Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
Furie.«
Sheldon schnaubte abfällig. »Erzähl keinen Unsinn«, sagte er. »April ist nicht die Furie.«
»Doch, ist sie«, widersprach Benjamin. »Sie hat Milo und Marcus getötet.«
»Falsch, Ben«, widersprach Sheldon. » Du hast Marcus getötet. Weil ich es dir befohlen habe.«
»Na ja, er stand sowieso schon mit einem Fuß in der Hölle, stimmt’s, kleine Furie? Er hat in dieser Nacht auf dem Friedhof zu viel von deinem köstlichen Blut getrunken. Als ich ihn erwischt habe, sah er aus wie eine Leiche.«
» Du hast Marcus getötet?«, stieß April ungläubig hervor.
»Du dachtest, dein kleiner Schatz hätte ihn sich vorgeknöpft?«, sagte Benjamin. »Wohl kaum. Das arme Lämmchen hat doch Angst vor Blut. Nein, nein. Ich bin dir nach eurem kleinen Streit gefolgt und habe Marcus das Licht ausgeblasen.«
»Und dasselbe werde ich mit dir tun«, knurrte Gabriel.
»Oh, du bist also auch schon wach, ja?« Ben trat zu Gabriel und stieß ihn unsanft in die Seite. »Ich hatte schon Angst, Sterben sei das Einzige, was du heute auf die Reihe kriegst.«
»Genug jetzt!«, unterbrach Sheldon, trat zu April und musterte sie eindringlich. »Stimmt das, April?«, fragte er in einem Tonfall, als wäre sie ein kleines Mädchen, das beim Schwätzen während des Unterrichts erwischt worden war. »Los, rede mit mir, oder soll ich lieber diesen Verräter hier fragen?«
»Verräter?«
Sheldon deutete auf Gabriel.
»Glaubst du ernsthaft, Gabriel könnte irgendjemandem etwas vormachen? Er wollte kein Blut trinken, niemanden töten … das war doch offensichtlich. Und dann tanzt er hier an und behauptet, er wolle unbedingt für den Regenten arbeiten. Als Auftragskiller … was für eine köstliche Ironie, nicht wahr, Ben?«
Benjamin giggelte. »Stimmt, Boss. Soll ich …?«
Sheldon nickte, worauf Benjamin verschwand.
»Also, bist du die Furie, April?«, fragte Sheldon noch einmal. »Du solltest meine Frage lieber beantworten, sonst werde ich Benjamin wohl nicht daran hindern können, dir zu zeigen, was er mit deiner heiß geliebten Miss Holden angestellt hat.«
»Was haben Sie mit ihr gemacht?«
»Ich habe ihr ihre hübsche kleine Kehle aufgeschlitzt«, erklärte Benjamin, der mit einem schweren Metallkanister zurückkam, beiläufig. Er schraubte den Deckel ab und roch daran.
»Ah, ich liebe den Geruch von Benzin am Morgen«, erklärte er lächelnd.
»Es ist Abend, du Idiot«, sagte Gabriel.
Wortlos trat Benjamin vor ihn und kippte ihm die Hälfte des Kanisterinhalts über den Kopf. Gabriel schnappte nach Luft und begann zu husten, während scharfer Benzingestank den Raum erfüllte.
»Was machst du da?«, rief April entsetzt. »Nein! Das kannst du nicht machen!«
»Nein?« Benjamin kippte noch mehr über Gabriels Oberkörper und Beine. »Ich tue es aber trotzdem.«
»Ja, ja, es stimmt, aber hör auf. Bitte! Ja, ich bin die Furie! Ich bin die Furie!«
»Also doch.« Sheldon lachte auf. »Jetzt wird mir plötzlich alles klar. Gabriel dachte, du hättest Marcus getötet, und hat deshalb die Schuld auf sich genommen. Ich dachte, es sei nur ein klassisches Missverständnis gewesen, das uns in diesem Fall sehr gelegen kam. Aber ich hätte es wissen müssen, dass es nicht so ist.«
Sheldon trat erneut vor April und schlug ihr ohne Vorwarnung hart ins Gesicht. April spürte, wie ihre Lippe aufplatzte.
»Du und deinesgleichen, ihr widert mich an«, stieß er hervor.
»Ich kann Sie auch nicht besonders gut leiden«, gab April zurück und spuckte das Blut aus, das sich in ihrem Mund gesammelt hatte.
Er packte sie bei den Haaren und riss ihren Kopf herum, sodass das Geburtsmal zum Vorschein kam. April schrie vor Schmerz, doch Sheldon beachtete sie nicht.
»Sieh mal einer an«, sagte er. »Der Nordstern – das Zeichen der Wiedergeburt, des Lichtbringers. Etwas Besseres als dich hatten sie wohl nicht auf Lager, was?«
»Ich habe immerhin schon zwei von euch getötet«, gab April zurück und reckte trotzig das Kinn.
Sheldon schob sie mit einem abfälligen Schnauben von sich.
»Oh, gut gemacht«, höhnte er. »Damit sind wir ja quitt, was? Wir haben Isabelle Davis getötet und du bist als Nächstes dran.«
»Isabelle? Was hatte sie denn damit zu tun?«
»Offensichtlich hat die Geschichtslehrerin ihre Arbeit nicht anständig gemacht«, sagte Sheldon. »Es gibt drei Furien pro Generation. Isabelle Davis war die erste. Und auch sie hat sich eingebildet, sie könnte uns auslöschen, genauso wie du. Aber das war ein
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