Gefangen in der Todesgruft (Cassandra) (German Edition)
ihres Badeanzugs reichten. Ihr rechter Arm sah nicht viel besser aus, und ebenso musste es ihre rechte Gesichtshälfte erwischt haben. Trotzdem lehnte sie Barrys Vorschlag ab. Sie hatte zwar kurz das Bewusstsein verloren gehabt, aber sie fühlte sich dennoch in der Lage, aus eigener Kraft zum Schloss zurückzukehren. Und wenn sie nur auf einem Bein humpeln konnte, aber sie würde unter gar keinen Umständen allein an diesem mittlerweile so düster gewordenen Ort bleiben.
Mit Barrys Hilfe überwand Jennifer die großen Felsbrocken, über die das abfließende Wasser des Sees toste, zwängte sich durch enge Felskamine und durchschwamm dann ein kleineres Gewässer, bevor sie einen Ausgang fanden und den Pfad, auf dem Jennifer gekommen war. Dann gingen sie zurück zu der Stelle, an der Jennifer und auch Barry ihre Kleider abgelegt hatten.
Zitternd vor Kälte und dem ausgestandenen Schrecken zog Jennifer ihren hellblauen Baumwolloverall an und schlüpfte in ihre Turnschuhe. Anschließend setzte sie sich auf einen Stein, um sich zu verschnaufen.
Als sie Barrys forschenden Blick auf sich spürte, hob sie den Kopf. In seinen grauen Augen lag ein merkwürdiger Ausdruck, den sie nicht deuten konnte, der sie aber auch nicht gerade beruhigte.
"Sie haben verdammtes Glück gehabt, wissen Sie das?", meinte er jetzt.
Jennifer nickte. "Das habe ich Ihnen zu verdanken. Aber wieso sind Sie gerade im richtigen Zeitpunkt erschienen?"
Er lächelte, was ihn unwahrscheinlich attraktiv machte. "Als ich von Lorna hörte, dass Sie einen Spaziergang machen und vielleicht im Echo Pond noch schwimmen wollten, beschloss ich, Ihnen ein wenig Gesellschaft zu leisten. Ich war gerade hier oben angelangt, als ich zu meinem Schrecken sah, dass die Strickleiter sich löste. Ich zog mir nur rasch die Hosen aus, dann sprang ich hinterher. Zum Glück hatten Sie noch nicht viel Wasser geschluckt."
"Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll", murmelte Jennifer. Sie schüttelte sich und stand auf. "Aber jetzt möchte ich auf dem schnellsten Weg zurück ins Schloss. Denken Sie, dass sich dort eine Salbe für meine Abschürfungen finden wird? Sie brennen wirklich scheußlich."
Barry stützte sie und war ihr auf dem schmalen steinigen Pfad behilflich. "Ich werde Sie nach St. Ives zum Arzt bringen", entschied er. "Das ist mir sicherer. Es könnte schließlich auch sein, dass Sie eine Gehirnerschütterung haben, und damit sollte man nicht spaßen."
Jennifer fühlte sich elend genug, um nicht zu widersprechen. Schwer hängte sie sich an Barry, weil sie glaubte, jeden Moment umzufallen.
Er warf ihr einen eigentümlichen Blick zu. "Hatten Sie sich mit Jason Barski am See verabredet, weil Sie mich erst für ihn hielten?"
"N-nein. Ich dachte nur ..."
Jennifer ließ offen, was sie dachte. Sie hatte plötzlich so starke Kopfschmerzen, dass sie sich auf nichts mehr konzentrieren konnte.
"Geben Sie sich nicht allzu viel mit diesem Typ ab", warnte Barry abfällig. "Mir ist er alles andere als geheuer."
Jennifer nickte nur automatisch, mehr brachte sie im Moment nicht zustande. Es war ihr jetzt gleichgültig, was Barry sagte. Ihr Kopf konnte ohnehin kaum etwas aufnehmen. Sie wollte nur noch Linderung von ihren Schmerzen und schlafen, alles andere war ihr zu anstrengend.
Jennifer verbrachte die Nacht im Bayside Hospital in St. Ives. Man hatte es dort für sicherer gehalten, sie zur Beobachtung hierzubehalten. Am nächsten Vormittag durfte sie wieder nach Hause und wurde von Lorna mit der 'Halcyon' abgeholt.
Angies Mutter war zutiefst entsetzt über Jennifers Unfall.
"Ich werde mir ewig Vorwürfe machen, dass Ihnen auf unserer Insel so etwas Schlimmes zugestoßen ist", klagte sie, als sie nach Killarney Island zurückfuhren.
"Aber nein. Es ist doch nicht Ihre Schuld, dass sich die Strickleiter gelöst hat", beruhigte Jennifer sie mit einem schwachen Lächeln. "Ich hätte vorher die Haltbarkeit überprüfen sollen."
"Trotzdem", beharrte Lorna. "Das hätte einfach nicht passieren dürfen. Von uns geht ja keiner zum Echo Pond schwimmen, aber Angie hätte sich darum kümmern müssen. Wenn sie hier ist, ist sie für die Sicherheit solcher Dinge verantwortlich, und ich verlasse mich darauf, dass sie immer wieder nach dem Rechten sieht."
Jennifer versuchte, die Freundin in Schutz zu nehmen und die Sache herunterzuspielen, doch Lorna blieb untröstlich. Wie einem schwer kranken Kind half sie Jennifer aus dem Boot und kutschierte sie dann mit dem Golf-Cart zum
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