Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
doch um ein Haar hätte sie etwas schrecklich Dummes getan; einen Fehler begangen, den niemand hätte wiedergutmachen können. Und wie sollte sie es anstellen, ihn nicht zu küssen, sollte sie sich tatsächlich mit ihm treffen? Okay, er war ein Vampir, trotzdem verdiente er es nicht, auf diese Weise zu sterben. Sie dachte an seine süße SMS . Apropos. Wie sollte sie darauf reagieren? Darum kümmere ich mich, wenn ich herausgefunden habe … Gerade als sie das Kirchenportal öffnen wollte, schloss sich eine Hand um ihren Arm.
»Nicht schreien«, flüsterte eine Stimme dicht neben ihrem Ohr. »Ich will nur mit dir reden.«
»Gabriel!« Aprils Augen wurden so groß wie Untertassen. »Bist du nicht im Gefängnis?«
Gabriel legte einen Finger auf die Lippen und spähte durch eines der winzigen Fenster neben dem Kirchenportal.
»Abgehauen«, sagte er nur. »Sie wollten mich ins Gerichtsgebäude bringen, und … na ja, es ist eben nicht ganz einfach, mich einzusperren, sagen wir mal so.«
»Vielleicht hätten sie besser aufpassen sollen«, sagte April. »Vielleicht ist es ja genau der richtige Ort für dich.«
Er trat einen Schritt zurück und musterte sie mit gefurchter Stirn.
»Ich habe es nur deinetwegen getan, April. Es ist wichtig, dass du das weißt.«
Sie wich zurück.
»Meinetwegen? Wovon zum Teufel redest du?«
Wieder blickte er aus dem Fenster.
»Ich weiß, dass du keine andere Wahl hattest, aber ich durfte nicht zulassen, dass du die Schuld allein auf dich lädst.«
»Wie bitte? Ich? Du glaubst also, ich hätte etwas mit Marcus’ Tod zu tun?«
Er sah sie verwirrt an.
»Aber natürlich. Du bist die Furie …«
»Na und? Ich habe ihm mit dem Schuh eins übergebraten, und dann bin ich weggelaufen. Wonderwoman bin ich nicht gerade.«
»April …«
»Herrgott noch mal! Du glaubst also ernsthaft, ich hätte ihn getötet? Hallo? Wer von uns ist hier der Vampir?«
»Ich bin dir nachgegangen, April. Dann habe ich dich schreien gehört und bin losgerannt. Und als ich hinkam, lag Marcus mit aufgerissener Kehle da.«
»Ich war es jedenfalls nicht!«
Gabriel blickte stirnrunzelnd zu Boden. »Ich war so sicher, dass du ihn getötet hast. Ich wollte dich beschützen. Deshalb habe ich mich von der Polizei festnehmen lassen. Ich habe Marcus nicht getötet, April. Als ich hinkam, war er schon tot.«
Sie sah ihn an. Seine Besorgnis wirkte so echt, dass sie ihm glauben musste . Tiefe Schuldgefühle überkamen sie. Oh nein , seit Tagen denke ich das Allerschlechteste von dir. Ich hätte sogar um ein Haar einen anderen Jungen geküsst, während du drauf und dran warst, meinetwegen ins Gefängnis zu wandern . April spürte erneut, wie sich ihr der Magen umdrehte.
»Aber ich war sicher, dass du Marcus getötet hast«, sagte sie.
»Nein, April.«
»Aber wer war es dann – und wieso? Ich dachte, du wärst es gewesen, weil du dich auf dein weißes Pferd schwingen und den Helden spielen wolltest .« Oh Gott, das macht alles nur noch schlimmer, oder? Zu glauben, er sei ein arroganter Angeber, war absolut dämlich von ihr gewesen. Er war bereit gewesen, sich für sie zu opfern.
Am liebsten hätte sie sich in seine Arme geworfen und sich für seine Tapferkeit bedankt, doch sie konnte sich nicht überwinden. Noch immer stand etwas zwischen ihnen: Jessica. Okay, es mochte ja sein, dass Gabriel versucht hatte, sie zu beschützen, aber das änderte nichts daran, dass er eine andere Frau geküsst hatte.
»Ich würde alles tun, um dich zu beschützen, April. Ich liebe dich.«
»Das ist ja alles sehr nett, Gabriel«, sagte sie und dachte an den grauenhaften Moment zurück, als er Jessica zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht gestrichen hatte. »Aber dafür ist es ein bisschen zu spät.«
»Ich weiß, wie du dich fühlst, und deshalb bin ich ja hier. Ich konnte keinen Tag länger in dieser Zelle bleiben, während du denkst, ich hätte dich im Stich gelassen.«
»Tja, rein zufällig ist das genau das, was ich denke.«
»Aber du irrst dich.«
»Ach ja? Ich sehe meinen Freund – oder zumindest denjenigen, den ich dafür halte – klar und deutlich, wie er eine andere küsst, nachdem ich ihm gerade eben sein nutzloses Leben gerettet habe. Ich finde, es steht mir zu, mich hintergangen zu fühlen.«
»April. Du musst mir glauben, dass es nicht so ist, wie du denkst. Bitte.«
»Ich wette, es ist ganz genauso, wie ich denke.«
»Es war ein Abschiedskuss.«
»Es sah aber nach ein klein wenig mehr aus.«
Er wandte
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