Gefangen in der Todesgruft (Cassandra) (German Edition)
heute Nacht auch so einen fürchterlichen Krach gehört, oder habe ich das nur geträumt? Es klang, als würde das ganze Haus einstürzen."
"Nein, das hast du nicht geträumt." Jennifer erzählte ihr von der herabgestürzten Figur und drehte es so, als hätte sie eben erst von Richard und Barry erfahren, was dieses Gepolter in der Nacht verursacht hatte. Danach wechselte sie rasch das Thema.
Später half sie Angie, ihre Sachen zusammenzupacken, die sie für ihren Bootstrip brauchte. Am umfangreichsten und schwersten war die Taucherausrüstung, Angies ganzer Stolz. Als Rick vom Festland herüber telefonierte und sein Kommen ankündigte, schafften sie alles mit dem Golf-Cart zur Bootsanlegestelle.
"Lass dir die Zeit nicht lang werden, Jen", sagte Angie beim Abschied und umarmte sie herzlich. "In ein paar Tagen bin ich ja wieder zurück."
Jennifer winkte Angie und Rick nach, dann drehte sie sich mit einem letzten wehmütigen Blick auf die schnittige weiße Jacht um und ging langsam den Weg zurück zum Haus.
Eine starke Beklemmung erfasste sie plötzlich, als sie die graue Fassade von Killarney Castle durch die Bäume schimmern sah. Eigentlich hätte sie ihr Auto nehmen und ein Stück die Küste entlangfahren können, bis Angie wieder zurück war. Doch dann dachte sie an Jason und Angies Mutter, die sich immer so einsam fühlte und nach Gesellschaft sehnte. Die paar Tage ohne Angie würden auch vergehen, und Lorna freute sich schon auf einen Ausflug mit ihr. Aber so positiv Jennifer auch alles zu sehen versuchte, sie konnte nicht verhindern, dass ein beklemmendes Angstgefühl in ihr hochkroch.
Gegen fünf Uhr ging Jennifer zu Angies Mutter in den Salon, um mit ihr den Nachmittagstee einzunehmen. Lorna saß in einem eleganten beigen Seidenkleid auf dem Sofa und lächelte ihr entgegen, doch sie wirkte merkwürdig nervös.
"Kommen Sie, und setzen Sie sich, Jennifer", bat sie und deutete auf den Sessel neben sich. "Sind Angie und Rick gut weggekommen?"
“Oh ja. Angie war ganz schön aufgeregt", erzählte Jennifer lachend. "Vor lauter Hektik wäre sie fast ins Wasser gefallen, und ihre Umhängetasche mit dem Geld und allem musste ich ihr auch noch nachtragen."
Lorna lachte mit. "Typisch meine Tochter." Sie wurde wieder ernst. "Aber begeistert bin ich von dieser Fahrt nicht gerade, muss ich ehrlich sagen. Ich mache mir immer Sorgen, wenn Angie Tauchen geht. Außerdem ist es nicht schön von ihr, Sie nun hier allein zu lassen."
"Das ist doch nicht so schlimm", nahm Jennifer die Freundin in Schutz. "Es sind ja nur ein paar Tage. Und ich denke auch nicht, dass Sie sich Sorgen um Angie machen müssen. Sie ist wirklich eine gute Taucherin, und was sie mir von Rick erzählt hat, ist er es ebenso." Sie lächelte Lorna aufmunternd zu. "Die beiden werden sicher keinen Unsinn machen."
Lorna schien wieder beruhigt, doch Jennifer spürte deutlich deren innere Anspannung. Irgendwie hatte sie das Gefühl, als machte Angies Mutter sich nicht nur wegen ihrer Tochter Sorgen, sondern auch noch um andere Dinge. Hatte sie von den nächtlichen Aktivitäten ebenfalls etwas mitbekommen, und fand sie diese nicht in Ordnung?
Nach dem Tee zog Lorna sich zurück. Da es so ein herrlicher Abend war, beschloss Jennifer, noch etwas zu unternehmen. Sie wollte zu Jason gehen und ihn fragen, ob er mit ihr zum Echo Pond zum Schwimmen ging. Das war ein wildromantischer, von hohen Felsen umgebener winziger See, der von einem Wasserfall gespeist wurde. Mit Hilfe einer im Fels verankerten Strickleiter konnte man hinuntergelangen, und mit einem Tau konnte man sich wie Tarzan zur anderen Seite schwingen. Jennifer liebte diesen Platz besonders.
Wenig später war sie unterwegs zu Jasons Blockhütte. Sie freute sich sehr auf ein paar Stunden mit ihm, doch dann stand sie zu ihrer Enttäuschung vor verschlossener Tür. Jason war nicht da und hatte wie immer seine Tür abgesperrt.
Einer plötzlichen Neugierde folgend ging sie um das ganze Haus herum und spähte dabei durch jedes Fenster. Der kombinierte Wohn-Schlafraum, war diesmal nicht so ordentlich aufgeräumt, das war das Einzige, das ihr auf den ersten Blick auffiel.
Jennifer wollte sich schon wieder abwenden, als etwas ihre Aufmerksamkeit erregte. Pfeiftöne und eine krächzende Stimme drangen gedämpft an ihr Ohr. Dann sah sie auch, woher die Geräusche kamen: aus einem Funkgerät, das von Kleidungsstücken halb verdeckt auf der Eckbank unter dem Fenster stand.
So sehr Jennifer ihre Ohren auch
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