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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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»Wie ich hörte, könnt Ihr mir das Seelenheil verkaufen.«
    »Das ist … das ist nicht so einfach.« Angst flackerte in den eng stehenden Augen auf, und Schweiß brach auf seiner Stirn aus. Er tat einen Schritt zur Seite auf die Tür zu, und Tristan packte ihn vorne an seinem Nachtgewand. »Ich müsste Euch erst die Beichte abnehmen!«
    »Warum?« Tristan beugte sich herab, atmete den Geruch des Mannes ein und lauschte seinem Herzschlag, der schnell und schwach war wie der eines Kaninchens. »Seid Ihr ein Priester?« Dieses Mal konnte er spüren, wie die Zähne an seiner Zunge scharf wurden und der Hunger in seinem Bauch zunahm. »Zeigt mir dieses heilige Ding, das Ihr zu besitzen behauptet«, sagte er mit tiefer Stimme, die rau und belegt war, als hätte er zu viel Wein getrunken. »Vielleicht wird es Euch beschützen.«
    Der Ablasshändler benutzte beide Hände, um sich aus Tristans Griff zu befreien, und taumelte mit vor Angst bleichem Gesicht rückwärts auf eine Kiste zu. »Es ist hier.« Er nahm ein vergilbtes Stück Leinen hervor. »Der Schleier der gesegneten Jungfrau Maria.«
    »Wie beeindruckend.« In Wahrheit hätte die Mutter Jesu angesichts all der Kleidungsstücke, die ihr zugeschrieben wurden, jeden Tag drei oder vier Mal die Kleider wechseln müssen und dasselbe Kleidungsstück nie zwei Mal tragen dürfen. Tristan griff vorsichtig nach dem Schleier, während er sich daran erinnerte, wie das Kreuz des Bauern seine Fingerspitzen verbrannt hatte.
    »Ist er nicht wunderschön?«, fragte der Ablasshändler offensichtlich ermutigt. »Ich habe viele Male einen Hauch ihres süßen Duftes wahrgenommen, der noch immer in den Falten haftet.«
    Tristans Finger schlossen sich um das Tuch … nichts. Was auch immer es war, es war nicht gesegnet. Er begegnete dem Blick des Ablasshändlers, und ein sardonisches Lächeln verzog seine Mundwinkel.
    Plötzlich blitzte eine Klinge durch das falsche Relikt hindurch auf, ein Dolch, den der spindeldürre Betrüger in den Falten verborgen hatte. Er stieß ihn Tristan hart in den Bauch. »Ich habe Euch gewarnt«, sagte er und zitterte am ganzen Leib, während sein Herzschlag in der Luft pochte. »Ich sagte Euch, Ihr solltet gehen.«
    »In der Tat.« Tristan zog die Klinge aus seinem Fleisch und verspürte einen Moment lang Schmerz, bevor sich die Wunde zischend selbst heilte. »Wie viele andere habt Ihr bereits fortgeschickt?« Er dachte an den Bauern, der um seine sterbende Frau geweint und ihre Ehre verteidigt hatte, und Zorn übermannte ihn. »Wie viele andere habt Ihr der Vergebung für nicht wert befunden?« Er packte den Mann bei seinen dürren Schultern und hob ihn hoch. »Ihr, der Ihr nicht einmal auf eine Made hinabblicken könntet – wie viele gute Leute habt Ihr in die Hölle verbannt?« Und dann riss er ihm die Kehle auf, ohne auf eine Antwort zu warten.
    Später ging er in den Hof des Gasthauses hinaus, wo sich bereits eine Menge von Bauern versammelt hatte, die auf die Dämmerung und ihre Chance warteten, betrogen zu werden. Da er sich durch ihre reine Unschuld elend fühlte, öffnete er die Ledertasche, die er dem Leichnam des Ablasshändlers abgenommen hatte. »Bewahrt euch eure Beichten für einen wahren Priester«, riet er ihnen, wobei er kaum laut genug sprach, um gehört zu werden, bevor er Münzen in die Menge streute. »Hier gibt es keine Erlösung.« Er beobachtete einen Moment, wie sie sich balgten, wandte sich dann ab und verschwand in die Nacht.
    Siobhan trat auf den Hof hinaus und atmete die kühle Nachtluft ein, wobei ihre Augen vor Tränen brannten. Über ihr befand sich der Turmhügel. Die Silhouette des Turms hob sich vor dem gelben Mond schwarz ab, und sie merkte, wie ihr Blick davon angezogen wurde, wie etwas an ihrer Erinnerung nagte. Er war offensichtlich brandneu, die neueste Entwicklung hässlicher normannischer Architektur. Aber etwas daran war vertraut.
    »Wo warst du?«, fragte Sean, der über den Hof auf sie zukam. »Es ist nach Mitternacht.«
    »Der Junge, Richard«, antwortete sie. Er runzelte die Stirn. »DuMaines junger Knappe.« Er nickte. »Er ist tot.«
    »Ah.« Er legte einen Arm um ihre Schultern. »Armer Junge.« Er blickte ihr ins Gesicht. »Geht es dir gut?«
    »Natürlich.« Ihr Bruder zeigte allmählich eine alarmierende Tendenz, sie wie eine Frau zu behandeln, und sie machte sich nicht das Geringste daraus. Der Junge war immerhin ein Soldat. Sein Tod war gerechtfertigt. Warum sollte sie um ihn weinen? »Er bedeutete

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