Gefangen in der Todesgruft (Cassandra) (German Edition)
anstrengte, sie konnte leider kein Wort verstehen. Es gab auch keinen Weg, um in die Hütte zu gelangen, was sie vor lauter Neugierde am liebsten getan hätte. Wozu brauchte Jason ein Funkgerät? War es ein Hobby von ihm? Und weshalb versteckte er es so offenbar?
Plötzlich hatte sie wieder tausend Fragen. Das Funkgerät machte Jasons Person nicht weniger geheimnisvoll. Aber sie würde wohl nur etwas erfahren, wenn sie ihn direkt danach fragte. Sie nahm sich vor, das gleich bei der nächsten Gelegenheit zu tun.
Sie wartete noch eine Weile und schlenderte auf den Klippen herum, doch Jason kam nicht. So machte sie sich allein auf den Weg zum Echo Pond, um noch ein wenig zu schwimmen.
* * *
Anfangs genoss Jennifer die Stille und Verträumtheit dieses idyllisch gelegenen kleinen Sees, doch dann fand sie die Idee, allein hierher gekommen zu sein, gar nicht mehr so gut. Trotz des Rauschens, das der Wasserfall verursachte, glaubte sie plötzlich immer wieder Geräusche zu hören, als schliche oben auf dem Felsen jemand herum. Sie fühlte sich auch ständig beobachtet, was sie immer nervöser machte. Als die Sonne dann hinter einem der hohen Felsen verschwand, wurde es Jennifer richtig unheimlich zumute.
Mit eiligen Stößen schwamm sie auf die Strickleiter zu, die den einzigen Weg aus diesem Felskessel bot. Als sie gerade die Hälfte davon hinaufgeklettert war, hatte sie wieder dieses Gefühl, als wäre jemand ganz in ihrer Nähe. Ängstlich hob sie den Kopf und ließ ihren Blick prüfend über die Felskanten wandern.
Obwohl Jennifer nichts Verdächtiges feststellen konnte, wuchs ihre Angst. Das Herz hämmerte ihr wie verrückt in der Brust, als sie wieder daran denken musste, wie dieser Felsbrocken letzte Woche auf sie und Angie herabgedonnert war und sie sich eingebildet hatte, eine dunkle Gestalt davonhuschen zu sehen. Gab es tatsächlich jemanden, der hier auf der Insel sein Unwesen trieb?
Jennifer stieg rasch höher. Der See lag nun in schwindelnder Tiefe unter ihr und sah gar nicht mehr idyllisch aus, sondern eher drohend und gefährlich. Sie hätte nicht so lange hier bleiben sollen, schon gar nicht ohne Begleitung.
Noch während sie diesen Gedanken hatte, gab die Strickleiter mit einem plötzlichen Ruck nach, und Jennifer verlor jeglichen Halt.
Mit einem entsetzten Aufschrei rutschte sie den steilen Felsen hinunter. Verzweifelt versuchte sie, an Felsnasen ihren Fall abzubremsen, doch sie hatte nicht viel Glück dabei. Sie hoffte nur, dass das Wasser des Sees an dieser Stelle tief genug war, damit sie sich nicht zu Tode stürzte. Dann tauchte sie auch schon mit einem heftigen Aufprall in das kalte Wasser ein. Dunkle Wellen schlugen über ihr zusammen, dann wusste sie nichts mehr.
Als Jennifer nach wenigen Augenblicken wieder zu sich kam, fühlte sie sich von kräftigen Händen gepackt, die sie zur anderen Seite des Sees schleppten. Ein rasender Schmerz durchzuckte ihren ganzen Körper, doch das war jetzt nicht so wichtig. Wichtig war, dass sie gerettet wurde und offenbar nicht allzu viel abbekommen hatte.
"Jason", murmelte sie erleichtert, als sie sich vom Husten und Prusten wieder etwas erholt hatte.
"Es tut mir leid, dass ich Ihre Illusionen zerstören muss, Jennifer", sagte jedoch eine andere Männerstimme, die nicht Jason gehörte. "Ich hoffe nur, Sie sind nicht allzu enttäuscht, dass es nur meine Wenigkeit ist, die Ihnen das Leben gerettet hat."
Jennifer drehte verwirrt den Kopf. "Barry!", keuchte sie. "Wie kommen Sie denn plötzlich hierher?"
"Das erzähle ich Ihnen später. Wie fühlen Sie sich? Können Sie laufen? Hier haben Sie festen Grund unter den Füßen."
Barry Allensford half Jennifer, auf den mit Algen überzogenen Steinen am Grund Fuß zu fassen. Vorsichtig gingen sie Schritt für Schritt weiter. Jennifer sah, dass Barry die Strickleiter hinter sich herzog.
"War sie nicht der einzige Weg nach oben?", fragte Jennifer. Tränen stiegen ihr in die Augen. "Wie kommen wir jetzt hier heraus?"
"Keine Sorge, das schaffen wir schon. Dort hinten ist der Abfluss des Sees. Es wird zwar eine nicht ganz ungefährliche Kletterei werden, aber ohne Strickleiter bleibt uns nichts anderes übrig." Barry sah prüfend auf Jennifer herab. "Oder soll ich lieber allein Hilfe holen? Wir haben im Schloss eine Trage. Allerdings müssten Sie dann ein paar Minuten allein hier bleiben."
Jennifer schaute an ihren Beinen hinunter, wo die schmerzhaften Aufschürfungen von den Füßen bis zum Beinausschnitt
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