Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
Nemesis der Vampire. Dir muss absolut klar sein, wovon wir hier reden, April. Du musst sie töten. Wir lösen hier keinen Kriminalfall. Es herrscht Krieg, und du bist eine Soldatin. Glaub mir, sie werden dich töten, ohne mit der Wimper zu zucken. Und du musst darauf vorbereitet sein, die Brut zu vernichten.«
April bekam eine Gänsehaut. Allein bei der Vorstellung wurde ihr speiübel.
»Sie zu vernichten. Sie meinen, ich muss ihnen einen Pflock ins Herz rammen oder …«
Traurig schüttelte Miss Holden den Kopf.
»Ich weiß, du bist erst siebzehn und würdest dich lieber nur mit Schuhen und Jungs beschäftigen, aber die Zeiten sind für dich vorbei. Du musst so schnell wie möglich erwachsen werden. Das Leben deiner Freunde und Familie steht auf dem Spiel.«
»Aber ich will das nicht.«
»Einfach wird es nicht werden, April.« Miss Holden faltete die Hände. »Dein Vater wurde ermordet. Ein Vampir hat versucht, dich zu töten. Das ist die Wirklichkeit, der du dich stellen musst. Natürlich kannst du auch alles ignorieren, aber ich bezweifle, dass du dann deinen achtzehnten Geburtstag erleben wirst, ganz davon abgesehen, dass mit dir viele andere unschuldige Menschen ihr Leben verlieren werden. Du kannst Caro, Fiona, deine Mutter und sogar Gabriel nur retten, wenn du dich deiner Aufgabe stellst. Du allein kannst die Bestien stoppen, die es auf euer aller Leben abgesehen haben.«
Von einer Sekunde auf die andere wurde April klar, dass ihre Lehrerin recht hatte. Sie hasste sie dafür, doch die tiefe Wahrheit ihrer Worte ließ sich nicht verleugnen. Es ging nicht mehr allein um sie. Es war nie um sie allein gegangen.
»Dann sagen Sie mir, was ich tun soll!«
Miss Holden breitete die Hände aus.
»Finde das Buch.«
Mit offenem Mund starrte April sie an.
»Ich soll das Buch finden?« Sie rang um Fassung. »Mehr haben Sie mir nicht zu sagen, Miss? Ich bin hierhergekommen, weil ich einen Rat von Ihnen wollte, und dann erzählen Sie mir bloß, dass ich das Buch finden soll? Dann verraten Sie mir wenigstens, wo ich es finde!«
»Du weißt, dass ich das nicht darf, April.«
April ballte die Hände zu Fäusten. Ist es okay, wenn ich meine Furienkräfte benutze, um es den verdammten Wächtern heimzuzahlen? , fragte sie sich, während sie ihre Lehrerin wütend ansah.
»Lassen Sie mich raten«, sagte sie mit bebender Stimme. »Es verstößt gegen die Regeln, stimmt’s?«
»Versteh doch, April. Ich hätte dir noch nicht einmal von dem Liber Albus erzählen dürfen. Ja, es gibt Regeln.«
»Ich pfeife auf Ihre verdammten Regeln und Ihren verdammten Krieg!«, platzte sie heraus. »Wenn Sie mir nicht helfen, was wollen Sie dann überhaupt von mir?«
Sie nahm ihre Tasche und ging zur Tür. »Wissen Sie was? Ich werde meine Freunde um Unterstützung bitten. Die helfen mir nämlich, egal wie gefährlich es wird – weil wir aufeinander aufpassen.«
»April, bitte.«
»Wir sehen uns in der Schule«, sagte April und verließ das Haus.
Sechstes Kapitel
A pril stand der Sinn alles andere als nach Schule, aber sie wusste, dass kein Weg daran vorbeiführte. Nach allem, was vorgefallen war, hätte man ihr garantiert erlaubt, ein paar Tage zu Hause zu bleiben. Doch nach ihrem Gespräch mit Miss Holden war ihre Entschlossenheit nun umso größer. Die Frau trieb sie mit ihren rätselhaften Äußerungen und ihren lachhaften Regeln in den Wahnsinn, aber in einem Punkt hatte sie recht: April durfte keine Zeit verlieren. Sie musste die Ärmel hochkrempeln und sich an die Arbeit machen. Sie musste das Buch finden, um Gabriel helfen zu können, und anschließend den Regenten aufspüren, um Gabriel aus seinen Fesseln zu befreien – dann würden sie endlich zusammen sein können. Außerdem musste sie herausfinden, wer ihren Vater auf dem Gewissen hatte – erst dann würde sie ihren Frieden finden. Sie war viel zu lange ein naives kleines Mädchen gewesen. Jetzt war es an der Zeit, erwachsen zu werden und zu akzeptieren, dass all das nicht von allein aufhören würde. Ja, sie wünschte sich ihren Vater zurück, wünschte, dass Gabriel und sie irgendwo an einem anderen Ort ein neues Leben beginnen könnten, und am allermeisten wünschte sie sich, diese verdammte Furien-Sache würde nicht über ihr hängen wie das sprichwörtliche Damoklesschwert. Als sie die Stufen zum Haupteingang hinaufging, beschloss sie, alles nur Menschenmögliche zu unternehmen, um der Bedrohung durch die Blutsauger ein Ende zu setzen. Was sie lähmte, war das
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