Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)
denn eure Männer kein Geld verdient mit den ganzen Bauprojekten und Firmen?« Mir schwante Fürchterliches. Hatte Leo sie genauso ausgenutzt und belogen wie seine Eltern und mich?
»Von wegen! Er lässt sie ausbluten wie ein Kojote.«
»Aber die Umstände haben sich auch gegen ihn gekehrt. Die Schwarzen lassen sich die Unterdrückung nicht länger gefallen. Die meisten Weißen haben bereits die Flucht ergriffen. Er will das nur nicht wahrhaben in seinem Größenwahn!«
Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
»Die politischen Verhältnisse spitzen sich zu«, flüsterte Susi und sah sich nach den spielenden Kindern um, die von zwei Boys am mannshohen Gartentor bewacht wurden.
»Es wird immer gefährlicher!«
»Die Projekte sind geplatzt!«
»Oder aber die Partner haben kalte Füße gekriegt und mitten in der Bauphase lieber eine Firma von Schwarzen beauftragt! Der Wind weht jetzt von woanders her!«
»Die Banken spielen nicht mehr mit! Viele von ihnen haben ihre Zelte schon abgebrochen.«
»Wir würden ja sofort nach Deutschland zurückgehen, aber diese Blamage kann ich meinen Eltern nicht antun«, sagte Mathilde düster.
»Auch wir haben in Deutschland alles aufgegeben und kein Zuhause mehr!« Conny schaukelte ihre Zwillinge im Kinderwagen. »Wo sollen wir denn hin? Meine Eltern haben ihr Haus belastet für unseren großen Lebenstraum!«
»Wir haben deinem Mann vertraut, aber er ist ein Arschloch.«
»Und was für eines!« Mathilde nickte und tippte wie beiläufig auf ihren Ehering.
»Was … was bedeutet das? Ich meine, ist da noch etwas, das ich wissen sollte?« Verängstigt rutschte ich auf meinem Gartenstuhl hin und her. Mein Blick irrte Hilfe suchend von einer zur anderen.
Regina, eine füllige Matrone mit braunen glatten Haaren, die bis jetzt erwartungsvoll geschwiegen hatte, sagte plötzlich fast schon enttäuscht: »Sie weiß es nicht.«
Ich horchte auf. »Was weiß ich nicht?!«
»Ähm, nichts, Liebes, nichts!« Susi schob mir die Kuchenplatte hin. »Probier doch von den köstlichen Johannisbeertörtchen, die hast du wieder mal perfekt hingekriegt!«
Mir stellten sich sämtliche Härchen auf. Da war doch was faul! Sie wussten noch mehr, verheimlichten mir etwas!
»Ihr seid meine Freundinnen, habt ihr gesagt!« Ich wandte mich an Susi. »Gerade hast du noch behauptet, dass ihr zu mir haltet!« Meine Stimme war nur noch ein Krächzen. Schlimmer als jetzt konnte es doch eigentlich gar nicht mehr werden … oder?
Die vier anderen sahen sich vielsagend an. Die dicke Regina räusperte sich.
»Sollen wir es ihr … ?«
»Nein! Halt die Klappe! Sie hat auch so schon genug zu verkraften!«
»Was ist los?« Mit tränenüberströmtem Gesicht schaute ich in die Runde meiner Freundinnen.
»Er hat eine andere«, ließ Susi die Bombe platzen.
Die anderen zischten tadelnd. Susi strich sich die blonden Haare aus dem Gesicht und stieß den Rauch ihrer Zigarette aus. »Warum sollen wir ihn schonen? Er hat es nicht verdient, dass wir ihn decken.«
»Das haben wir schon lange genug getan.«
»Ja, und ich fühle mich dabei beschissen. Das hat unsere Gerti nicht verdient.«
»Er hat … Seit wann denn?« Obwohl ich sicher gewesen war, kein Schmerz der Welt könnte mich noch mehr treffen, spürte ich diese Worte wie einen Peitschenhieb. Zumal es alle zu wissen schienen, nur ich nicht.
»Schon lange«, sagte Mathilde und nickte düster.
»Schon … lange? Und ihr habt es alle gewusst?«
»Ja, was meinst du denn, wo er immer ist, wenn er wochenlang nicht nach Hause kommt?«
»Mathilde, bitte!« Wieder schob Susi unauffällig ihren Fuß an ihr Bein.
»Wo hat er sie … Ich meine, wie hat er sie … «, wimmerte ich.
»Er hatte sie schon, bevor du gekommen bist.« Regina nickte entschlossen, um sich selbst Mut zu machen. Die anderen hingen an ihren Lippen. »Wir dachten, sie wäre seine Frau.«
»Was? Ich verstehe nicht.«
»Marion«, sagte Susi und drückte meine Hand so stark, dass ich sie nicht mehr fühlte. »Die Frau, in deren Bungalow du gezogen bist.«
»Er hat mit ihr darin gelebt.«
»Ausgerechnet den Bungalow hast du dir ausgesucht … «
»Aber … « mein Kopf flog fragend von einer zur anderen. »Das stimmt doch gar nicht! Er hat in dieser Dracula-Bude gelebt, die ich nicht haben wollte, weil sie so unheimlich war.«
»Eben weil niemand darin gewohnt hat.« Regina presste die Lippen zusammen. »Er hatte wohl gehofft, du würdest aus der Ruine ein gemütliches Heim machen. Dann
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