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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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lautem Ton. »Erspart mir Eure Lügen, alter Mann. Ein normannisches Schloss dient nichts und niemand anderem als dem normannischen König.«
    »Und doch wollt Ihr und Euer Bruder eines besitzen«, antwortete er. »Genug, um dafür zu morden.«
    »Ich habe DuMaine nicht ermordet«, sagte sie und bemühte sich, seine Worte nicht an sich heranzulassen.
    »Habt Ihr nicht?«, konterte er.
    »Nein.« Sie sollte diese Unterhaltung jetzt beenden. Sie konnte sie nur verärgern. »Aber warum kümmert es Euch? Ihr habt Eure Vergütung bekommen, und wir haben Euch verschont. Warum kümmert es Euch, wer hier lebt, wenn Eure Aufgabe vollbracht ist?«
    »Ich bin es nicht gewohnt, dass mein Überleben infrage gestellt wird«, antwortete er. »Und ich bin nicht gerne verwirrt. Ich dachte, Lebuin wollte, dass dieses Schloss fällt. Drei meiner Steinmetze wurden im Schlaf ermordet – ich dachte, das sei das Werk Eures Bruders gewesen.«
    Sie lächelte und zog den Dolch aus ihrem Gürtel. »Nicht das meines Bruders, Meister.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu und war befriedigt, als er zurückwich und sich seine sanften Augen vor Entsetzen weiteten. »Wenn ich die Wahl hätte, würde dieses Schloss dem Erdboden gleichgemacht, und kein anderes würde jemals an dessen Platz entstehen. Dies ist kein normannischer Besitz. Unsere Leute sind keine Sklaven.«
    »Der König ist Normanne, Mylady, ob es Euch gefällt oder nicht«, sagte er in überraschend sanftem Tonfall, als wäre sie seine Schülerin. »Dieses Schloss befindet sich in England, und England wird von normannischen Adligen regiert. Alle, die hier leben, tun dies freiwillig.«
    »Ich nicht«, erwiderte sie. »Und meine Leute auch nicht.« Sie hielt noch immer den Dolch in der Faust und hegte einen Moment den verwegenen Gedanken, ihn mit einem einzigen Streich töten und diesen Wahnsinn beenden zu können. Hätte Sean keinen Bauleiter mehr, um dieses Schloss fertigzustellen, müsste er sein idiotisches Bündnis mit dem Baron von Callard lösen, mit diesem Fremden, der sich in den Schatten verbarg, Waffen austeilte und Ratschläge gab. Sie trat mit vorgestrecktem Dolch sogar einen Schritt näher heran.
    Aber sie konnte es nicht tun. Sie konnte im Kampf töten, aber dies hier wäre kaltblütiger Mord. Und außerdem würde Sean ihr das vielleicht niemals vergeben, und wo wäre sie dann? Wen hätte sie noch, wenn Sean sie fallen ließe? »Ich bin sehr müde, Meister Silas«, sagte sie und steckte den Dolch wieder ein. »Ich denke, ich sollte gehen.«
    »Lady Clare braucht Euch, Mylady«, sagte er. »Sie braucht zu ihrem Schutz Eure Kraft, Eure weibliche Güte …«
    »Ich besitze keine weibliche Güte, Sir«, unterbrach sie ihn. »Die Kleine wird meinen Schutz bekommen, weil sie ein unschuldiges Kind ist. Aber fordert nicht von mir, gütig zu sein.« Sie blieb an der Tür stehen und schaute zu ihm zurück, zu diesem seltsamen Mann, der weder Ritter noch Bauer noch Priester war. »Ich weiß nicht, wie man das ist.« Sie ließ ihn zurück, bevor er antworten konnte, schlug die Tür hinter sich zu und entfernte sich eiligen Schrittes.
    Sie warf sich auf ihr Bett, das einst Tristan gehört hatte, der einzige Ort, an dem sie sicher sein konnte, nicht gestört zu werden. Die blutbefleckten Laken waren entfernt worden, aber die zerrissenen Fesseln, die ihren Ehemann festgehalten hatten, hingen noch an den Bettpfosten. Sie hob das Ende der einen gerissenen Fessel an und wunderte sich über dessen Stärke. Der Riemen war aus Leder von der Breite eines Pferdezügels, und doch hatte Tristan ihn zerrissen. Sie dachte an seine Hand an ihrer Kehle, und ihre Finger wanderten unbewusst zu den blauen Flecken. Sie dachte daran, wie er sie hart gegen die Wand gepresst hatte, an seine Hand, die ihre Faust umschlossen hatte. Sie dachte an seine Küsse, besitzergreifend und zart, an die Kraft seiner Arme, mit denen er sie umschlossen und festgehalten hatte. Teufelin hatte er sie genannt und sie verflucht, aber ihren Namen hatte er wie ein Gebet ausgesprochen. Siobhan, hatte er geflüstert und seine Hände durch ihr Haar gleiten lassen.
    »Nein«, sagte sie laut und vergrub ihr Gesicht in den Kissen. »Ich werde nicht mehr darüber nachdenken. Er ist tot.« Tränen brannten in ihren Augen, und sie ließ sie fließen, denn sie war zu müde, um noch zu kämpfen. »Tristan DuMaine ist tot.«
    Als die Sonne unterging, erwachte Tristan in der Bauernhütte. Während die Dunkelheit niedersank, wagte er sich ins

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