unheil verkündend.
    »Du meinst, ich sollte ihm nur die … Ich sollte ihm die Kinder bringen.« O Gott, auf einmal wurde mir alles klar! Es war vom ersten Moment an ein abgekartetes Spiel gewesen! Er wollte nie zurück nach Deutschland, hatte dort alle Zelte abgebrochen. Ich, seine Eltern – wir waren ihm ganz egal! Er brauchte nur ein williges Weib, das ihm die Kinder auf dem Silbertablett ins politisch brisante Südwestafrika brachte, ohne unangenehme Fragen zu stellen! »Nur für ein paar Jahre, bis wir das große Geld gemacht haben!« Daran hatte ich geglaubt, hatte mich von seinen Versprechungen einlullen lassen, wie alle anderen auch.
    Dabei ging hier längst alles den Bach runter! Ich war dem Rattenfänger von Reutlingen in die Falle gegangen! Meinem eigenen Mann! Mit der flachen Hand schlug ich mir vor den Kopf. Ich war ja so naiv gewesen! Deshalb hatte er mich auf Händen getragen, uns mit der MS Europa einreisen lassen, mich wie eine Königin hofiert! Bis gestern! Bis er sein wahres Gesicht gezeigt hatte! Er hatte mir nur eine Gnadenfrist gegeben, damit ich den Kindern unsere neue Heimat schmackhaft machte, mich um ihre Eingliederung kümmerte. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen: Sogar die Tiere, die sie in Reutlingen nie haben durften, sollten ihnen erst ans Herz gewachsen sein! Sie sollten hier Wurzeln schlagen, im Gegensatz zu mir: »Meine Frau arbeitet nicht.« »Missis liegen.« »Missis schlafen.« »Missis Verstand verlieren!« Ona befolgte klare Anweisungen.
    Die bittere Erkenntnis traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich war wieder das kleine Kind, das sich vor Schmerzen krümmte. Er hatte mich schon in München unterschreiben lassen, dass wir die südafrikanische Staatsbürgerschaft annehmen. Aber mich wollte er jetzt wieder los werden. Außer meinen schwäbischen Maultaschen und Haferflockenplätzchen besaß er keinerlei Verwendung mehr für mich. Marion, die Frau in dem Bungalow. Er hatte sie nur kurzfristig umgeparkt. Sie und die gemeinsamen Kinder.
    Bestimmt hatte er sie mit den Worten getröstet: »Wenn ich erst mal meine Söhne habe und Gerti wieder weg ist, kommst du mit den beiden Kleinen zurück in unseren Bungalow. Bis dahin musst du durchhalten, denn dann sind wir reich und glücklich.« Bestimmt hatte er ihr auch gesagt, dass wir nicht mehr miteinander schliefen. Was der Wahrheit entsprach.
    Und ich? Wo sah er mich? Allein in Reutlingen? Mit den mittellosen Schwiegereltern bei der Sozialhilfe? Oder vielleicht sogar bei meinen alten Eltern in Glatten?
    Ich spürte, wie ich regelrecht zusammenbrach. Und so seltsam es auch klingt: Dieses Gefühl war mir aus meiner Kindheit vertraut. Ich hatte alles falsch gemacht. Ich war nichts wert.

21
    »Frau

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