Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
bin derjenige, der nach einer Story sucht. Und Dr. Tame ist der Presse gegenüber sehr aufgeschlossen.«
April seufzte. Welche Hoffnungen sollte sie sich machen, wenn Peter mit Leuten wie Dr. Tame redete?
»Na ja, trotzdem danke«, sagte sie traurig. Wahrscheinlich hatte sie insgeheim gehofft, er würde rufen: »Vampire? Das ist ja sensationell! Ich setze sofort meine besten Leute darauf an – der Fall ist in einer Woche geknackt, du wirst sehen!« Doch die Wahrscheinlichkeit, dass er so reagierte, war ähnlich groß, wie dass die Polizei sie plötzlich ernst nahm. Sie machte Anstalten aufzustehen, als ihr ein Gedanke kam.
»Was ist, wenn Daddy mit seiner Verschwörungstheorie richtiglag und sich nur im Hinblick auf die Vampire geirrt hat?«, fragte sie.
»Wie meinst du das?«
»Na ja, ich habe seine Notizen durchgesehen, und wenn ich es richtig interpretiere, hat er an einer Enthüllungsstory über Ravenwood gearbeitet.«
»Wirklich?«, fragte Peter. »Was für eine Enthüllungsstory?«
»Es hatte irgendetwas mit dem Schulbeirat zu tun«, antwortete April. »Offenbar weiß niemand genau, wer hinter Ravenwood steckt. Aber es sieht so aus, als würden sie die Schüler für irgendwelche komplizierten Versuchsprogramme für Firmen wie Agropharm benutzen.«
»Agropharm?« Peters Neugier schien geweckt. »Der Pharmakonzern?«
»Zwischen Ravenwood und Nicholas Osbourne besteht eine enge Verbindung. Er ist der Vorstandsvorsitzende von Agropharm.«
»Oh, ich weiß, wer er ist. Er war bei der Beerdigung von deinem Vater. Das ist allerdings hochinteressant«, meinte er und machte sich ein paar Notizen. »Und du sagst also, sie lassen die Ravenwood-Schüler ohne Bezahlung Versuchsprogramme durchführen?«
»Sie verkaufen die Arbeiten der Schüler sogar. Mr Langdon, der Leiter der Naturwissenschaftsabteilung, hat erst kürzlich einen Sensor für Kameras an einen japanischen Elektronikkonzern verkauft und offen zugegeben, dass die Idee von seinen Schülern stammt – du solltest unbedingt mit einem Schüler namens Jonathon reden. Er ist seit einiger Zeit nicht mehr in Ravenwood, deshalb ist er vielleicht bereit auszupacken.«
April hätte Peter am liebsten alles erzählt – dass Jonathon Ravenwood in Wahrheit nicht verlassen hatte, sondern tot war, weil Davina und die Schlangen sein Blut getrunken hatten, ihn ausgesaugt hatten –, doch vermutlich brachte es mehr, wenn er selbst darauf kam, was mit Jonathon passiert war. Sollte er doch selbst die Verbindung zwischen den Ravenwood-Schülern und den Morden herstellen.
»Das ist wirklich sehr interessant, April«, wiederholte er mit Nachdruck. »Hast du noch andere Beweise in der Hand?«
»Eine Mail von Nicholas Osbourne an Mr Sheldon, in der er ihm den Kopf wäscht, weil er nicht ausreichend Futter für das Genie-Fließband liefert.«
»Mr Sheldon? Du sprichst von Robert Sheldon?«
»Ja, er ist Rektor in Ravenwood. Kennst du ihn etwa?«
»Flüchtig«, antwortete Peter nachdenklich. »Tja, das scheint mir schon eher für eine Story geeignet zu sein. Woher hast du diese E-Mail?«
»Recherche«, antwortete April und wurde rot.
»Tja, vielleicht sollte ich mir das Ganze ja doch mal an-sehen. Kannst du noch mehr Fakten ranschaffen, was meinst du?«
»Du brauchst jemanden, der dir Insiderinformationen liefert?«
»Auf die Gehaltsliste werde ich dich nicht setzen, falls du darauf anspielst«, meinte er lächelnd. »Aber zu recherchieren ist bestimmt besser, als nachts allein durch die Stadt zu laufen.«
Einunddreißigstes Kapitel
S o schlimm kann es doch wohl nicht sein, oder ?, dachte April und starrte zu dem Laden auf der anderen Straßenseite hinüber. Ich habe gegen mordlustige Vampire gekämpft. Schlimmer kann es nicht mehr kommen, oder?
Sie holte tief Luft und zwang sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Eins, zwei … über die Straße. Acht, neun … die Tür aufmachen. Die Glasglöckchen klingelten hell, als sie die überfüllte kleine Buchhandlung betrat. April musste sich zwingen weiterzuatmen. Jessica saß hinter ihrem Schreibtisch, genauso wie bei Aprils erstem Besuch. Als sie hereinkam, sah sie auf und hob die Brauen.
»Hallo, April«, sagte sie. »Mit dir hätte ich ganz bestimmt nicht gerechnet.«
April trat zu ihr und streckte ihr die Bibliothekskarte hin.
»Ich habe versprochen, dass ich die Karte zurückbringe. Und daran wollte ich mich auch halten … tja, vielen Dank noch mal.«
Wortlos nahm Jessica die Karte entgegen.
»Und es tut
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