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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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nichts. Das einzige Ärgernis für sie war, dass sie einen starken Husten bekamen. Carola zwang sie, Brust und Rücken mit Zwiebelsaft einzureiben und einen kratzigen Wollpullover drüberzuziehen. Diese Rosskur, die schließlich geholfen hat, ist meinen Söhnen noch heute in Erinnerung.
    Eines Abends kam Willem aus Windhoek zurück, wo die Besprechung mit Leo stattgefunden hatte. Ich hob nur müde den Kopf, als er kopfschüttelnd aus seinem Jeep stieg und sich den Staub aus den Kleidern klopfte.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte Carola, die sofort herbeigerannt kam. »Habt ihr ihm ordentlich den Marsch geblasen?«
    Willem zuckte nur die Achseln. »Der Kerl ist unbelehrbar. Er hat uns alle angeschrien, dass er der Chef ist und sein Leben gestaltet, wie es ihm passt.« Etwas leiser fuhr er fort: »Er ist wirklich manisch-depressiv. Ein Fall für die Klapse.«
    Carola schlug die Hand vor den Mund. »Die arme Gerti!« Sie wies mit dem Kinn auf mich, die ich apathisch im Schatten hockte.
    »Er hat uns angebrüllt, dass er so viele Kinder mit so vielen Frauen zeugen kann, wie es ihm passt, und dass wir Gerti und die Kinder rausgeben sollen. Dass sie sein Besitz sind!«
    »O Gott.« Carola setzte sich neben mich und legte den Arm um mich.
    Kraftlos hob ich den Kopf und starrte Willem aus glanzlosen Augen an.
    »Er ist schon auf dem Weg hierher«, sagte Willem bedauernd und kratzte sich am Kopf.
    »Oh, Willem, was sollen wir tun?« Ich spürte die Angst, die nun auch Carola überfiel.
    »Wo sind die Kinder?«
    »Im Haus! Sie spielen Brettspiele.«
    »Wir schließen alle Tore!«
    Willem erteilte seinen Arbeitern ein paar kurze Befehle, wobei er in alle vier Himmelsrichtungen zeigte. Sofort wurde die Farm abgeriegelt.
    Panik ergriff von mir Besitz. Leo würde außer sich sein vor Wut, betrunken. Bestimmt würde er sich gewaltsam Einlass verschaffen, alles kurz und klein schlagen und mich beschimpfen. Die Kinder durften solche Szenen nicht erleben! Sie hatten nach wie vor keine Ahnung und glaubten, ihrer Mami sei nur wegen der Hitze nicht gut. Egal, was passierte – jetzt musste ich die Zügel in die Hand nehmen.
    »Lasst nur!«, krächzte ich. »Ich gehe freiwillig.«
    »Du tust … was?«
    »Ich gehe ihm entgegen«, hörte ich mich sagen. »Erhobenen Hauptes. Und sage ihm, dass die Kinder und ich mit ihm nach Hause gehen.«
    »Gerti! Das kannst du nicht machen! Du gibst ihm recht?«
    »Sie ist verrückt geworden … «
    »Gerti, wir haben dir erzählt, wie unberechenbar er ist, und du läufst ihm mit offenen Armen entgegen?!«
    »Ich danke euch für eure Hilfe.« Schnell wischte ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel. »Willem, Carola: Ihr habt schon so viel für uns getan. Ich will euch und eure Kinder nicht in Gefahr bringen.«
    »Aber wir verstecken dich! Wir haben es dir versprochen!« Willem packte meinen Arm. »Er kann uns nichts tun!«
    »Na ja«, sagte Carola. »Ich habe ihn schon erlebt, wenn er wütend ist.«
    Ich nickte wissend.
    Vom Tor her hörte man aggressives Gehupe und einen Schuss. Holz splitterte.
    Aufgeregt kamen die Kinder angerannt.
    »Alles gut«, rief ich und zauberte ein strahlendes Lächeln auf mein Gesicht. »Der Papa holt uns ab!«
    Carola fiel mir schluchzend um den Hals. Ich schluckte.
    »Ich geh dann mal.«
    Und so ging unser Leben in Windhoek weiter. Leo war stinksauer, dass ich einen Fluchtversuch gewagt hatte, und strafte mich, indem er nicht mehr mit mir sprach.
    Die ganze Fahrt über hatte er eisern geschwiegen, und ich war froh, dass er in seinem Zustand keinen Unfall baute. Die Kinder hatten arglos auf dem Rücksitz geschlafen, und ich hatte tränenblind auf die rote Landstraße gestarrt. Er hatte mich in den Bungalow geschubst und mir befohlen, ihm Essigwurst mit Zwiebeln zu machen. Dann hatte er sich mit Whiskey volllaufen lassen.
    Seine Besuche bei Marion fielen kürzer aus; er verbrachte viel Zeit damit, mich zu bewachen.
    Ona spürte die dicke Luft zwischen uns…
    »Missis traurig?«
    »Nein, Ona. Es ist alles in Ordnung. Ich bin nur ein bisschen müde.«
    »Missis schlafen!« Sie zeigte energisch auf den Liegestuhl im Garten.
    Dort träumte ich mich in die Freiheit, nach Reutlingen. Ich hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte.
    Meinen Kindern sagte ich natürlich nichts. Sie vergötterten und bewunderten ihren Vater. Sie waren stolz auf ihn. Welche Mutter sagt ihren Söhnen, dass ihr Vater ein Lügner, ja ein größenwahnsinniger Betrüger ist, der längst andere Kinder in

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