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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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hier und jetzt da und forderte seine Aufmerksamkeit. Was dem Himmel am nächsten von all dem kam, was er jemals berührt hatte, war sein Kind, seine Clare gewesen. Hätte er sein Schloss so fertiggestellt, wie er es sich erhofft hatte, und das Heim errichtet, das er gewollt hatte, wäre er wahrscheinlich sogar beizeiten auf Gott gestoßen – sein Vater, so hatte man ihm erzählt, hatte der Kirche auf seinem Sterbebett eine große Summe Geld gespendet und sich somit von seinen Sünden freigekauft. Aber Lebuin und seine Briganten hatten Tristan diese Chance verwehrt.
    Innerhalb der nächsten Stunde sah er auch andere auf der Straße, überwiegend Bauern, die in unregelmäßiger Abfolge in die entgegengesetzte Richtung zogen. Die meisten von ihnen betrachteten ihn neugierig, den Mann, der wie sie gekleidet war, aber Pferd und Waffen eines Adligen besaß, und einige der Männer lächelten und nickten im Vorübergehen. Aber es dauerte Meilen, bis ihn tatsächlich jemand ansprach. »Gehört Ihr zu Sir Reeses Leuten?«, fragte ein alter Mann mit einer Heugabel.
    »Richtig«, antwortete Tristan, als hätte er irgendeine Ahnung, wer Sir Reese war. »Wo wollt ihr Leute so spät noch hin?«
    »Nach Hause«, antwortete der alte Mann. »Und dort wären wir auch besser von Anfang an geblieben.«
    Tristan folgte ihnen ungefähr eine Meile weit und entdeckte, dass alle diese Menschen vom Besuch eines reisenden Ablasshändlers in dem Dorf Kitley an der Küste kamen, und er begriff, was der alte Mann gemeint hatte. Ein Ablasshändler stand an unterster Stelle der kirchlichen Hierarchie, war nicht einmal ein Priester. Die meisten waren Schreiber, die für die Reichen Dispense ausstellten und dem Bischof deren Buße übermittelten, wobei sie üblicherweise ein wenig für ihre eigenen Ausgaben abzweigten. Einige besserten dieses Einkommen durch verschiedene Ränke auf, nahmen das gemeine Volk aus, deren knappe Pennys die wahre Kirche nicht genug beeindrucken konnten, um ihnen einen Ablass zu gewähren. Dieser Ablasshändler hatte behauptet, er besitze ein heiliges Relikt, einen Schleier, der einst der Jungfrau Maria gehört hatte. Er hatte angeboten, das gemeine Volk dürfe den Schleier gegen eine Gebühr berühren, um die Seele von der Sünde und den Körper von Schmerz zu befreien. »Hat es funktioniert?«, fragte Tristan den alten Mann.
    »Nein, Junge«, antwortete er über seinen Stock gebeugt. »Seht Ihr mich nicht?« Er lächelte ein zahnloses, verbittertes Lächeln. »Er sagte, ich sei nicht bußfertig genug.«
    »Hochmut ist eine Todsünde«, stimmte Tristan ihm zu und erwiderte sein Lächeln.
    »Ja«, antwortete der alte Mann. »Das ist er.« Er schaute über die Schulter zu einem Wagen zurück, der ihnen in einiger Entfernung folgte. »Für mich ist das keine so große Sache«, erklärte er seufzend. »Aber seht Ihr jene dort? Das ist die Familie einer Frau, die nach der Geburt ihres Kindes einen Blutsturz erlitt.« Sein runzeliges Gesicht verfinsterte sich. »Die falsche Schlange sagte, sie müsse ihrem Ehemann wohl untreu gewesen sein«, erzählte er und senkte seine Stimme, als wollte er nicht belauscht werden. »Sie starb im Hof des Gasthauses.«
    Wäre Tristan noch ein adliger Lord gewesen, hätte er diesen Ablasshändler in den Stock legen lassen. Aber da er es nicht mehr war … Sein Dämonenhunger wurde stärker, wie er merkte, und Kitley lag nicht so weit abseits seines Weges. Vielleicht würde er ein wenig eigenen Sündenerlass suchen. »Gute Reise, Gevatter«, sagte er und wendete sein Pferd.
    Der Ablasshändler hatte bereits sein Nachtgewand angelegt, als Tristan an seine Tür klopfte. »Fort mit Euch«, zischte er durch den winzig kleinen Spalt, durch den er hinausspähen konnte. »Kommt am Morgen wieder.«
    »Am Morgen wird es zu spät sein.« Tristan drang gewaltsam ein, während sich der spindeldürre Mann noch immer an den Türgriff klammerte. »Wie ich hörte, besitzt Ihr ein heiliges Relikt. Ich möchte es sehen.«
    »Und wer seid Ihr, dass Ihr solche Forderungen stellt?« Der Mann wirkte wie ein frisch gerupftes Huhn, aber er benahm sich wie der wiedergeborene Cäsar. »Hinfort, sage ich.« Tristan trat mit finsterer Miene näher, und der Mann wich einen Schritt zurück. »Wer seid Ihr?«
    »Ein Sünder.« Als Tristan den Mann beobachtete, konnte er sich dessen Verachtung für die Frau, die er zum Sterben fortgeschickt hatte, gut vorstellen, und der gerechte Zorn eines Dämons begann in ihm zu schwelen.

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