Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
meinte gerade, ob der Zirkus in der Stadt gastiert.«
Davina lachte. »Kunststudentinnen. Garantiert«, bemerkte sie.
»Vielleicht eine japanische Pantomimentruppe«, schlug April vor. Prompt brachen die Mädchen in Gelächter aus, während April ein ungewohntes Glücksgefühl durchströmte. Sie gehörte dazu. Die anderen mochten sie, genossen ihre Gegenwart. Niemand verlangte von ihr, die Superheldin zu spielen und jede Sekunde des Tages damit zu verbringen, nach Antworten auf irgendwelche abstrusen Verschwörungstheorien zu suchen. Stattdessen konnte sie sich entspannen, Spaß haben. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie das seit ihrem Umzug aus Schottland nicht mehr getan hatte.
»Wieso hat Marcus dich eigentlich so gehasst, was glaubst du?«, fragte Chessy.
»Er meinte, es gefiele ihm nicht, dass ich mich so oft mit Benjamin unterhalten habe.«
»Ja, mir ist auch schon aufgefallen, dass Benny-Boy ziemlich oft in deiner Nähe ist«, sagte Chessy grinsend. »Und ich dachte, du wärst eine, für die es nur den einen gibt.«
»Nicht mehr«, sagte April. »Falls es überhaupt jemals so war. Gabriel hat wohl versucht, mich zu beschützen, und ich finde es schrecklich, dass er jetzt im Gefängnis sitzt, aber …«
Chessy nickte mitfühlend. »Du könntest es schlechter erwischen. Ben ist ein netter Kerl. Aber ich glaube, wir können dir noch etwas viel Besseres präsentieren.«
»Was meinst du damit?«
Inzwischen waren Chessys Nägel fertig. Sie drehte sich zu Davina und Ling um. »Ich finde, wir sollten unserer neuen Freundin aus Schottland mal zeigen, was London zu bieten hat, meint ihr nicht auch?«
»Das Saturn?«, fragte Davina mit einem verschlagenen Lächeln.
»Ja! Das Saturn«, rief Ling und klatschte begeistert in die Hände. »Oh, du musst unbedingt mitkommen, April. Das wird toll!«
»Was ist denn das Saturn?«, fragte April.
»Der Saturn Club«, verkündete Davina. »Das ist nur der Promi-Club du jour .«
Chessy grinste, wandte sich April zu und formte lautlos »du jour« mit den Lippen.
»Versprich, dass du mitkommst, April«, beharrte Ling. »Dort gibt es massenhaft gut aussehende Männer.«
»Wie könnte ich so ein Angebot ausschlagen?«
April hörte ihr Handy in der Handtasche summen und zog es heraus. Eine SMS von Caro. Sie öffnete sie.
Ich und meine große Klappe mal wieder. Tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt habe. Verzeihst du mir bei einem Eis? Kuss CJ
Nein, heute Abend nicht , dachte April. Heute Abend habe ich etwas Besseres vor.
Fünfundzwanzigstes Kapitel
D as Saturn mit seiner endlos langen, silbernen und von roten Neonstäben beleuchteten Treppe erinnerte April an ein Raumschiff – es hätte sie nicht gewundert, wenn das ganze Gebäude jeden Moment abgehoben hätte. Es herrschte brüllende Hitze, und die ohrenbetäubenden Bässe pulsierten in ihrer Magengegend.
»Hier entlang«, schrie Davina und drängte sich vor ihnen in den großen Hauptraum. »Du wirst begeistert sein!« Sie schob sich durch die Tanzenden zu einer leicht erhöhten Nische, wo ein bulliger Security-Typ das rote Samtabsperrband anhob, um die Mädchen durchzulassen. Der VIP -Bereich bestand aus Nischen aus weißem Leder und modernistischen Plastikstühlen und war intimer als der Rest des Clubs.
Eine Kellnerin brachte die Mädchen zu ihrer Nische. April setzte sich neben Ling und betrachtete bewundernd ihre langen Beine und ihr tadelloses Make-up, während die Kellnerin ihre Gläser mit Champagner füllte.
»Ich muss sagen, seit wir uns das erste Mal begegnet sind, hast du eine 180-Grad-Wendung hingelegt.«
»Ich weiß. Vina hat mein Leben von Grund auf verändert. Wenn ich mir überlege, was für ein todlangweiliger Streber ich früher war … echt peinlich.«
»Sag doch so etwas nicht. Nur weil du nicht dem Anforderungsprofil der Schlangen …«
»Oh nein, so sind sie doch gar nicht. Ich weiß, dass alle sie für eine Handvoll zickiger Miststücke halten, die ihre Zeit nur damit verbringen, über andere herzuziehen, aber wenn man sie erst mal ein bisschen näher kennengelernt hat, sind sie klasse. Ich finde, die anderen schätzen sie völlig falsch ein.«
»Ich muss zugeben, dass sie alle heute sehr nett zu mir sind. Vor allem Davina.«
»Ja, sie ist ein echter Schatz, nicht?«, sagte Ling und blickte mit leuchtenden Augen in Davinas Richtung. »Ich liebe sie wirklich sehr. Ich würde alles für sie tun.«
»Alles?«
»Na ja, fast. Ich hatte mein ganzes Leben Probleme, neue Freunde zu
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