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Gefangen in Deutschland

Gefangen in Deutschland

Titel: Gefangen in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Schneidt
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Sag mal, spinnst du, Petra?« Erregt sprang ich von meinem Stuhl auf. »Du hast doch mitbekommen, wie sich dieser Typ ohne Rücksicht auf Verluste an mich rangemacht hat. Glaubst du wirklich, Kerim hat jetzt ganz plötzlich sein Herz für dich entdeckt? So naiv kannst du doch gar nicht sein!«
    Ich musste eine Pause einlegen, um Luft zu holen, bevor ich weitersprach, so sehr ärgerte ich mich über Petras Gutgläubigkeit.
    »Petra, du weißt ganz genau, dass er eine deutsche Frau zum Heiraten sucht! Wenn er die nicht schnell findet, muss er zurück in die Türkei!«
    »Jetzt mach mal halblang, Katja! Weißt du, wie lange es her ist, dass Ahmed mir ein Geschenk gemacht hat? Jahre ist das her! Warum hätte ich die Kette denn nicht annehmen sollen?« Trotzig warf sie ihre langen dunkelblonden Haare über die Schulter. »Kann es sein, dass du am Ende eifersüchtig bist?«, fragte sie mit einem herausfordernden Blick direkt in meine Augen.
    Mühsam versuchte ich mich zu beherrschen, um nicht vollends die Geduld zu verlieren und sie nur noch anzubrüllen.
    »Ich weiß nicht, was von gestern auf heute mit dir passiert ist, Petra, aber ich glaube, es ist besser, wenn wir erst mal nicht mehr über dieses Thema sprechen. Aber um deine letzte Frage noch zu beantworten: Nein, ich bin definitiv nicht eifersüchtig!«
    Wir saßen noch eine ganze Weile in meiner Küche herum und schwiegen uns an. So sehr wir uns auch bemühten, es wollte uns nicht gelingen, ein normales unverfängliches Gespräch miteinander zu führen. Die Lust auf Kuchenbacken war uns ebenfalls gründlich vergangen. Nach einer Weile stand Petra auf, um sich mit einer fadenscheinigen Begründung von mir zu verabschieden. Zum ersten Mal, seit wir uns kannten, war ich froh, als sie gegangen war. Sie kam mir plötzlich vor wie eine Fremde.
    Aber nun hatte ich mit einem Mal unvorhergesehen freie Zeit zur Verfügung. Was tun? Mahmud war im Krankenhaus, Mustafa war noch nicht von seiner Fahrt dorthin zurückgekehrt, meine Hausarbeiten waren bereits alle erledigt … Spontan beschloss ich, Manuela anzurufen und sie zu fragen, ob ich sie besuchen könnte.
    Meine Geduld wurde nicht lange strapaziert: Schon nach dem dritten Tuten nahm Manuela den Hörer ab. Als sie den Grund für meinen Anruf erfuhr, war sie ehrlich erfreut. Wegen der vierzig Kilometer Entfernung zwischen unseren Wohnorten sahen Manuela und ich uns nicht allzu oft. Meist telefonierten wir nur miteinander.
    »Es ist gut, dass du vorbeikommst, Katja! Es gibt da was, das wollte ich schon länger unbedingt persönlich mit dir besprechen«, weckte sie meine Neugier.
    Natürlich versuchte ich bereits am Telefon herauszufinden, um was es sich denn handelte. Doch vergeblich. Manuela betonte nur nochmals, dass sie das mit mir persönlich bereden müsse.
    Schnell schrieb ich für Mustafa einen Zettel, auf dem ich ihm mitteilte, dass ich Manuela besuchen würde, und machte mich auf den Weg. Die ganze Fahrt über versuchte ich zu ergründen, was wohl passiert sein mochte. Manuela hatte am Telefon so ernst geklungen.
    Als ich endlich bei ihr eingetroffen war, begrüßte sie mich mit der gewohnten Herzlichkeit. Sie hatte schon Kaffee gekocht und sogar noch auf die Schnelle einen Kuchen herbeigezaubert. Trotzdem konnte mich all dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr ganz offensichtlich etwas auf der Seele lag.
    Sobald wir uns an den Tisch in ihrer gemütlichen Küche gesetzt hatten, kam sie auch schon zur Sache.
    »Weißt du, dass sich Mahmud seit einiger Zeit wieder mit Tamara trifft?«
    Manuelas Frage erschütterte mich dermaßen, dass ich mich an meinem Kaffee verschluckte und vor lauter Husten kaum noch Luft bekam. Erschrocken sprang sie von ihrem Stuhl auf und klopfte mir mehrmals kräftig auf den Rücken.
    »Ich deute diese Reaktion jetzt mal als ein Nein«, beantwortete sie sich selbst ihre Frage, während ich noch krampfhaft bemüht war, wieder zu Atem zu kommen.
    »Mahmud tut was?«, presste ich schließlich zwischen zwei Hustenanfällen hervor. »Wie kommst du denn darauf, Manuela?«
    Voller Mitleid schaute sie mich an.
    »Ich weiß das absolut sicher: Seit über einem Monat ruft mich Tamara fast jeden Tag an, um sich bei mir auszuheulen«, erwiderte sie im Brustton der Überzeugung.
    »Seit über einem Monat? Und warum erzählst du mir das erst jetzt? Ich dachte, du wärst meine Freundin und würdest hinter mir stehen! Du weißt doch genau, was ich mit Mahmud alles durchmache!«
    Wut und Enttäuschung

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