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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Lufthansa.
    Der Zahnarzt mit der Schmuddelpraxis fiel mir wieder ein. Er hatte dieselben Worte gewählt: »Ich mach mich vom Acker.« Aber das war schon vor über einem halben Jahr gewesen! Warum hatte ich sämtliche Warnsignale überhört? Ich musste wieder an Dr. Sieker, den Reutlinger Zahnarzt, denken: Wie er mich angesehen hatte, abschätzig, fast verächtlich, als ich gesagt hatte, ich würde mit den Kindern nach Südwestafrika gehen. Wir wären da in Sicherheit, weil völlig abgeschirmt von den Schwarzen. Wie er den Kopf geschüttelt hatte, als ich ihn bat, in Windhoek eine Praxis aufzumachen.
    Wie in Trance trank ich den Wodka aus und starrte den Rechtsanwalt mit leerem Blick an. Der schüttelte noch immer den Kopf.
    »Ich wünsche Ihnen alles Gute, Frau Wolf«, lautete sein Abschiedswort.
    Nachdem dieser Dr. Wegener mir in keiner Weise weitergeholfen hatte, fuhren meine Freundinnen mit mir zum deutschen Konsulat. Wir klammerten uns an diesen Funken Hoffnung: Das war doch ein akuter Notfall, sie würden mir helfen müssen!
    Eine deutsche Ehefrau, ihrer Freiheit beraubt, die Kinder ohne Pässe … das war doch Kindesentführung!
    Ich bettelte in größter Verzweiflung um neue Pässe, aber die grell geschminkte Dame in der weißen Bluse und der Uniform mit dem deutschen Bundesadler auf dem Revers schüttelte nur kalt den Kopf. »Das würde Wochen oder Monate dauern, und bis dahin ist das Konsulat wegen der Unruhen längst geschlossen.«
    »Aber ein provisorisches Papier? Irgendetwas, das unsere Identität bescheinigt?«
    »Keine Chance«, schnarrte die Beamtin mitleidslos. »Wir sehen hier alle zu, dass wir Land gewinnen.« Tatsächlich waren die Büros auch hier schon von außen vergittert und nur noch spärlich besetzt. »Da hätten Sie früher kommen müssen. Und ehrlich gesagt kann ich Sie wegen Ihrer Naivität auch nur bemitleiden.« Sie schüttelte missbilligend den Kopf. »Die Kinder in ein Land der Unruhen und Aufstände zu bringen – das war doch unverantwortlich!«
    »Aber mein Mann hat mir immer wieder versichert, alles sei ganz harmlos … «
    »Dann hat er Sie belogen«, sagte die Frau. »Ich wünsche Ihnen alles Gute.« Energisch schob sie uns zur Tür hinaus.
    In unserer Verzweiflung fuhren wir noch zur Schweizer und zur österreichischen Botschaft, aber es war alles vergebens. Jeder schüttelte nur den Kopf, dass ich meine Kinder erst vor sieben Monaten in ein Land gebracht hatte, aus dem alle Europäer zurück in die Heimat flohen.
    »Wissen Sie denn gar nicht, was sich hier zusammenbraut?«, wurde ich immer wieder gefragt. »Es wird blutige Aufstände geben, Gewalt und Vergeltung! Und Sie als Frau des größten Unternehmers hier wohnen mit Ihren Kindern als lebendige Zielscheibe in einer Luxusvilla. Gnade Ihnen Gott!«
    »Was mache ich denn nur?«, jammerte ich in höchster Not. »Ich kann doch jetzt nicht nach Hause gehen und Leo unter die Augen treten!«
    Meine Freundinnen nahmen mich sofort wieder mit zu Susi, bei der Bernd und Thomas mit den anderen Kindern herumtobten.
    Inzwischen waren deren Väter eingetroffen. Kurz fürchtete ich schon, Leo könnte unter ihnen sein, aber ich wusste ja jetzt, wo er war: bei seiner Zweitfamilie. Bei Marion. Ihr Mann Joachim, ein früherer Geschäftsführer Leos, war tatsächlich wieder nach Deutschland gegangen, nachdem Marion von Leo schwanger geworden war, aber allein. Es war zu einem Scheidungsdrama über zwei Kontinente gekommen, das Leo noch lachend finanziert hatte. Vom Geld seiner Eltern! Dafür hatte er es nach Afrika transferiert, weil er den Scheidungsprozess gewinnen wollte! Auch Marion hatte ihm zwei Söhne geboren. Sie hießen Benjamin und Alexander. Natürlich hatte sich Leo vorgestellt, mit seiner jungen Frau und seinen vier Söhnen das Leben eines Alphatieres zu führen. Doch was aus seinen Mitarbeitern wurde, war ihm herzlich egal.
    Inzwischen hatte sich ein enger Kreis um mich gebildet. »Gerti, wir haben dir das eingebrockt«, sagte Henry Meyer zerknirscht, als er mich wie ein Häuflein Elend durchs Gartentor stolpern sah. Todmüde fiel ich auf einen Gartenstuhl und griff nach einem kühlen Drink.
    »Gerti, er hat mich bekniet, dir zu schreiben!« Henry hatte sich neben mich gesetzt und meine Hand genommen. »Er hat mir hoch und heilig versprochen, die Beziehung zu Marion zu beenden, wenn du kommst.«
    Die anderen Freunde bestätigten das mit einem verlegenen Nicken. »Wir hatten ihn ins Gebet genommen. Er hatte die Geschäfte

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