Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
eben …«
Aber dann sah sie, dass ihre Freundin gar nicht zuhörte, sondern wie vom Donner gerührt zur anderen Seite des Raums hinüberstarrte.
»Was ist denn jetzt los?«
»Die Schlangen haben ein neues Königspaar.«
Am anderen Ende des Raums hielten ein gut aussehender Junge und ein chinesisches Mädchen mit langem Haar Hof – Ling Po war vor wenigen Monaten noch ein Streber-Mauerblümchen mit dicken Brillengläsern und klobigen Schuhen gewesen. Dann war sie von Davina und ihrer Clique adoptiert worden, und seitdem gehörte sie zu ihnen, hatte glänzendes, geschmeidiges Haar, trug perfektes Make-up und Designerklamotten. Sie unterhielt sich mit Simon, einem von Caros ältesten Freunden. Simon war immer ein Rebell und Außenseiter gewesen, genau wie Caro, aber seit Wochen hing er nur noch mit den Schlangen und den Rugby-Jungs herum. Inzwischen kleidete er sich sogar wie sie und redete genau wie sie.
»Sieh dir bloß Miss Aschenbrödel an. Kein Mensch würde glauben, dass sie die größte Nullnummer an der ganzen Schule war, ehe sie sich in einen Vamp verwandelt hat.«
»Shhh!«, sagte April, zog Caro von ihrem Stuhl und zerrte sie zum Notausgang der Cafeteria. Sekunden später standen sie draußen auf dem Hof, wo sie keiner hören konnte.
»Caro, du musst vorsichtiger sein! So kannst du nicht vor allen daherreden!«
»Na ja«, erwiderte Caro leicht eingeschnappt. »Es nervt mich eben, wie diese dämliche Ziege einen auf Diva macht.«
»Ich weiß, wie eng du mit Simon befreundet warst, aber du darfst nicht vergessen, dass die Vamps die beiden auf ihre Seite gezogen haben. Du darfst ihre Macht nicht unterschätzen.«
»Welche Macht?«, fuhr Caro sie an. »Wir sind hier nicht in irgendeinem alten Dracula-Film, in dem der böse Vampir die Jungfrau hypnotisiert und sie gegen ihren Willen in den Hals beißt! Wir reden dauernd davon, dass die Blutsauger übernatürliche Kräfte haben, dabei haben sie sie doch gar nicht. Sie vereinnahmen die anderen einfach, das ist alles. Komm in unsere Clique, sei so cool wie wir. Zieh dich so an wie wir, quatsch das gleiche Zeug wie wir, und du bist einer von uns. Wie kann man bloß auf so einen Mist hereinfallen?«
»Daraus kannst du ihnen keinen Vorwurf machen. Sie wollen eben dazugehören.«
»Wen interessiert denn so was?« Caro schüttelte den Kopf. »Simon war auch cool ohne diese Arschlöcher. Er war cool, weil er sich selbst treu war. Das ist es, was mich so ankotzt. Er will lieber so sein wie alle statt wie er selbst!«
April lächelte mitleidig und tätschelte Caros Arm.
»Tut mir leid. Du liebst ihn wirklich, stimmt’s?«
Caro wurde von einer Sekunde auf die andere feuerrot. »Vergiss es, April! Darum geht’s doch gar nicht. Sondern ums Prinzip. Diese arroganten Arschlöcher sind es doch gar nicht wert, dass sie jemand rettet!«
»Doch!«, fuhr April sie an und registrierte verblüfft, wie leidenschaftlich sie klang. »Und ob sie es wert sind! Na gut, du bist sauer auf Simon, aber jedes Menschenleben ist es wert, gerettet zu werden. Man kann ruhig mal sauer auf jemanden sein – ihn aber einfach einem grauenhaften Schicksal zu überlassen, ist ja wohl eine völlig andere Hausnummer! Okay, wir wissen nicht genau, was die Blutsauger vorhaben, aber wir können wohl davon ausgehen, dass es kein Tanztee ist. Willst du etwa, dass einer von denen Simon die Kehle aufreißt? Willst du das?«
Caro sah sie kurz an und senkte den Blick.
»Nein … natürlich nicht.«
»Geh nicht so hart mit ihm ins Gericht. Für ihn ist das mit Sicherheit auch kein Spaß – erinnerst du dich, als ich die arme heulende Ling auf der Toilette gefunden habe, nachdem sie ihr das Blut ausgesaugt hatten? Du kannst ihr nicht vorwerfen, dass sie nicht als Opfer enden will. Und genau diese Schüler müssen wir retten, verstehst du?«
»Okay. Tut mir leid. Aber manchmal wünschte ich, wir müssten all das nicht tun.«
April lächelte. »Aber wer soll die Welt denn sonst retten?«
Caro fröstelte und rieb sich die Schultern. »Jedenfalls keiner von uns, wenn wir uns hier draußen den Tod holen.«
April hakte sich bei Caro ein. »Dann lass uns wieder reingehen.«
Kurz vor der Tür hielt Caro inne.
»Hör zu«, sagte sie. »Bitte sei nicht sauer, aber …«
»Was ist denn los?«
»Na ja, ich habe doch vorhin meinen Plan erwähnt, okay? Wie wir dich mit den Blutsaugern zusammenbringen könnten.«
»Und?«, fragte April argwöhnisch.
Ȁhm, also, ich habe da was arrangiert. Eine
Weitere Kostenlose Bücher