Gefangen in Deutschland
breiteten sich in mir aus. Das war ja wohl das Allerletzte! Mahmud, der ein solches Theater veranstaltete, wenn ich von einem fremden Mann auch nur angeschaut wurde, betrog mich mit seiner Exfreundin! Und ich war wahrscheinlich die Letzte, die es erfuhr.
In dürren Worten erzählte mir Manuela, wie alles begonnen hatte. Mahmud hatte wohl als Erster wieder telefonisch Kontakt zu Tamara aufgenommen. Nach einer Weile hatten sie angefangen, sich regelmäßig zu treffen. Offenbar ging es ihm nicht darum, die Beziehung zu ihr wieder aufzunehmen, sondern er wollte nur ab und zu Sex mit ihr haben. Nachdem Tamara sich zunächst darauf eingelassen hatte, war sie irgendwann so weit gegangen, Mahmud vor eine Entscheidung zu stellen: Entweder er würde sich von mir trennen oder aber ihre Affäre sei beendet. Daraufhin habe Mahmud sich nicht mehr bei Tamara gemeldet, erklärte Manuela, was diese dann zum Anlass genommen habe, sich bei ihr auszuweinen.
»Ich wusste einfach nicht, wie ich dir das beibringen sollte«, sagte sie mit schuldbewusster Miene.
Meine Gedanken begannen Karussell zu fahren. Fieberhaft überlegte ich, wie ich mit meinem neuen Wissen umgehen sollte. Ich war mir sicher, dass Mahmud alles abstreiten würde, wenn ich ihn darauf ansprach. Der einzige Beweis, den ich hatte, war Manuelas Aussage. Konnte ich von meiner Freundin wirklich verlangen, ihre Behauptung in Mahmuds Beisein zu wiederholen?
Manuela schien meine Gedanken erraten zu haben.
»Mir ist klar, dass ich ziemlichen Ärger mit Hassan bekommen werde, aber wenn du möchtest, fahre ich mit dir zu Mahmud ins Krankenhaus und konfrontiere ihn in deinem Beisein mit allem, was ich von Tamara weiß«, bot sie mir an.
Ich spürte, wie mir ein paar Tränen die Wangen hinunterkullerten. Aber nicht, weil mich Mahmud offensichtlich über einen längeren Zeitraum betrogen hatte, sondern weil ich mich Manuela in diesem Moment so nahe fühlte! Ich wusste, dass sie große Angst vor Hassan und seinen Gewaltausbrüchen hatte. In dieser Ehe schützte sie noch nicht einmal die Macht der Liebe, denn diese war ja von Hassans Seite aus definitiv nicht vorhanden.
Dankbar nahm ich ihr Angebot an. Vielleicht war Mahmuds Fremdgehen ja meine Chance, aus der Beziehung auszubrechen und einer Hochzeit zu entkommen! Ich würde in jedem Fall seine Familie informieren und mir von dort Rückendeckung für eine Trennung zu holen versuchen.
Als ich eine gute Stunde später auf dem großen Krankenhausparkplatz aus dem Auto stieg, zitterten meine Beine wie verrückt und meine Handflächen waren schweißnass. Ein Blick zu Manuela sagte mir, dass sie genauso aufgeregt war wie ich. Ohne ein Wort miteinander zu wechseln, machten wir uns auf den Weg in die Klinik.
Erstaunt blickte Mahmud von seiner Zeitschrift auf, als er erkannte, wer sich da auf sein Bett zubewegte.
»Was macht ihr denn hier?«, rief er statt einer Begrüßung.
»Ich muss dringend mir dir sprechen!«, lautete meine knappe Antwort.
Mein Tonfall hatte ihm wohl genug verraten. Wie immer, wenn er Unheil ahnte oder ihm irgendetwas nicht passte, verengten sich seine Augen zu schmalen Schlitzen. Doch bevor er etwas sagen konnte, schleuderte ich ihm schon meinen ganzen Zorn entgegen. Ich warf ihm all die Dinge vor, die ich von Manuela erfahren hatte. Meine Stimme überschlug sich fast, so laut brüllte ich. Da Mahmud das Krankenzimmer für sich allein hatte, gab es auch niemanden, auf den ich hätte Rücksicht nehmen müssen.
Mahmud hatte längst sein Bett verlassen und sich drohend vor mir aufgebaut. Mit beiden Händen umfasste er mein Gesicht. Ich war gerade dabei zu überlegen, was er damit wohl bezwecken wollte, als sein Kopf plötzlich vorschnellte und hart gegen meinen schlug. Für einen Moment sah ich lauter kleine Lichtpunkte auf und ab tanzen.
»Wie redest du mit mir?«, schrie er mich an, um sich dann mit zornbebender Stimme an Manuela zu wenden. »Und wie kommst du dazu, Katja so einen Blödsinn zu erzählen? Du hast wohl schon lange keine Prügel mehr von deinem Mann bekommen, was? Kein Problem, Manuela, das lässt sich ändern: Ich werde nachher gleich Hassan anrufen und ihm erzählen, was für eine missratene Frau er hat. Was denkst du wohl, was der mit dir macht?«, lachte er höhnisch.
Doch Manuela ließ sich von seinen Drohungen nicht einschüchtern.
»Das ist ja mal wieder typisch für dich, Mahmud! Du gehst fremd und Katja kassiert die Prügel dafür. Und was Hassan betrifft: Tu, was du nicht lassen
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