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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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ist sie … normalerweise. Aber ich hatte sie aus Versehen im Haus eingesperrt, und da konnte sie nicht raus.« Mir schmerzte schon der Kiefer, so verkrampft war mein Lachen.
    »Die Katze geht normalerweise durch diese Klappe!« Leo tippte mit dem Fuß an die Luke, die in die Terrassentür eingelassen war. »Wie kannst du sie da eingesperrt haben?«
    »Weil ich aus Versehen den Gartenstuhl davorgestellt hatte«, improvisierte ich in höchster Not.
    »Das ist ja völliger Schwachsinn!«, polterte Leo auch schon streitlustig weiter. »Am Gartenstuhl käme die Katze doch vorbei! Die ist nicht so strohdumm wie du!«
    »Aber nicht, wenn er umgefallen ist«, hörte ich mich weiterfantasieren.
    »Die Kinder haben Räuber und Gendarm gespielt, und ich hatte vergessen, die Terrasse aufzuräumen. Der Stuhl lag quer davor, und da konnte das arme Tier nicht raus.«
    Mir schlug das Herz bis zum Hals. Wie bestellt kam die Katze gerade maunzend von außen durch die Klappe herein und sah mich vorwurfsvoll an, so als wollte sie sagen: »Lügen haben kurze Beine!«
    Sie strich Leo schnurrend um die Beine, der sich bückte und sie aufhob.
    »Armes kleines Vieh«, murmelte er ihr ins Ohr. »Meine Frau ist zu blöd, um dich rauszulassen, und da musstest du auf den Teppich scheißen … «
    O Gott, er hatte es mir abgenommen! Er glaubte mir! Dankbar schluckte ich die vielen Demütigungen und schloss erleichtert die Augen. Als ich sie wieder öffnete, fiel mein Blick auf Ona, die wie aus dem Boden gestampft plötzlich vor mir stand.
    »Missis, wo Staubsauger?«
    Meine Knie wurden weich, und ich sah zu Leo hinüber, der mit einer Zärtlichkeit auf die Katze einsprach, die er für mich nie gehabt hatte.
    »Oh, äh, der Staubsauger, warte, Ona, ich hatte ihn im Schlafzimmer stehen lassen … «
    »So bescheuert kann auch nur die Gerti sein«, hörte ich Leo noch ätzen, als ich Ona an die Hand nahm und die Treppen hochzerrte.
    »Da schon geschaut, Missis … «
    »Im Schrank«, rief ich übertrieben laut. »Wo er immer steht!«
    Mit verschwörerischem Blick zog ich die schnaufende Ona ins Schlafzimmer.
    »Wo Staubsauger?« Missbilligend sah sie mich an. »Nix hier!« Sie öffnete vorwurfsvoll den Kleiderschrank und zeigte auf die zunehmende Leere darin. »Nix drin mehr! Wo alles?«
    Ihre Hand klopfte auf die leeren Fächer, in denen vor Kurzem noch die edle Satinbettwäsche gelegen hatte. »Wer alles nehmen?«
    Sie sah mich prüfend an, und ihr vorwurfsvoller Blick wurde ganz weich, als sie meine Lippen zucken sah. Dicke Tränen kullerten mir über die Wa ngen, ich war völlig erschöpft vom vielen Lügen.
    »Nix Missis weinen!«
    Konnte ich Ona vertrauen? Inwieweit war sie von Leo auf mich angesetzt? Missis schlafen, Missis Liegestuhl! Immerhin hatte sie vorher in diesem Haus für diese Marion gearbeitet!
    »Ona wissen, warum Missis weinen!«
    Verstohlen sah ich zu ihr auf.
    »Mister böser Mann.« Unter ständigem Getätschel sprach mir Ona Mut zu.
    »Mister andere Frau haben. Marion. Ona alles wissen. Missis keine Angst haben. Ona nix sagen.«
    »Oh, Ona!« Ich war ja so unendlich dankbar. Unter Tränen küsste ich ihre weiche Hand. Sie war meine Freundin! So wenig Deutsch wie sie sprach, hatte sie doch verstanden. Frauensolidarität? Oder einfach nur Gerechtigkeitssinn?
    »Ona, bitte verrate mich nicht!« Nervös wie ein Schmetterling flatterte ich zum Schlafzimmerschrank, zu den leeren Regalen und Schubladen.
    »Ona schon wissen. Nix drin.«
    Ich legte den Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete ihr flehentlich, auch weiterhin zu schweigen.
    »Missis weg?« Onas Augen ruhten ernst und prüfend auf mir. »Kinder weg?«
    Ich presste die Lippen zusammen und musste schon wieder weinen. Es war so anstrengend, in meinem eigenen Zuhause so ein erniedrigendes Versteckspiel spielen zu müssen! Jede Sekunde hätte Leo hereinplatzen und Fragen stellen können: Wo ist die Wäsche? Wo ist dein rotes Abendkleid, wo dein Epiliergerät, dein Schmuck, die Truhe! Auch die Kinder konnten jederzeit Verdacht schöpfen. Besonders mein naseweiser Thomas hätte laut schreien können: »Wo ist meine elektrische Eisenbahn?«
    Trotzdem: Ich musste Geduld haben! In ein paar Wochen, vielleicht Monaten, so hatten die Männer gesagt, hätten sie das Geld für die gefälschten Pässe und Flugtickets zusammen. Und dann musste man eine günstige Gelegenheit abpassen, um Leo auszutricksen. Dann müsse alles ganz schnell gehen, hatten sie gesagt. Ich dürfe nichts

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